Expertenmeinung

boerse.bz-Razzia: Auch Nutzern droht Verfolgung

Web
05.11.2014 10:17
In Deutschland haben am Dienstag zum zweiten Mal binnen weniger Tage Großrazzien gegen mutmaßliche Raubkopierer stattgefunden. Nach kinox.to stand das Piratenforum boerse.bz auf der Abschlussliste der Polizei. 121 Hausdurchsuchungen fanden in 14 deutschen Bundesländern statt. Während die Razzia selbst den Betreibern und Uploadern galt, rechnen mit der Materie vertraute Anwälte damit, dass die Behörden diesmal auch Nutzer des Portals verfolgen könnten.

In einer ersten Einschätzung erklärt der auf Internet- und Urheberrecht spezialisierte deutsche Anwalt Christian Solmecke: "Auch die 2,7 Millionen Nutzer der Plattform könnten dieses Mal belangt werden. Im Gegensatz zum kinox.to-Fall geht es hier nämlich nicht ausschließlich um Streaming, sondern um den Download. Das Herunterladen geschützter Werke auf offensichtlich rechtswidrigen Portalen ist rechtswidrig."

Verfolgt werden meist die "großen Fische"
Nutzer des Raubkopierer-Forums, in dem Musik, Filme, Software, E-Books und Spiele angeboten wurden, sollten allerdings nicht in Panik verfallen. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsvergehen (GVU) – sie brachte die Strafanzeigen ein, die den Hausdurchsuchungen vorangingen - sei dafür bekannt, sich eher auf die "großen Fische", also Betreiber und Uploader, zu konzentrieren.

Zudem sei nicht geklärt, ob boerse.bz überhaupt Nutzerdaten gespeichert hätte, die zur Verfolgung der Nutzer herangezogen werden könnten. Auch müsste für eine Verfolgung von Nutzern nicht nur deren bloße Mitgliedschaft in dem Forum nachgewiesen werden, sondern auch das aktive Downloaden.

Während Solmecke nicht mit endgültiger Sicherheit sagen kann, ob boerse.bz-Nutzer für ihre Online-Aktivitäten belangt werden, hält er eines allerdings für ziemlich sicher: "Es ist zu erwarten, dass das nicht das letzte Portal war, das in nächster Zeit Schlagzeilen machen wird." Seiten wie boerse.bz seien oft miteinander vernetzt, die Uploader könnten durch Kronzeugenregelungen dazu gebracht werden, andere zu belasten.

Viele Österreicher unter den Nutzern
Das Raubkopierer-Portal boerse.bz war nicht nur in Deutschland eine große Nummer, sondern auch in Österreich. Früheren Berichten zufolge stammte ein erheblicher Teil der Nutzer des Forums nicht aus Deutschland, sondern aus Österreich und der Schweiz. Dem Online-Statistikunternehmen similarweb.com zufolge entsprach die Zahl der Seitenaufrufe aus Österreich und der Schweiz zuletzt beinahe jener Zahl, die von Deutschland aus zustande kam.

Unklar ist, welche Konsequenzen österreichischen Nutzern im Falle einer Verfolgung drohen. Die heimische Justiz ist uneins darüber, ob der reine Download von urheberrechtlich geschütztem Material eine Straftat darstellt, oder als legale Privatkopie zu werten ist.

Als illegal gilt aber in jedem Fall der Upload urheberrechtlich geschützter Materialien, wie er etwa beim Nutzen von Torrent-Programmen oft standardmäßig aktiviert ist. Da boerse.bz Dateien über One-Click-Hoster angeboten hat, also Nutzer die Dateien von einschlägigen Servern heruntergeladen, aber nichts hochgeladen haben, scheint die Gefahr der Verfolgung insgesamt aber eher gering.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele