765.000 Euro für Möbel, 600.000 Euro für ein Entertainmentsystem, knapp 400.000 Euro für den Weinkeller – selbst das Silberbesteck der Villa N schlug mit über 300.000 Euro zu Buche. Jetzt sieht sich Finanzjongleur René Benko mit höchst unangenehmen Fragen der Ermittler konfrontiert.
Für René Benko wird die Luft dünner, für die Ermittler die Suppe dicker. Der Finanzjongleur steht im Verdacht, im Zusammenhang mit seiner persönlichen Milliardenpleite im März 2024 Gläubiger geschädigt zu haben, indem er möglicherweise seinem Masseverwalter nicht alle Vermögenswerte offenlegte.
Konkret geht es beim aktuellen Vorwurf, dem die Kriminalisten nachgehen, um die Inneneinrichtung einer Luxusvilla in Innsbruck Igls, die den Benkos ab Ende 2021 als Wohnsitz diente. Während die Signa-Gruppe langsam ins Straucheln geriet, wurde das Anwesen der Familie mit beispielloser Opulenz ausgestattet. Kosten: gut acht Millionen Euro. Diese Ausstattung steht nun im Zentrum intensiver Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Der Verdacht: Teile des Benko-Vermögens könnten gezielt verschoben oder verschleiert worden sein, um Gläubiger zu schädigen.
Benko selbst hatte offenbar bei der luxuriösen Einrichtung und Ausstattung der Villa, die eigentlich der Stiftung seiner Mutter gehörte, das entscheidende Wort. In einer internen E-Mail an seinen Innenarchitekten schrieb der Tiroler beispielsweise: „Kannst Du mir bei der eckigen Variante noch klassischere ,eckige Sofas‘ rendern? Und auch die beiden Couchstühle gefallen nicht.“
„Wie eine Pergola aus Capri“
Auch der Außenbereich lag ihm persönlich am Herzen: „Gibt es schon Ideenvielfalt von möglichen Gartenmöbeln – sowohl Lounge auf der Terrasse, Esstisch und Stühle – und die kleine Terrasse zum Frühstücken vor der Küche (ähnlich wie eine Pergola aus Capri)?“
Benkos Liebe zum teuren Detail kostete Millionen. Laut interner Aufstellung wurden allein bei einem Münchner Luxusausstatter rund 765.000 Euro für Möbel veranschlagt. Weitere 600.000 Euro flossen in ein Entertainmentsystem. Der private Clubfloor schlug mit 440.000 Euro, der Weinkeller mit fast 400.000 Euro zu Buche. Selbst für Silberbesteck wurden über 300.000 Euro kalkuliert.
Bilder: Entwürfe für die Inneneinrichtung der Villa N in Innsbruck, die sich René Benko schicken ließ.
Auch ein Billardtisch, ein Barbereich, ein Fitnessraum oder ein Tresorraum für Schmuckstücke wurden eng mit dem Ehepaar Benko abgestimmt, wie sich aus einem Schriftverkehr ergibt. Und das, obwohl das gesamte Luxusanwesen, das die Benkos einrichteten, offiziell einer Tochterfirma der Laura Privatstiftung gehört, mit der René Benko bekanntlich nichts mehr am Hut haben möchte. In einem Schreiben an einen italienischen Lieferanten gab sich Benko, der als Bauherr aufgetreten sein soll, sogar als „Eigentümer“ aus. Wasser auf die Mühlen der Ermittler, die Benkos Mutter als Stifterin ohnehin als Stroh-Mama im Schattenreich der Benko-Stiftungen vermuten.
„Die eine Million ist schon wieder weg“
Ein interner Mailverkehr aus 2021 offenbart, wie selbstverständlich in der damaligen Benko-Welt mit Millionenbeträgen jongliert wurde. Ein Mitarbeiter schrieb an den damaligen Chef-Controller: „Würde gerne diese und weitere Rechnungen bezahlen. Leider haben wir die 1 Mio. schon wieder aufgebraucht.“ Die Antwort kam prompt: „Kümmere mich darum. Das Geld, also eine weitere Mio., solltest du bis Freitag aber haben.“
Geld war – scheinbar – nie das Problem. Es floss, als gäbe es kein Morgen. Doch nach seinem beispiellosen Milliarden-Crash interessiert sich die Justiz mehr denn je für Benkos privaten Lebensstil.
„Verheimlichung seines Eigentums“
Laut Ermittlungsunterlagen, die der „Krone“ und „News“ vorliegen, soll Benko sein Vermögen „zumindest zum Schein verringert“ und damit einen Schaden von über 300.000 Euro verursacht haben. Ein zentraler Vorwurf betrifft eben diese Einrichtung der Luxusvilla mit einem geschätzten Wert von acht Millionen. In einem internen Dokument der Ermittler ist von der „Verheimlichung seines Eigentums an den Einrichtungsgegenständen der Villa“ die Rede.
Benkos Problem: Die von Benko ausgesuchte Millionen-Einrichtung wurde von der zuständigen Schlosshotel Igls GmbH & Co. KG, einer Tochter der Laura-Stiftung, bezahlt. Der Kaufpreis wurde von dieser Gesellschaft als Darlehen an Benko verbucht. Ein Vorgang, der nach Benkos persönlichem Konkurs von ihm selbst nunmehr offenbar ganz anders gesehen wird – er sei nie Eigentümer des Luxus-Interieurs gewesen und das verbuchte Darlehen für dessen Kaufpreis somit nicht schuldig.
Benkos Pech: Sein Steuerberater und sein Geschäftsführer Marcus „Unterschriften-August“ Mühlberger hatten gegenüber der Finanz offenbar Jahre vor Beginn der großen Signa-Pleitewelle zu Protokoll gegeben, dass René Benko die Einrichtung gekauft habe.
Benko widerspricht seinen beiden ehemaligen Mitstreitern heftig. Er zeigt sich bei seiner Beschuldigtenvernehmung im Gefängnis zunehmend genervt: „Ich stelle mir die Frage, wie oft Sie heute noch das Thema Einrichtungsgegenstände, Inventar und Excel-Listen wiederholt fragen wollen.“
Bettwäsche, Servietten und Geschirr
Doch die Ermittler bleiben dabei: „Warum sollte die Vermieterin (also die Tochter der Laura-Stiftung, Anm.) unter anderem Bettwäsche, Tagesdecken, Tischdecken, Servietten, Geschirr ankaufen und dann an den Mieter vermieten?“ Antwort Benko: „Warum nicht?“
Bewohnt wurde das Anwesen bis vor wenigen Monaten von Benkos Familie. Die Miete für ihren Sohn übernahm – zumindest bis zu seiner Festnahme im Jänner 2025 – zuletzt seine Mutter. Stellt sich die Frage, warum die Kriminalisten zum Thema „Eigentum der Luxus-Einrichtung“ so genau ermitteln. Ganz einfach: Wäre Benko der Eigentümer, hätte sein Masseverwalter die Gegenstände verkaufen können. Dann wäre Benkos Offenbarungseid in seinem Konkurs falsch gewesen. Wenn dieser Vorwurf stimmen würde, könnte das zu einer Anklage wegen betrügerischer Krida führen. Und da würden Benko im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft drohen.
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