Ex-NSA-Boss Hayden:

“Gmail ist Lieblings-Mailanbieter für Terroristen”

Web
16.09.2013 16:57
Der ehemalige Direktor des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA, Michael Hayden, hat bei einer Rede Googles E-Mail-Service Gmail als den "bevorzugten Internetservice für Terroristen weltweit" bezeichnet, das Internet als US-amerikanische Erfindung hervorgehoben und die Datensammelwut der NSA sowie Cyberangriffe auf andere Staaten in Schutz genommen.

"Ich denke nicht, dass man das in einer Google-Werbung sehen wird, aber es ist gratis und es ist allgegenwärtig", so Hayden laut eines Berichts der "Washington Post" bei einem Forum für Erwachsenenbildung. Klar, dass der Service da auch bei Terroristen hoch im Kurs stehe.

Bei der Veranstaltung versuchte Hayden auch gleich, die Datensammelei des US-Geheimdienstes zu rechtfertigen. Das Internet sei eine durch und durch US-amerikanische Erfindung, so der ehemalige NSA-Chef. In 500 Jahren, meint Hayden, werde man sich in Zusammenhang mit dem Internet an die USA erinnern, "wie man sich an die Römer für ihre Straßen erinnert".

US-Regierung späht Traffic "zur Aufklärung" aus
Weil das Internet eine amerikanische Erfindung sei, sei es auch nicht verwunderlich, dass ein großer Teil des globalen Datenverkehrs über amerikanische Server laufe, wo die US-Regierung "sich ein Bild zu Aufklärungszwecken" mache.

Eine Aussage, die US-Internetkonzernen wie Facebook, Google, Microsoft und Yahoo sauer aufstoßen dürfte, ist die amerikanische IT-Branche seit Bekanntwerden des PRISM-Überwachungsprogramms doch bemüht, auf Distanz zum Geheimdienst zu gehen, um keine ausländischen Kunden zu verunsichern.

Hayden nimmt US-Cyberangriffe in Schutz
Cyberangriffe des US-Geheimdienstes auf ausländische Server nahm Hayden bei der Veranstaltung in Schutz. Man könne den USA "die Militarisierung des WWW kaum anlasten", sagte er. Eine Spezialeinheit des US-Geheimdienstes namens TAO wurde bereits mehrfach in diesem Zusammenhang genannt. Sie soll für zahlreiche Datenklau- und Spionageaktionen auf der ganzen Welt verantwortlich sein.

Seine Abscheu brachte Hayden bei der Veranstaltung gegenüber Anonymität im Internet zum Ausdruck. "Das Problem, das ich mit dem Internet habe, ist, dass es anonym ist", sagt er. Allerdings gebe es innerhalb der US-Regierung unterschiedliche Auslegungen zu diesem Thema, schließlich habe man auch Aktivisten des arabischen Frühlings mit Anonymisierungstechnik versorgt.

Mit der Frage konfrontiert, wo sich das Internet hin bewege, antwortete Hayden: "Damit tun wir uns schwer. Ist unsere Vision vom Web ein globaler Treff, in dem Schmetterlinge herumfliegen und im Hintergrund sanfte Musik läuft, oder eine globale Feuer-Frei-Zone?" Für Hayden ist das Web woh eher die zweite Variante, verglich er das Netz doch mit dem Wilden Wesen und Somalia.

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