Schlaganfall

„Mir war nicht bewusst, was da abläuft“

Gesund
28.10.2018 06:00

Karl Oswald hat die Zeichen eines schweren Schlaganfalls verharmlost. Doch seine Frau ließ sich nicht aufhalten, die Rettung zu rufen und bewahrte ihn so vor dem Schlimmsten.

Es ist 7 Uhr früh. Wie jeden Morgen rasiert sich Karl Oswald (58) im Badezimmer - als plötzlich der linke Mundwinkel hängt und „bamstig“ wird. Er spricht undeutlich, Schwäche im linken Arm und Bein lässt ihn zweimal stürzen. Er weiß nicht mehr, wie man Schnürriemen bindet. Seine höchst besorgte Gattin will die Rettung rufen. „Ich habe zunächst abgewehrt und gemeint, ich lege mich ein bisschen hin, es wird schon wieder nachlassen“, erinnert sich Herr Oswald an den Tag, an dem er in Todesgefahr schwebte. „Mir war gar nicht bewusst, was da abläuft. Doch meine Frau ließ sich nicht davon abbringen, Hilfe zu holen und hat mir das Leben gerettet. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“ Um 8.25 Uhr traf der Patient bereits im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien ein. Computertomographie und Gefäßdarstellung zeigten den schweren Schlaganfall, den der Patient erlitten hatte. Eine der großen Arterien, die das Großhirn mit Blut versorgt, war komplett verschlossen. Sofort wurde mit der Therapie begonnen.

„Grundsätzlich lassen sich Gerinnsel mittels Medikamenten, der sogenanten Lyse, über die Vene auflösen. Ist der Pfropf jedoch zu groß, reicht diese Methode nicht aus. Dann wird über die Leiste ein Katheter in die Hirnarterie eingebracht und durch das Gerinnsel geschoben“, erklärt OA Doz. Dr. Julia Ferrari, Neurologin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien die einzelnen Schritte. „Anschließend wird eine Art Körbchen, das sich am Ende eines Drahtes befindet, geöffnet. Man bezeichnet es als Stentretriever. Nun zieht der interventionelle Radiologe (führt Eingriffe unter Röntgen-Durchleuchtung durch, Anm. d. Red.) den Draht unter minimalen Drehbewegungen mit dem Gerinnsel heraus. Nach einer halben Stunde war bei Herrn Oswald der Weg für den Blutfluss wieder frei.“

Der richtige Zeitpunkt für die Therapie ist entscheidend und in welcher Region sich ein Schlaganfall ereignet. So konnte das Zeitfenster für eine erfolgreiche Behandlung in Einzelfällen bis auf 24 Stunden erweitert werden, aber prinzipiell gilt: Je früher der Gefäßverschluss beseitigt wird, umso mehr Hirngewebe lässt sich retten. OA Ferrari: „Auch wenn bis zu 90 Prozent der Nerven, die für eine bestimmte Funktion im Gehirn vorgesehen sind, durch den Schlaganfall zugrunde gehen, reichen die zehn Prozent aus, um die Funktion wieder vollständig zu erwerben. Dafür ist aber die rasche Einleitung der Rehabilitation durch Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie erforderlich.“

Als ich Herrn Karl Oswald eine Woche nach dem Ereignis für das Interview im Spital besuche, sitzt er bereits im Bett und ist überglücklich. Nach seinen Risikofaktoren befragt, meint er: „Ich bin oft unter Stress gestanden, weil ich mich nicht leicht zufrieden gebe und sehr ehrgeizig alles perfekt machen möchte. In meiner Jugend habe ich Fußball, Tennis und Squash gespielt, sportliche Aktivitäten in den vergangenen Jahren aber leider sehr vernachlässigt.“ Und ein Laster gibt er zu: „Ich war leidenschaftlicher Raucher. Aber nach meiner Herzoperation vor einem Jahr und weil ich auch unter hohem Blutdruck litt, habe ich mir gedacht, das ist der richtige Zeitpunkt, damit aufzuhören. Ich bin wahnsinnig froh, dass alles - auch aufgrund der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten, Ärzte und Pflegepersonen im Spital - so ausgegangen ist."

Eva Rohrer, Kronen Zeitung

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