„Pandora Papers“

Versteckte Milliarden sorgen für Aufregung

Ausland
04.10.2021 19:51

Promis, Amtsträger und Politiker sollen in großem Stil von Offshore-Geschäften profitiert haben. Doch ist das alles illegal? Auch 160 Personen aus Österreich tauchen in den Recherchen des internationalen Netzwerks auf. Politiker seien demnach keine dabei, dafür Menschen aus dem Unternehmensbereich.

Die Büchse der Pandora verheißt nichts Gutes. Gleiches gilt für ihre Papiere. Die „Papers“ enthüllen nach Angaben eines internationalen Recherchenetzwerkes die heimlichen Geschäfte Hunderter Politiker und Unternehmen mit Briefkastenfirmen. Mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus 91 Ländern. Unter ihnen Tschechiens Premier Andrej Babis oder der britische Ex-Premier Tony Blair. Es geht um sogenannte Offshore-Geschäfte. Und Hunderte Milliarden. 11,9 Millionen geleakte Dokumente wurden ausgewertet.

„Geschäfte nicht per se illegal“
„Per se sind diese Geschäfte und Steuerschlupflöcher nicht illegal“, sagt Friedrich Schneider, Wirtschaftsprofessor aus Linz. Doch gerade bei Leuten wie Babis oder Blair „zumindest politisch nicht korrekt“. Dem Tschechen schaden die Enthüllungen besonders, zumal er sich am Wochenende seiner Wiederwahl in Tschechien zu stellen hat. Er soll über Offshore-Konstruktionen ein schlossartiges Anwesen erworben haben. Dem Ex-Labour-Politiker Blair und seiner Ehefrau wird vorgeworfen, beim Erwerb einer Immobilie von einem Steuerschlupfloch profitiert zu haben. Babis wie auch die Blairs und andere betonen, nichts Unrechtmäßiges getan zu haben.

Schillernde Profiteure
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Jordaniens König Abdullah II. und viele Prominente tauchen als angebliche Profiteure auf. So etwa das deutsche Model Claudia Schiffer, die kolumbianische Sängerin Shakira, Ex-Beatle Ringo Starr sowie der spanische Schnulzenbarde Julio Iglesias oder Elton John.

Dem Recherchenetzwerk ICIJ wurden die Dokumente eigenen Angaben zufolge von einer anonymen Quelle zugespielt. Die Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern reichen über fünf Jahrzehnte bis ins Jahr 2021, wobei die meisten zwischen 1996 und 2020 erstellt wurden. Die „Pandora Papers“ seien damit das bisher größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. Sie enthalten Informationen über mehr als 29.000 Eigentümer von Offshore-Vermögenswerten. Das sind doppelt so viele wie bei den „Panama-Papers“.

Globale Netzwerke
Die Regierung von Panama hatte bereits vor der Veröffentlichung der „Pandora Papers“ vor schweren Schäden für das Image des Landes wie nach den „Panama Papers“ 2016 gewarnt. Damals hatte ein anonymer Whistleblower der „Süddeutschen Zeitung“ mehr als elf Millionen interne Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca zugespielt. Eine Auswertung in Zusammenarbeit mit dem ICIJ enthüllte ein ausgeklügeltes System zur globalen Steuervermeidung.

Spuren führen auch nach Österreich
Und die Spuren führen auch nach Österreich. Unter anderem weisen die „Pandora Papers“ auf verschlungene Finanzkonstruktionen rund um ein Tourismusprojekt in Montenegro hin, das die österreichischen Steuerzahler möglicherweise einige Millionen Euro gekostet hat. Konkret geht es um „Bigova Bay“ in Montenegro, das die notverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria finanziert hatte. Mit der Verstaatlichung der Pleite-Bank ging die offene Forderung auf die Abbaugesellschaft HETA über. 44 Millionen Euro standen schließlich zu Buche, berichtet das „profil“. Die HETA zeigte sich demnach zuversichtlich, dieses Geld auch wiederzusehen, schließlich hatte 2013 der österreichische Milliardär Martin Schlaff mit seinem Unternehmensnetzwerk das Projekt übernommen. Doch am Ende erhielt die HETA, und damit die Republik, laut dem Bericht nur rund 13 Millionen.

160 Österreicherinnen und Österreicher seien laut dem internationalen Recherchenetzwerk, dem 600 Journalisten aus 117 Ländern angehören (aus Österreich Reporter von „profil“ und ORF), identifiziert worden. Im Gegensatz zu anderen Nationen wie Tschechien handelt es sich nicht um Politiker. Sondern um Unternehmerpersönlichkeiten.

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