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Bessert euch! Elf gute Vorsätze für die IT-Branche

Elektronik
03.01.2015 07:45
Alljährlich übertreffen sich die Österreicher zum Jahreswechsel mit guten Vorsätzen für das neue Jahr. Mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken, mehr sporteln – die Palette der angestrebten Verhaltensweisen ist lang. Tatsächlich wären gute Vorsätze für das neue Jahr aber nicht nur bei Menschen, sondern auch Elektronikfirmen mehr als angebracht. Welche, erklärt Digital-Redakteur Dominik Erlinger unverblümt im Kommentar.

Technik kann etwas Wunderschönes sein, sie kann Verbraucher aber auch zur Weißglut treiben. Diese Weisheit hat sich 2014 aufs Neue bewahrheitet. Mit erschreckender Unverfrorenheit hat die Elektronikbranche die Nutzer abgezockt, bevormundet und enttäuscht. Doch wie kann sie es wiedergutmachen? Wir hätten da ein paar direkt an die Elektronik-, Spiele- und Internetbranche gerichtete Ideen...

Baut haltbare Produkte ohne Sollbruchstellen!
Es schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch eurem Ruf, wenn ihr Geräte verkauft, die durch bewusst eingebaute Macken nicht sonderlich alt werden. Nicht austauschbare Smartphone-Akkus, Sollbruchstellen und Chips, die so auf die Platine gelötet werden, dass die Verbindung rein zufällig wenige Monate nach Ablauf der Garantiezeit versagt, sorgen zwar durch erzwungene Neukäufe für kurzfristige Gewinne. Langfristig wird sich der Kunde aber in so einem Fall bei einem anderen Hersteller nach Ersatz umsehen.

Erfindet endlich leistungsfähigere Akkus!
Wir haben 2014 am Smartphone-Markt krumme Displays, Auflösungs-Rekorde, Spiele-Streaming, Virtual Reality und Laser-Autofokus gesehen. Das Smartphone, das drei Tage normale Nutzung mit einer Akkuladung überdauert, ist aber immer noch nicht auf der Bildfläche erschienen. Bitte beendet 2015 doch das Pixel-Wettrüsten und wendet euch zur Abwechslung mal der Akkutechnologie zu!

Schützt die persönlichen Daten der Nutzer!
Internetfirmen, euer Datenhunger wird von Jahr zu Jahr größer und viele Nutzer geben euch bereitwillig immer mehr Informationen, damit ihr sie mit zielgerichteter Werbung belästigen könnt. Das ist legitim, immerhin bietet ihr dafür praktische Dienste kostenlos an. Dass dabei aber immer wieder der Datenschutz auf der Strecke bleibt und man stets das Gefühl hat, ihr könntet – Stichwort Verschlüsselung – noch mehr tun, um die Privatsphäre eurer Nutzer zu schützen, hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Wenn man schon intime Infos über einen Nutzer sammelt, sollte man sich auch moralisch dazu verpflichtet fühlen, diese bestmöglich zu schützen.

Speichert nicht alles automatisch in die Cloud!
Wer sagt eigentlich, dass unsere Schritte, Wegstrecken und Pulsmessungen unbedingt in der Cloud gespeichert werden müssen? Erstens kann die dabei anfallende Datenmenge gar nicht so groß sein, dass man sie nicht auch lokal am Smartphone deponieren könnte. Zweitens soll es immer noch Menschen geben, die ein gewisses Interesse an Privatsphäre haben. Schafft den automatischen Upload der mit Wearables gewonnenen Daten in die Cloud ab und macht die Nutzer glücklich! Oder bietet ihnen zumindest die Wahlfreiheit an.

Verkauft Software, vermietet sie nicht!
Softwarehersteller, vielleicht ist es noch nicht bis zu euch durchgedrungen, aber Menschen kaufen Dinge meist, weil sie diese besitzen wollen. Sie wollen keine zeitlich begrenzten Nutzungsrechte gegen Abogebühr. Und eure neue Strategie, Software nicht mehr als Vollversion, sondern als Abo zu verkaufen, steht im krassen Widerspruch zu dieser Vorliebe. Kleinunternehmen und Privatnutzer, die Geld sparen und nicht jeden Versionssprung mitmachen wollen, wären hocherfreut, wenn ihr euch nicht mehr als Software-Vermieter aufspielt, sondern wieder Software-Hersteller werdet.

Nutzt einheitliche Ladestecker und Speicherkarten!
Die meisten Handy- und Tablet-Hersteller verhalten sich zwar ganz umgänglich, ein paar schwarze Schafe gibt es aber doch. Bitte nutzt doch einfach microUSB als Ladestandard! Die Umwelt und jeder, der mit seinem iPhone, iPad oder Surface-Tablet in einem Haushalt oder einem Unternehmen ohne eines dieser Geräte Strom tanken muss, wird es euch danken. Und wenn ihr schon dabei seid: microSD-Karten sind kein Hexenwerk. Klar verdient man weniger, wenn man keine Speicherverdopplung für 100 Euro verkaufen kann. Man hat aber auch zufriedenere Kunden.

