"Pyjamaheddin"

Im Internet steht Wahrheit über Bush und Kerry

Web
05.10.2004 08:57
Bei den Wahldebatten zwischen US-Präsident George W. Bush und seinem demokratischen Herausforderer John Kerry geht es mitunter auch einmal haarscharf an der Wahrheit vorbei. Manches Wort scheint flüchtig, aber zum Glück entgeht den "Pyjamaheddin" nichts. So nennen sich ganze Heerscharen von Amerikanern, die gleich nach dem Aufstehen an den Computer eilen, um der Welt ihre Sicht der Dinge mitzuteilen.
Bush habe die Lage im Irak beschönigt,als er von 100.000 ausgebildeten irakischen Sicherheitskräftengesprochen habe, heißt es etwa in dem auf die Überprüfungvon Fakten ausgerichteten Weblog FactCheck.org. Und Kerry habeübertrieben, als er Bush Begünstigung bei der nächtlichenFlucht von Terrorchef Osama bin Laden aus der Festung Tora Borain den afghanischen Bergen unterstellt habe.
 
Weblogs wie FactCheck haben im US-Wahlkampf Konjunktur.Parteilichkeit ist oft gewollt, wenn ein Autor bei LyingMediaBastards.combeispielsweise nach der ersten Fernsehdebatte befindet, dass Busheher "latschig", dafür Kerry aber "präsidial" dahergekommensei. Nicht immer sei die "Blogosphäre", wie die Gesamtbewegungheißt, moralisch rein, schreibt einer der Aktivisten, AndrewSullivan, im US-Nachrichtenmagazin "Time".
 
Neue Art des politischen Forums
Weblog ist ein Kunstwort aus dem Internet-DienstWeb und Logbuch und ist vergleichbar mit einem Online-Journal,einer Kolumne oder einem Newsletter. Die Autoren heißenBlogger. Rund 1,4 Millionen aktive Weblogs (Kurzform blogs) gebees im Internet, schreibt das auf Medienkritik spezialisierte Zweimonatsjournal"extra!". Manchmal seien das einfach nur Tagebücher von tratschendenTeenies oder gelangweilten Angestellten. Ein beträchtlicherund einflussreicher Anteil richte sich aber auf Nachrichten undPolitik.
 
Regelrechten Kultstatus erreichte der Blogger SalamPax (arabisch und lateinisch für Frieden). Der 29-jährige.Architektaus Bagdad berichtete im vergangenen Jahr als "unabhängigeQuelle" während des Krieges zum Sturz von Staatschef SaddamHussein und zog damit erhebliches Medieninteresse auf sich. Schließlicherreichte die Diskussion sogar die US-Tageszeitung "New York Times".
 
Blogger bringen Ente ins CBS-TV
Ein Blogger sei ein Typ, der in seinem Pyjama imWohnzimmer sitze, charakterisierte ein ehemaliger Direktor desUS-Fernsehsenders Fox News spöttisch die Gemeinde. Aber die"Pyjamaheddin" wollen ernst genommen werden. Jüngstes Husarenstück:Die "Pyjamaheddin" hätten mit dem US-Fernsehsender CBS eineweitere Zitadelle des Durchschnitts-Journalismus erklommen, sagtSullivan. CBS war einer Ente aufgesessen, und der Autor eineskritischen Beitrags über den Armeedienst von US-PräsidentBush musste sich entschuldigen. Den Stein ins Rollen brachte einBlogger namens "Buckhead".
 
Weil manche Weblogs inzwischen Internet-Surferwie ein Magnet anziehen - Sullivan hat nach eigenen Angaben anmanchen Tagen bis zu 100.000 Leser - sind Republikaner und Demokratenvoller Begeisterung auf die neue Bewegung aufgesprungen. EigeneBlogger berichteten sogar von den Parteitagen, um so auch denDaheimgebliebenen und Sympathisanten ein Gefühl zu geben,mittendrin zu sein und auch ja auch nicht die kleinste Nebensächlichkeitzu verpassen.
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