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Deutsche Uni setzt in Vorlesung auf “Twitterwall”

Web
14.02.2012 11:22
Simsen, Twittern und Mails verschicken sind in der Regel im Unterricht tabu. Nicht aber beim Medienwissenschaftler Hans-Jürgen Bucher an der Uni Trier: In seinen Vorlesungen ist das sogar erwünscht. Voraussetzung: Es geht ums Thema. Im Hörsaal liegen Handys, Smartphones und Laptops auf den Tischen bereit. Und neben dem Pult des Professors steht eine "Twitterwall" - eine Leinwand, auf die die kurzen Mitteilungen der Studierenden projiziert werden.

Die Kurz-Beiträge, die in der Erstsemester-Vorlesung gut lesbar auf der Twitterwall aufploppen, sind alle anonymisiert. Mal erscheint eine Frage, mal ein Tipp zur Lektüre, mal ein Kommentar. Professor Bucher schaut immer wieder auf die Leinwand, während er über die Grundlagen der Medienwissenschaften referiert. Dann hält er inne und beantwortet Zwischenfragen, die ihn sonst wohl nicht erreicht hätten. "Es ist eine gute Möglichkeit für schüchterne Studenten, sich zu Wort zu melden. Sie würden sich sonst nie trauen, sich zu melden", sagt Sarah Fais, eine von rund 60 Studierenden im Hörsaal.

Die Twitterwall haben die Medienwissenschaftler an der Uni Trier selbst entwickelt und gebaut. "Sie ist einzigartig, weil sie drei digitale Zugänge miteinander verbindet", sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Philipp Niemann. So können die Studenten ihre Mitteilungen über Twitter, als SMS oder auch über die Homepage des Studienfachs schicken. "In den meisten Fällen wird noch gesimst", sagt Niemann.

Seiner Ansicht nach würde eine Twitterwall auch in anderen Fachbereichen Sinn machen. "Es wird heute überall nach Möglichkeiten gesucht, die klassische monologische Form der Vorlesung aufzubrechen. Dies ist eine Form", sagt er. Im Vortrag seien so auch kritische Fragen möglich, und der technische Aufwand sei eher gering. Man brauche nur eine Leinwand und einen Beamer. "Wenn es einmal installiert ist, läuft es."

"Lustiglustig trallalala"
Mit dem Einsatz der digitalen Medien sei aber auch ein gewisses Risiko verbunden, sagt Bucher. "Man gibt ein Stück Macht auf, da man einen ganz anderen Kommunikationskanal eröffnet." Und hat somit keinen Einfluss darauf, was alles so gepostet wird. "Es gab auch schon persönliche Verabredungen und Liebeserklärungen auf der Twitterwall", erzählt er. Allerdings musste die Wall erst ein oder zweimal abgeschaltet werden. So finden sich dann auf der Leinwand auch mal Ausdrücke wie "Lustiglustig trallalala" oder "Kopfgülle".

"Noch unpersönlicher"
Bei den Studenten ist man geteilter Meinung über die Twitterwall. Der 23-jährige Lucas Holtgrave etwa gibt zu bedenken, dass das Twittern und Simsen zwar "cool" sei, den Uni-Alltag aber doch "noch unpersönlicher" mache. "Wenn ich eine Frage habe, dann melde ich mich lieber und bekomme direkt eine Antwort."

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