Simpler, vernetzter

Apps übernehmen den PC: Microsoft stellt Windows 8 vor

Digital
13.09.2011 19:40
Zugänglicher, bunter, vernetzter - so lässt sich Microsofts Vorstellung von Windows 8 zusammenfassen. Das Unternehmen hat sein neues Betriebssystem Dienstagabend bei der Entwicklerkonferenz Build im kalifornischen Anaheim erstmals live präsentiert. Dabei wurde klar: Apps, bisher vor allem auf Smartphones und Tablets beheimatet, übernehmen den PC. Zudem kommt wie vermutet Xbox Live für den PC. Xbox-360-Games sind zwar nicht automatisch auf dem Rechner spielbar, doch es soll plattformübergreifende Multiplayer-Spiele geben.

Der Konzern verspricht, sein Betriebssystem im Vergleich zu Windows 7 runderneuert zu haben. "Vom Chipsatz bis hin zur Benutzeroberfläche bietet Windows 8 eine Reihe neuer Funktionen, die ihresgleichen suchen", so Microsoft-Manager Steve Sinofsky bei der Präsentation. Insgesamt 1.500 Veränderungen hätten die Entwickler gegenüber Windows 7 umgesetzt.

Einen Zeitpunkt, wann das neue Betriebssystem verfügbar sein wird, nannte Sinofsky nicht. Noch befindet sich Windows 8 im Alpha-Stadium, also einer frühen Entwicklungsstufe.

Wenig Arbeitsspeicher, schnelles Booten
Windows 8 läuft nicht nur auf traditionellen PCs, sondern auch Notebooks und Tablet-PCs. Vorgeführt wurde Windows 8 unter anderem auf einem älteren Netbook, hier verbrauchte es - samt integrierter Sicherheitssoftware - lediglich 281 MB Arbeitsspeicher und damit sogar weniger als Windows 7 (540 MB bzw. 404 MB nach dem ersten Service Pack).

Auch der Boot-Prozess wurde von Microsoft auf verschiedensten Systemen präsentiert. Wie versprochen, dauerte es in keinem Fall länger als acht Sekunden, um Windows 8 bei einem kompletten Neustart vollständig zu laden.

Bild-Passwort und Touch-Bedienung
Wer möchte, kann ein Nutzerprofil samt Passwort anlegen - dabei ist eine Identifikation per Bild-Schlüssel möglich: Auf einem selbst ausgewählten Foto führt der User bestimmte Bewegungen aus - zum Beispiel auf die Nase einer Person klicken und anschließend eine Linie zeichnen -, um sich zu auszuweisen. Das kann er per Maus oder Multitouch tun, denn Microsoft setzt mit Windows 8 einen noch stärkeren Fokus auf die Bedienung per Berührung.

Metro-Oberfläche setzt ganz auf Apps
Windows 8 verfügt über zwei Oberflächen, zwischen denen der Nutzer frei wählen kann: den klassischen Desktop sowie das Metro-Interface (siehe Bilder), das stark an Windows Phone 7 erinnert. Der Fokus der Microsoft-Präsentation lag klar auf Metro. Auf dessen Startbildschirm finden sich verschiedene Gruppen sogenannter Kacheln - zum Beispiel Apps wie Kalender oder Newsfeeds, aber auch klassische Programme wie Taskmanager, Musikplayer oder Spiele.

Kacheln bewegen und "swipen"
Diese Gruppen lassen sich frei benennen und verschieben, ebenso wie die einzelnen Kacheln an jeden Ort verlegt werden können. Letzteren lässt sich zudem ein beliebiges Foto oder eine aktuelle Webcam-Aufnahme zuordnen, sodass jede Kachel individuell gestaltbar ist. Die Gruppen sind nebeneinander angeordnet, der User bewegt sich auf Touchscreens per Swipe-Bewegung von links nach rechts und zurück. Hat er den Überblick verloren, kann er auch hinauszoomen, um alle Inhalte auf einen Blick zu erkennen. Microsoft verspricht dennoch, die klassische Steuerung per Maus und Tastatur nicht zu vernachlässigen.

Mehr Interaktion zwischen Apps und Windows 8
Sämtliche bei der Build-Konferenz gezeigten Anwendungen waren lediglich Testobjekte, doch Microsoft legt schon jetzt großen Wert auf die Feststellung, dass Anwendungen nicht auf Window 8 gebaut werden, sondern Teil des Betriebssystems und mit diesem verwoben sind. So sollen sie auch besser mit anderen Windows-8- und sonstigen Apps interagieren können.

