4,5 Billionen Zigarettenstummel werden alljährlich in der Umwelt „entsorgt“. Laut einer brasilianischen Studie sind die Tschick-Überbleibsel damit „die häufigste Form von persönlichen Gegenständen, die an Stränden gefunden werden“. Entlang der Küsten vergiften sie langsam Meeresschildkröten, Vögel, Fische, Schnecken und andere Lebewesen. Doch damit könnte in Zukunft Schluss sein: Mit dem „BeachBot“ haben zwei Niederländer einen Roboter entwickelt, der die Zigarettenreste mittels künstlicher Intelligenz automatisch erkennt und entsorgt.
Der etwa 80 Zentimeter breite „BeachBot“ rollt auf vier Rädern über den Sand und verwendet zwei Kameras, um nach vorne (um Personen und Gegenständen auszuweichen) und nach unten zu schauen. Sobald er einen Zigarettenfilter entdeckt, senkt er zwei Greifarme ab, die den Sand zusammendrücken und den Filter greifen, hochziehen und in einen internen Behälter entsorgen. Der Prototyp ist batteriebetrieben und kann derzeit etwa eine Stunde lang betrieben werden. Während einer ersten Demo sammelte der „BeachBot“ in 30 Minuten zehn Zigarettenstummel.
Die Idee zur mobilen Strandreinigungsmaschine hatten die beiden Niederländer Edwin Bos und Martijn Lukkart, Mitbegründer von TechTics, einem Beratungsunternehmen mit Sitz in Den Haag, das daran arbeitet, soziale Probleme mit Technologie zu lösen. Zusammen mit Studenten der Technischen Universität Delft entwickelten sie einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmus, der speziell Zigarettenstummel erkennt.
Um diesen mit entsprechenden Fotos anzulernen, wandten sich die Niederländer an Microsoft: Der Softwarekonzern bietet mit Microsoft Trove eine App, die KI-Entwickler mit Fotografen über einen Datenmarktplatz zusammenbringt. In diesem Fall können Nutzer ihre Fotos von Tschick-Stummeln einreichen und TechTics zahlt den Mitwirkenden 25 Cent pro akzeptiertem Bild.
Nutzer lernen „BeachBot“ mit Fotos an
Trove basiere auf der Idee, dass Menschen für ihre Daten - wie ihre geposteten Fotos - bezahlt werden sollten, anstatt sie nur in sozialen Medien oder Kommunikationsplattformen zu verschenken, so Trove-Leiter Christian Liensberger. „Der Bot macht die ganze Beinarbeit. Es geht an den Strand, und ist der Held der Reinigung. Aber zum Reinigen braucht es all diese Leute, die konsistente Dateneingaben machen. Ohne dies wird der Bot in neue Situationen geraten, die er nicht versteht. Maschinen wie diese funktionieren nur wegen der Menschen.“
„Das ist der interessanteste Teil unseres Konzepts - wir haben eine Mensch-Roboter-Interaktion, bei der die Öffentlichkeit dazu beitragen kann, die Roboter intelligenter zu machen“, erläuterte Bos. Und während die Leute Tausende Fotos von Zigarettenstummeln, die den Planeten verschmutzen, machten und teilten, machten sie auch auf den Müll aufmerksam und überzeugten andere vielleicht davon, ihre Abfälle von vornherein nicht mehr fallen zu lassen.
TechTics entwickelt jetzt zwei kleinere Begleit-Bots, die sich nur auf die Erkennung der Zigarettenstummel konzentrieren und den Strand für den BeachBot entsprechend kartieren sollen. Künftig, so Bos‘ Vision, sollen die Roboter mit Solarenergie betrieben werden und „eine Reihe anderer Abfälle erkennen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.