Die Blütezeit des Online-Handels scheint vorbei zu sein. Die Online-Anteile am Gesamtumsatz des Einzelhandels sind sowohl in Österreich als auch der EU rückläufig, so Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, unter Berufung auf Studien der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) und der KMU Forschung Austria. Profiteur dieser Entwicklung ist der stationäre Handel.
Laut den Studien kaufen EU-weit rund 68 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten im Alter von 16 bis 74 Jahren zumindest gelegentlich online ein. In Österreich nützen 66 Prozent der Konsumenten die Möglichkeit des Online-Shoppings - damit ist der Anteil der Online-Shopper nach einem schwächeren Jahr 2021 wieder auf dem Niveau von 2020. „Dennoch liegt Österreich im internationalen Vergleich deutlich hinter den nordischen, aber auch hinter vielen anderen EU-Ländern zurück“, führte Ernst Gittenberger von der JKU an. Im Vergleich dazu: In Dänemark und den Niederlanden kaufen 88 Prozent der Konsumenten zumindest gelegentlich online ein. In Bulgarien und Rumänien wiederum bestellt weniger als die Hälfte der Bevölkerung die Ware über das Internet.
„Fast paradox ist allerdings, dass trotz steigender Shopper-Zahlen die Online-Ausgaben gesunken sind“, sagte Christoph Teller, Vorstand des Institutes für Handel, Absatz und Marketing an der JKU: So ist EU-weit der Online-Anteil an den Einzelhandelsausgaben von 10,6 Prozent 2021 auf 9,6 Prozent im Vorjahr gesunken. Und in Österreich fiel der Anteil von 11,5 auf 10,4 Prozent. Während die Online-Ausgaben im Vorjahr um 3 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro gesunken sind, sind die Ausgaben im stationären Handel um 8 Prozent auf 73,9 Milliarden Euro gestiegen. Zieht man nur die österreichischen Einzelhandelsunternehmen heran, so liegt der E-Commerce-Anteil bei 6,5 Prozent.
Für Teller war diese Entwicklung allerdings schon länger absehbar. „Man hat uns fast verkehrt auf das Kreuz genagelt, wie wir das vor längerer Zeit prognostiziert haben“, merkte der Universitätsprofessor an.
Aufwand für Online-Präsenz für viele Händler zu hoch
Dabei gibt es in Österreich rund 12.000 Online-Shops und etwa 32 Prozent der Einzelhändler bieten ihre Produkte über eine eigene Online-Präsenz oder einen Online-Marktplatz an, geht aus der Studie der KMU Forschung hervor. „Was rund zwei Drittel immer noch von einem digitalen Angebot abhält, sind vor allem organisatorische Hürden“, führte Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung aus. Für die Hälfte der Händler, die auf eine Online-Präsenz verzichten, sei der Aufwand zu hoch. Etwa 40 Prozent halten ihre Produkte ungeeignet für den Online-Verkauf.
Allerdings verzichte man damit auf einen größeren Markt, wie Karin Gavac von der KMU Forschung sagte. „Immerhin 22 Prozent des Online-Umsatzes werden im Ausland erzielt“, ergänzte Gavac. Mit Abstand größter Auslandsmarkt sei Deutschland, gefolgt von der Schweiz.
Beide Studien zeigten, dass „die Teuerungskrise zu höheren Offline- und sinkenden Online-Einnahmen führt und der Online-Handel in einer Phase des langsameren Wachstums angekommen ist“, sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel. Allerdings sollte der Handel seine digitale Präsenz aufzubauen.
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