Ein 44 Jahre alter mutmaßlicher Komplize des „Wolf of Sofia“ genannten Cyberkriminellen wird sich voraussichtlich wegen Online-Anlagebetrugs in Millionenhöhe in München vor Gericht verantworten müssen. Der Mann ist wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in mehr als 300 Fällen angeklagt, wie die Zentralstelle Cybercrime Bayern am Montag in Bamberg mitteilte. Es geht um einen Schaden von mindestens rund 8,7 Millionen Euro - und mindestens 335 Opfer.
Der Angeklagte soll ein führender Kopf einer Betrügerbande gewesen sein, an dessen Spitze der in Österreich wegen Cyberkriminalität verurteilte Gal B. stand, den Medien „Wolf of Sofia“ tauften. Der Spitzname nimmt Bezug auf den Film „Wolf of Wall Street“ und darauf, dass die Bande Call-Center im bulgarischen Sofia betrieben haben soll. Die kriminelle Masche der Gruppe war jüngst auch im Zusammenhang mit den Enthüllungen rund um die sogenannten Pandora Papers in die Schlagzeilen geraten - also um ein Datenleck mit Angaben über internationale Schattenfinanzplätze.
Die Täter gaukelten potenziellen Kunden über Call-Center im Ausland vor, digitale Plattformen für den Handel mit unterschiedlichen Währungen zur Verfügung zu stellen. Anleger eröffneten daraufhin für 250 bis 300 Euro ein Handelskonto und wurden nach und nach von angeblichen Experten überzeugt, immer mehr Geld zu investieren - in Scheinfirmen oder bei Finanzagenten. Das Geld wurde schließlich über ein komplexes, europaweit installiertes Geldwäschenetzwerk verteilt.
In Griechenland verhaftet
Der nun angeklagte Mann soll als „Vice President Sales“ - als Vize-Chef Verkauf - innerhalb des Managements der kriminellen Strukturen eine wesentliche Rolle gespielt haben. Nach Angaben der Ermittler war er in die Organisation und Leitung der Call-Center eingebunden. Er war den Angaben nach am Flughafen in Athen festgenommen und im November 2020 von Griechenland nach Deutschland ausgeliefert worden, wo er seitdem in Untersuchungshaft sitzt.
Zwei Mittäter waren nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg bereits im Juni vom Landgericht Würzburg zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und neun Monaten beziehungsweise vier Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Weitere mutmaßliche Täter warten nach Angaben der deutschen Ermittler in der serbischen Hauptstadt Belgrad auf ihren Prozess. Die zuständige Wirtschaftskammer des Landgerichts München I wird nun entscheiden müssen, ob die Anklage gegen den 44-Jährigen zur Hauptverhandlung zugelassen wird.
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