Am 31. August ist Schluss mit dem Bank Austria Kunstforum. Die renommierte Abramović-Ausstellung soll im Herbst in der Albertina Modern stattfinden. Über Jahre hatte die Signa von Pleitier René Benko die Räumlichkeiten um beachtliche 2,5 Millionen Euro pro Jahr vermietet und im Gegenzug ein Sponsoring in selber Höhe fließen lassen.
Um 55 Millionen Euro hatte der Immobilienspekulant das Haus in der Wiener Innenstadt gekauft, zwischenzeitlich lag der Wert sogar bei 160 Millionen Euro. Die Bewertung in die Höhe trieb jedenfalls auch die teure Miete, die die Bank Austria über Jahre für die Räumlichkeiten des Kunstforums an Signa überweisen musste: 2,5 Millionen Euro flossen jährlich, das sind angesichts der Größe von 1200 bis 1300 Quadratmetern gut 150 Euro pro Quadratmeter – ein stolzer Preis. Selbst für eine Top-Lage, in der für Büromieten rund 30 Euro bezahlt werden.
Doch die Signa glich das aus, indem sie laut vorliegenden vertraulichen Unterlagen ein Sponsoring über zuletzt 2,5 Millionen Euro pro Jahr bereitstellte. Eine Art Nullsummenspiel als Win-Win-Situation – und zu Benkos Freude stand in den Signa-Büchern zusätzlich eine attraktive Bewertung.
160-Millionen-Euro-Bewertung
Die 160 Millionen Euro, mit denen die Liegenschaft im intransparenten Reich des Finanzjongleurs bewertet war, konnte Benko freilich nie realisieren. Nach dem Signa-Konkurs schlug der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer zu. Laut „Krone“-Informationen bezahlte seine Gesellschaft 2025 etwas weniger als 100 Millionen Euro für das Haus, in dem auch der Verfassungsgerichtshof untergebracht ist. Seitdem ist die Zukunft des Kunstforums unklar. Die Bank Austria beendete den Mietvertrag. Die Bemühungen, einen anderen Sponsor für das Fortbestehen der Kultureinrichtung zu gewinnen, blieben aber letztlich erfolglos. Am 31. August muss nun alles besenrein übergeben werden. Die für Herbst geplante Ausstelung der renommierten Künstlerin Marina Abramović findet stattdessen in der Albertina Modern statt.
Die Suche nach einem neuen Mieter für die frei werdenden Flächen in zwei Etagen läuft. Dem Vernehmen nach dürfte ein Handelskonzern aus der Modebranche gute Karten haben. Auch einem internationalen Lebensmittelkonzern wird Interesse nachgesagt.
Verfassungsrichter dürfen bis 2062 bleiben
Einst hatte selbst der Verfassungsgerichtshof Bestrebungen, die Flächen für eigene Ausstellungen zu nutzen – angesichts des Spardrucks der staatlichen Körperschaften gilt diese Variante jedoch als äußerst unwahrscheinlich. Der Verfassungsgerichtshof ist seit 2012 mit einem 50-Jahres-Vertrag in dem Gebäude eingemietet.
Die Stiftung des Innviertler Unternehmers Josef Rainer war bereits 2023 durch einen spektakulären Immobiliendeal in der Wiener Innenstadt aufgefallen. Sie übernahm damals von der schlingernden Signa für 94,5 Millionen Euro das Eckhaus in der Kärntner Straße 11, in dem sich der Apple-Store befindet.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.