Magerwahn

“Katzi” ist nur eine von vielen jungen Magersüchtigen

Gesund
05.03.2012 10:20
"Magersucht ist eine Schein-Autonomie. Dem eigenen Versagen setzt man vermeintliche Kontrolle über das Körpergewicht entgegen," macht Psychologin Prof. Dr. Gerti Senger (Bild 2) auf ein weit vebreitetes Problem aufmerksam.

Eine aktuelle europaweite Studie deckt auf: Mit 4,02 Prozent gibt es in Österreich die größte Häufung an magersüchtigen Frauen zwischen 15 und 34 Jahren. Prominentes Beispiel ist mit nur 33 Kilo Anastasia "Katzi" Sokol, die im Interview mit der "Krone" gestand: "Schnell zu sterben würde mir nichts ausmachen."

"Frauen sind erbarmungslos sich selbst gegenüber", kommentiert Senger die Ergebnisse einer neuen alarmierenden Studie der "London School of Economics" .

Nach der Befragung von 2.871 Frauen zwischen 15 und 34 Jahren in ganz Europa kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass sozialer Druck und das von der Industrie vermittelte Schönheitsideal die Hauptgründe dafür sind, dass Frauen an Anorexia nervosa (Magersucht) leiden. Auch das Bildungsniveau habe Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

Österreich hat unter 17 untersuchten europäischen Ländern die größte Häufigkeit von Magersucht bei jungen Frauen, gefolgt von Italien und Irland. Die Studienautoren fordern die Politik auf zu handeln, doch Senger gibt eine ernüchternde Prognose ab: "Es spielt doch keiner mit. Kurz wurde ein Mindest-Body-Mass-Index bei Models vorgeschrieben, als die Aufregung vorbei war, liefen wieder Hungerhaken über die Laufstege!"

Eine Magersucht kann verheerende Folgen für den Körper haben. Die Knochensubstanz nimmt wegen des Nährstoffmangels ab, wird porös und kann schon bei jungen Frauen zu Osteoporose führen. Irreversible Hirnschäden wurden ebenfalls nachgewiesen, verursacht durch einen Abbau der grauen Hirnsubstanz. Plötzlicher Herzstillstand oder Nierenversagen können zum Tod führen.  

"Katzi" nun in Therapie
Für Anastasia Sokol war das erschütternde "Outing" in der "Krone" heilsam. Sie meldete sich am Sonntag per SMS: "Danke, dass ich meine Geschichte erzählen durfte! Ich bin jetzt für zwei Wochen in einem Therapiezentrum in Kärnten."

Laut Frauengesundheitsbericht 2010/11 fallen unter den Begriff Essstörungen mehrere Formen: Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), Binge Eating Disorder (Störung mit Essanfällen), Adipositas (Fettsucht), Reaktive Fettsucht (Gewichtszunahme nach traumatischen Erlebnissen) und Orthorexia nervosa (krankhaftes Gesundessen).

Hilfe erhalten Betroffene unter anderem über die Österreichische Gesellschaft für Essstörungen (www.oeges.or.at). Dort erhält man auch Infos zu den verschiedenen Anlaufstellen in den österreichischen Bundesländern.

Unterstüzung für Menschen mit Essstörungen gibt es auch bei "sowhat" (www.sowhat.at) oder beim "Netzwerk Essstörungen" (www.netzwerk-essstoerungen.at).

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