„Unverantwortlich“

Neue Bezahlregeln: Wirtschaft fordert Aufschub

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19.07.2019 08:55

Ab dem 14. September müssen sich Kunden einer neuen EU-Richtlinie zufolge bei Online-Zahlungen mittels sogenannter Zwei-Faktor-Authentifizierung doppelt „ausweisen“. Der Doppelcheck mit zwei verpflichtenden Sicherheitsabfragen soll mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr bringen. Wirtschaftskammer, Hoteliervereinigung, Handelsverband und auch den NEOS kommt die Umstellung aber zu schnell. Weder Kunden noch Firmen seien dafür bereit, fordern sie einen Aufschub.

Laut zweiter Zahlungsdiensterichtlinie der EU (Payment Services Directive/PSD2) muss man sich ab 14. September bei elektronischen Zahlungen mit zwei unterschiedlichen Kriterien ausweisen. Zur Auswahl stehen ein PIN oder Passwort, eine Karte oder Smartphone oder ausgewählte biometrische Kennzeichen wie Fingerabdruck, Gesichtserkennung, Iris-Scan oder Stimmabgleich.

Zeitplan für Hoteliervereinigung „unverantwortlich“
Das sei aber zu früh, weder Kunden noch Firmen seien dafür bereit, Zahlungsausfälle drohen, so die Hoteliervereinigung am Donnerstag in einer Aussendung. Denn Karteninhaber und Unternehmen seien nicht ausreichend vorbereitet - das untermauere eine österreichweite Umfrage, wonach nur zwölf Prozent der Top-Hotels gut informiert seien, die Hälfte habe noch nie davon gehört. Im Branchendurchschnitt würde es noch schlechter aussehen.

Walter Veit, Vizepräsident der Hoteliervereinigung, findet es daher „unverantwortlich“, an diesem Zeitplan festzuhalten. Die von der Europäischen Bankenaufsicht gewährte Umstellungsfrist von 18 Monaten hätte reichen müssen, habe es aber nicht, so Veit. Daher solle Österreich die Initiative ergreifen und einen EU-weiten Umdenkprozess einleiten.

Laut ÖHV sagen Kreditkartenunternehmen und Zahlungsdienstleister, dass Bezahlvorgänge vermehrt abgebrochen würden. Sollten aber Zahlungen im großen Stil abgebrochen werden, dann „können EU-Bürger nicht einkaufen oder Urlaube buchen und Betriebe ihre Mitarbeiter nicht bezahlen“.

Auch NEOS für Aufschub
Unterstützung bekommt Veit von den NEOS: „Der Zeitplan zur Einführung dieser Richtlinie muss dringend neu überdacht werden. Anderenfalls würden Zahlungen, die nicht dem neuen Regulativ entsprechen, dann nicht mehr abgewickelt. Was wiederum massive Auswirkungen sowohl auf die Liquidität der betroffenen Betriebe als auch auf Kunden, Lieferanten und in weiterer Folge wohl auch auf die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätte“, schreibt NEOS-Tourismussprecher Sepp Schellhorn in einer Aussendung.

Der österreichische Handelsverband hatte bereits Mitte Juni eine längere Übergangsfrist für die EU-Zahlungsdiensterichtlinie gefordert. „Angesichts der umfangreichen technischen Vorgaben der PSD2 haben viele betroffene Unternehmen Schwierigkeiten, diese rechtzeitig umzusetzen“, hieß es damals vom Handelsverband.

WKÖ fordert „ausreichend Zeit“
Auch die WKÖ drängt daher nun auf Verschiebung. Damit die Umstellung für die betroffenen Betriebe und die Kunden „möglichst reibungslos“ verlaufe, müsse es „ausreichend Zeit für die technischen Umstellungen“ gebe, sagte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. „Wir begrüßen daher, dass die Europäische Bankenaufsichtsbehörde bereits grundsätzlich die Möglichkeit eines Aufschubes geschaffen hat.“

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