Hierfür wurden verschiedene Beispiele aufgeführt. So kann ein Nutzer etwa direkt über eine App Twitter nutzen und auf online gespeicherte Fotos von Freunden zugreifen, ohne dafür das Programm verlassen zu müssen oder diese Bilder auf seinem System zwischenspeichern zu müssen. Auch im Internet Explorer 9, der ebenfalls im Metro-Stil vorgeführt wurde, wird es einfacher, Inhalte zu teilen: Der Nutzer markiert einen Text, berührt die rechte Seite des Bildschirms und wählt im so auftauchenden Kontextmenü "Share" (Teilen) aus. So erhält er eine E-Mail-Oberfläche. Der markierte Text wird automatisch eingefügt, dazu kann der Nutzer eine Notiz verfassen und dann den Empfänger aus einer ebenfalls integrierten Liste auswählen.

Kontextsensitives Menü für diverse Apps
Das Kontextmenü rechts passt sich der Anwendung an, die gerade genutzt wird. Sieht der Nutzer etwa gerade ein Video, erhält er dadurch direkten Zugriff auf relevante Systemeinstellungen wie die Lautstärkeregelung. Microsoft nennt diese verschiedenen Bestandteile des kontextsensitiven Menüs "Charms" (etwa: Zauber). Wer seine Maus nach ganz links unten bewegt, kann allerdings weiterhin auf das altbekannte Startmenü zurückgreifen.

Mehr Vernetzung bei Suche und Synchronisierung
Bei der Suchfunktion setzt das Unternehmen wie bei Windows 7 auf Vernetzung - neben den eigenen Dateien können Apps, das Internet, Tweets, Musik und mehr durchforstet werden. Apropos World Wide Web: Cloud-Services sollen bei Windows 8 eine noch größere Rolle spielen. So ist es möglich, Geräte über das Internet zu synchronisieren, also etwa Veränderungen, die auf dem PC vorgenommen wurden, kurz danach auch auf dem eigenen Tablet wiederzufinden.

Fernsteuerung und Verbindung mit Smartphones
Weitere Verbindungsmöglichkeiten eröffnet Windows Live ID. Darüber kann etwa das eigene Smartphone mit PC-Inhalten verknüpft werden, via Remote Control lassen sich Inhalte von anderen Computern desselben Nutzers abrufen. Auch auf die Apps des eigenen PCs kann man so aus der Ferne zugreifen. Über Windows Live ID können zudem Kontakte aus E-Mails oder sozialen Netzwerken verbunden und als Kacheln auf dem Desktop angezeigt werden.

Xbox Live kommt auf den PC, aber ohne Xbox-360-Games
Ebenfalls verbunden werden der PC und Microsofts Spielekonsole Xbox 360: Mittels Xbox Live auf dem Computer sollen Spiele, Musik, Filme und Tv-Inhalte verfügbar werden, kündigte Larry Hryb alias Major Nelson von Microsoft an. Das System soll zum Beispiel Spielstände in der Cloud speichern und zum Teilen von Inhalten mit Freunden dienen. Xbox-Spiele werden dadurch zwar nicht automatisch auf dem PC laufen, allerdings könnten in Zukunft Games für beide Plattformen angeboten werden. Besitzer könnten sich via Windows Live ID dann auf einem Gerät anmelden und den Spielstand später via Cloud auf ein anderes übertragen und das Game dort fortsetzen. Versprochen werden außerdem plattformübergreifende Multiplayer-Games, bei denen nicht nur Besitzer von PC und Xbox 360 gegen- oder miteinander antreten können, sondern auch Nutzer von Windows Phone 7.

App-Store kommt - Vereinfachung für Entwickler
Wie Apples iOS erhält Windows 8 nun auch einen App-Store namens "Windows Store", der den Vertrieb von Anwendungen erleichtern soll. Für die anwesenden Entwickler hatte Microsoft noch ein Versprechen im Gepäck: Die Programmierung von Apps soll besonders einfach und auch in den Web-Sprachen HTML und JavaScript möglich sein. Mit nur wenigen Programmierzeilen lassen sich Apps für die verschiedenen Plattformen Computer, Tablet oder Smartphone anpassen, wie Microsoft-Manager Antoine Leblond demonstrierte.

Erste Version für Entwickler als Download
Entwickler und andere Interessierte können schon jetzt ohne Anmeldung hier bei Microsoft kostenlos eine erste Version von Windows 8 herunterladen. Nötig ist ein x86-System mit 32 oder 64 Bit. Für Normalnutzer empfiehlt sich der Download allerdings nicht: Microsoft bietet keinen Support, das Betriebssystem ist ständigen Änderungen unterworfen und noch instabil, könnte den PC also auf verschiedenste Arten schädigen.

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