Ohrmuschel-Operation

„Cool, zwei Ohren zu haben!“

Gesund
11.11.2018 06:00

Was für die meisten selbstverständlich ist, war für die Tiroler Schülerin Esna eine Herausforderung. Sie wurde praktisch mit nur einer Ohrmuschel geboren. Eine komplizierten Operation verhalf ihr nun  zu einer zweiten.

Ich freue mich schon so auf Eurodisney“, erklärt Esna Sinci (10 Jahre) aus Tirol, als sie im Juni zur Operation ins Evangelische Krankenhaus kam. Sie will endlich die Attraktionen nicht nur optisch, sondern auch akustisch voll genießen. „Als Esna auf die Welt kam, erhielt ich keine Beratung, was man eigentlich alles tun kann, wenn die Ohrmuschel nicht entwickelt ist“, erzählt ihre Mutter Eylem Sinci. „Ich besuchte dann eine Gruppe, in der Eltern mit Kindern die von verschiedenen Anomalien betroffenen sind, sich gegenseitig helfen und unterstützten.“

Viele Mütter sind nämlich verunsichert und fragen sich, warum. Was habe ich falsch gemacht. Aber niemand hat Schuld, es handelt sich dabei um eine Laune der Natur. Wichtiger wäre, sich über den Nachwuchs zu freuen, statt sich nur auf die Fehlentwicklung zu konzentrieren. Im Kindergarten hat sich Esna nie versteckt, sondern immer offen darüber geredet. Eltern müssen das Selbstbewusstsein ihres Sprössling stärken. Esna erhielt diese Unterstützung.

„Dann setzte ich mich mit Prof. Dr. Jafar-Sasan Hamzavi in Verbindung. Er erklärte mir genau, was gemacht werden kann. Mein Mann war erst gegen die OP, da es doch ein großer Eingriff ist. Dann hat ihn der Arzt aber überzeugt“, betont Eylem Sinci. „Patienten kommen dreimal zu einer genauen Besprechung. Erst dann wird gemeinsam entschieden, ob der Eingriff durchgeführt wird“, erklärt Prof. Dr. Jafar-Sasan Hamzavi, vom Evangelischen Krankenhaus Wien, Institut für Kopf- und Halserkrankungen.

Die Operation wird übrigens erst ab zehn Jahren gemacht, da zu dieser Zeit ausreichend Knorpel vorhanden ist. Für die Rekonstruktion muss nämlich aus einer Rippe ein knorpeliger Anteil entnommen werden. Im Rahmen der sechsstündigen Hightech-Operation wurden der 10-Jährigen mithilfe von Knorpelmasse aus den Rippen 6 bis 9 die Fehlbildungen Schritt für Schritt korrigiert und das Außenohr wiederhergestellt. Rekonstruierte Ohrmuscheln aus körpereigenem Knorpelmaterial haben den Vorteil, dass sie noch mit dem Körper mitwachsen.

Es braucht einen Spezialisten, der diesen Eingriff schon oft gemacht hat und eine längere Nachbetreuung sowie Kontrollen. Diese Operation wird leider nicht von der Krankenkasse übernommen. Bei Esna verlief alles bestens: Sie hatte keine Schmerzen und war bereits nach einer Woche wieder in der Schule. Das Mädchen genießt die Natur. Sie liebt es, durch den Wald zu gehen, wo sie alle Geräusche jetzt noch deutlicher wahrnehmen kann. „Es ist cool, zwei Ohren zu haben“, sagt die stolze Tirolerin.

Karin Rohrer-Schausberger, Kronen Zeitung

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