Keine Infos bei Suche

Suizid-Hilfe: Österreich für Google blinder Fleck

Web
11.02.2020 10:07

Wer bei Google nach bestimmten Suizidmethoden sucht, wird mitunter automatisch auf hilfreiche Informationen etwa zur Telefonseelsorge hingewiesen. Die Häufigkeit, mit der diese Informationen angezeigt werden, ist jedoch in allen Ländern unterschiedlich umgesetzt - in Österreich werden sie überhaupt nicht angezeigt, wie ein Team um österreichische Forscher zeigt.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt allgemein Medien, Hilfsangebote zur Suizid-Prävention zu kommunizieren. Studien weisen darauf hin, dass sich damit Suizide verhindern lassen und Hilfsangebote häufiger genützt werden. Google hat hier reagiert und liefert bei bestimmten Suchen Verweise in einer eigenen Box mit Informationen zur Suizidprävention mit. Die Suchmaschine blendet bei manchen suizidbezogenen Anfragen ein sogenanntes „Suizid-Präventions-Resultat“ (SPR) ein, wie es am Dienstag in einer Aussendung der Universität Wien heißt.

Dass dies in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt wird, zeigte Florian Arendt von der Uni Wien gemeinsam mit Mario Haim von der Uni Leipzig und Sebastian Scherr von der Katholischen Uni Leuven in Belgien bereits im vergangenen Jahr im Fachjournal „New Media & Society“. Google zeigte im Rahmen dieser Untersuchung etwa in Deutschland bei problematischen Suchbegriffen in rund 22 Prozent der Suchanfragen Hilfsangebote an. In den USA war dies dagegen bei etwa 92 Prozent der Anfragen der Fall. Österreich wurde damals nicht untersucht.

Österreich blinder Fleck“
In ihrer neuen Studie setzten die Forscher nun insgesamt 137.937 Suchanfragen mit „virtuellen Agenten“ in Österreich, Deutschland, Belgien und der Schweiz ab. Diese programmierten Online-Akteure simulierten suizidbezogenes Suchverhalten echter deutschsprachiger Nutzer. Während in Deutschland und der Schweiz erneut bei rund 20 Prozent der Fälle das SPR auftauchte, erschien diese Box in Österreich und Belgien nie.

„Österreich scheint ein blinder Fleck zu sein“, so Arendt, der Google aber attestiert, seine gesellschaftliche Verantwortung bereits wahrzunehmen und international in dem Bereich schon einiges zu tun. Für den Forscher scheint es trotzdem, „als ob sich Google aus dieser Verantwortung stiehlt. Es ist unverständlich, warum in Ländern wie Österreich die Infobox mit Hilfsangeboten überhaupt nicht eingeblendet wird.“

Beunruhigend sei auch, dass in Deutschland beispielsweise nach dem Suchbegriff „Selbstmord“ bei ungefähr der Hälfte der Anfragen das SPR gezeigt wurde. Enthielt die Eingabe außerdem noch den Namen eines prominenten Suizidenten, suchte man das SPR aber vergeblich. Das sei problematisch, denn gerade der viel zitierte „Werther-Effekt“ besagt, dass es nach Suiziden, die medial große Aufmerksamkeit erregen, größere Nachahmungsgefahr gibt.

Sollten Sie oder eine Ihnen nahestehende Person Unterstützung benötigen, bietet Ihnen die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr Beratung für alle Lebenslagen. Mehr Infos finden Sie hier.

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