Schlafforschung

„Nicht smart, mit dem Smartphone zu Bett zu gehen“

Web
09.04.2021 10:12

Ein Großteil des emittierten Lichts von Smartphone- oder Tablet-Displays entfällt auf kurzwellige, blaue Bereiche. In vielen Studien wurde bereits nachgewiesen, dass dieses Lichtspektrum das Einschlafen erschwert, weil es die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Der Schlaf-Wach-Rhythmus verschiebt sich, was in Folge kognitive Leistungen wie die Aufmerksamkeit beeinflusst. Schlafforscher der Universität Salzburg zeigen nun in einer Studie, dass Blaulichtfilter auf Mobilgeräten die negativen Effekte auf den Schlaf zumindest teilweise abschwächen können.

Kerstin Hödlmoser vom Zentrum für kognitive Neurowissenschaft der Universität Salzburg hat in der aktuellen Studie gemeinsam mit Sarah Schmid und Christopher Höhn den Schlaf von 14 Probanden in jeweils vier Nächten im Schlaflabor der Uni aufgezeichnet. Dabei mussten die Versuchspersonen vor dem Einschlafen für 90 Minuten entweder auf einem Smartphone ohne Blaulichtfilter, auf einem Smartphone mit Blaulichtfilter oder in einem Buch lesen. Text und Schriftgröße waren dabei ident.

Negative Einflüsse abendlicher Smartphone-Nutzung
Wichtige Körperfunktionen für den Schlafverlauf wurden während der ganzen Nacht überwacht. Gemessen wurden unter anderem Gehirnströme, Augenbewegungen, Muskelaktivität, Körpertemperatur sowie hormonelle Veränderungen, konkret vom „Aufwachhormon“ Cortisol und seinem Gegenspieler, dem „Schlafhormon“ Melatonin. „Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen bisherige Untersuchungen zu den negativen Einflüssen der abendlichen Smartphone-Nutzung auf den Schlaf“, erklärte Hödlmoser in einer Aussendung. Durch den Einsatz von Blaulichtfiltern wurden diese Effekte jedoch teilweise abgeschwächt.

So lassen die Messungen der morgendlichen Spiegel des Aufwachhormons Cortisol darauf schließen, dass dieses Hormon nach dem Lesen ohne Blaulichtfilter auch während der Nacht erhöht war. Reduziert war dagegen nach dem Lesen ohne Blaulichtfilter der Tiefschlaf im ersten Schlafviertel und die objektive Aufmerksamkeitsleistung am Morgen. „Der Schlaf der Smartphone-Leser war fragmentierter, die Probanden wachten in der Nacht öfter auf “, so Hödlmoser.

Lesen entspannt am meisten
Wie erwartet war der abendliche Melatonin-Spiegel nach dem Lesen in einem Buch höher als nach dem Lesen auf dem Smartphone, gleich ob mit oder ohne Blaulichtfilter. Auch die als Entspannungsparameter geltende Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) war nach dem Lesen in einem Buch am größten.

Für Hödlmoser zeigen die Ergebnisse, dass kurzwelliges Licht nicht nur den zirkadianen Rhythmus, die abendliche Schläfrigkeit und die Aufmerksamkeit am nächsten Morgen beeinflusst, sondern auch Auswirkungen auf die Schlafphysiologie hat, also Körperfunktionen wie die Temperatur oder das Hormonsystem während des Schlafs verändert. „Es ist also nicht smart, mit dem Smartphone ins Bett zu gehen“, so die Wissenschafterin. Die Verwendung eines Blaulichtfilters könne die negativen Auswirkungen aber zumindest abmildern.

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