Bürdet Konsolenspielern keine PC-Geißeln auf!
Sony und Microsoft, dass ihr mit PS4 und Xbox One hardwareseitig näher an den PC gerückt seid und es Entwicklern einfacher macht, für verschiedene Plattformen zu programmieren, ist lobenswert. Dass ihr Konsolenspielern dabei die Geißeln des PC-Spielers aufbürdet, nicht. Wer sich eine Konsole ins Wohnzimmer stellt, will die Disc einlegen und spielen – und nicht nach dem Kauf eines 70-Euro-Spiels stundenlang installieren, Patches laden, sich in Online-Diensten registrieren und warten. Konsolen wurden als unkomplizierter Weg, Videospiele zu genießen, erfunden. Ihr entfernt euch von dieser Idee.

Bringt Spiele endlich wieder fertig auf den Markt!
Dieser Wunsch richtet sich an alle Spiele-Publisher – bis auf Nintendo, wo man scheinbar noch so etwas wie Qualitätskontrolle betreibt. Könnt ihr euch noch erinnern, wann ihr das letzte Mal ein fix und fertiges Spiel veröffentlicht und eure Kunden nicht als Betatester missbraucht habt? Also so richtig fertig programmierte Games, aus denen keine Inhalte getilgt wurden, um sie später als DLC zu veröffentlichen und die nicht erst nach der Installation des mehrere Gigabyte großen Day-One-Patches laufen. Games, bei denen im Vorfeld der Veröffentlichung darauf geachtet wurde, dass die Server für den Online-Part dem zu erwartenden Ansturm Herr werden. Ihr erinnert euch nicht? Wir auch nicht. Wir würden solche Games 2015 aber gerne wieder häufiger sehen.

Verlangt keine Wucherpreise mehr für WLAN!
Gut, Hotels sind eigentlich keine Elektronikfirmen. Trotzdem: Wir schreiben das Jahr 2015. Auch wenn manche Politiker das Gegenteil behaupten, das Internet ist kein Neuland mehr. Und WLAN ist kein Extra, das man mit Gold aufwiegt, sondern das Grundbedürfnis jedes Reisenden. Also hört endlich damit auf, Wucherpreise für eure WLAN-Netzwerke zu verlangen und stellt sie euren Gästen kostenlos zur Verfügung.

Schafft Roaming ab, führt keine neuen Gebühren ein!
Roaming ist nicht nur lästig, sondern manchmal richtig unanständig. Zum Beispiel, wenn ein Konzern wie T-Mobile, der in 14 Ländern mit eigenem Netz vertreten ist, die Monatsgebühr eines österreichischen Kunden auf ein deutsches Bankkonto abbucht, den gleichen Nutzer aber massiv zur Kasse bittet, wenn er sich erdreistet, das deutsche Heimatnetz seines Mobilfunkers zu benutzen. Wir wissen, dass ihr nicht aus Nächstenliebe auf diese Roaming-Einnahmen verzichten werdet. Wir wissen aber auch, dass ihr auf Druck der EU schon bald darauf verzichten müsst. Bleibt nur zu hoffen, dass ihr sie euch nicht über neue "Servicepauschalen" zurückholt.

Beendet die Streaming-Lizenzkriege!
Niemand will fünf verschiedene Streaming-Dienste abonnieren, um alle für ihn interessanten Serien und Filme ansehen zu können. Bitte reißt euch am Riemen, macht es wie Musik-Streamer und Musikindustrie und schließt umfassende und vernünftige Nutzungsabkommen ab. Ihr werdet es nicht bereuen, immerhin könntet ihr auf einen Schlag unzählige Raubkopierer zur Nutzung legaler Dienste bekehren.

Das letzte Wort hat der Konsument
Zu viel verlangt? Aus unserer Sicht nicht, schließlich sind viele dieser Probleme neue Erscheinungen. Dass man sich am Riemen reißen und auf alte Tugenden besinnen wird, glauben wir trotzdem nicht. Unternehmen agieren nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Profitgier. Und der einzige Weg, sie zum Einlenken zu bewegen, ist, bei diesem Spiel nicht mehr mitzuspielen. Und dieser Neujahrsvorsatz kann glücklicherweise von den Konsumenten eingehalten werden.

Die Liste der unangenehmen Verhaltensweisen der Elektronikbranche ließe sich übrigens problemlos fortführen. Und hier sind Sie gefragt, liebe Leos genervt hat!

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