Freundschaftsvorschlag

So vernetzt Facebook Terroristen miteinander

Web
07.05.2018 10:34

Schwerer Vorwurf gegen Facebook: Das soziale Netzwerk soll aktiv dabei helfen, islamische Extremisten in aller Welt miteinander zu vernetzen. Ermöglichen soll dies die Funktion „Personen, die du kennen könntest“, die Mitglieder des Netzwerks mit ähnlich gearteten Interessen untereinander als neue Facebook-Freundschaften vorschlägt.

Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Studie des Counter Extremism Project hervor, die dem britischen „Telegraph“ in Auszügen bereits vorliegt. Die Non-Profit-Organisation untersuchte demnach die Facebook-Aktivitäten von 1000 Anhängern und Sympathisanten der Terror-Miliz Islamischer Staat aus 96 Ländern und stellte dabei fest, dass diese durch die beliebte Funktion „Personen, die du kennen könntest“ routinemäßig miteinander bekannt gemacht wurden.

Ohne wirksame Kontrolle darüber, welche Informationen weitergegeben werden, könnten Terroristen das soziale Netzwerke nutzen, um mit Sympathisanten und Unterstützern Kontakt aufzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren, so der Vorwurf. Studienautor Gregory Waters erfuhr das dem Bericht nach am eigenen Leib, als er mit Vorschlägen zu IS-Anhängern überhäuft wurde, nachdem er einen aktiven Extremisten kontaktiert hatte. Noch beunruhigender war, was seinem Kollegen Robert Postings wiederfuhr: Nachdem er mehrere nicht-extremistische Nachrichtenseiten über einen islamistischen Aufstand auf den Philippinen angeklickt hatte, sei er binnen weniger Stunden mit Freundschaftsvorschlägen für Dutzende Extremisten aus dieser Region „überschwemmt“ worden.

„In seinem Bestreben, so viele Menschen wie möglich miteinander zu verbinden, hat Facebook versehentlich ein System geschaffen, das Extremisten und Terroristen vernetzt“, wird Postings zitiert.

Mittel zur Radikalisierung und Rekrutierung
Erst einmal miteinander verbunden, könnten Extremisten ihre neuen Facebook-Freundschaften oft ungestört radikalisieren und neue Unterstützer rekrutieren, so die beiden Forscher. Facebook selbst ist dem Problem offenbar nicht gewachsen: Die Mehrzahl der Accounts, die extremistische Inhalte verbreiteten, seien auch innerhalb eines halben Jahres nicht gesperrt worden. In zahlreichen Fällen seien die Konten zudem reaktiviert worden, nachdem sich die Nutzer über ihre Sperrung beschwert hätten - ungeachtet dessen, dass sie zuvor „grausige“ IS-Propaganda-Videos gepostet hatten.

Facebook sei dadurch zu einem Ort geworden, „an dem weitreichende Netzwerke von IS-Unterstützern existieren, Propaganda verbreitet wird, Menschen radikalisiert werden und neue Unterstützer gefunden werden“, fasst Waters zusammen.

Facebook weist Vorwürfe zurück
Facebook weist die Vorwürfe gegenüber dem „Telegraph“ zurück: Man arbeite „aggressiv daran, sicherzustellen, dass keine Terroristen oder Terrorgruppen die Website nutzen“, und entferne zudem Inhalte, „die den Terrorismus loben oder unterstützen“. 99 Prozent der Inhalte mit Bezug zum IS oder Al-Kaida würden automatisiert erfasst. Eine einfache technische Lösung, um Online-Extremismus zu bekämpfen, gebe es aber nicht, weshalb man auch „weiterhin Millionen von Pfund in Menschen und Technologie investieren“ werde, um „terroristische Inhalte zu identifizieren und zu entfernen“.

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