Zum Wohlfühlen

Eine kleine Schloss-Partie im schönen Waldviertel

Reisen & Urlaub
30.07.2017 10:07

Abgeerntete Felder, sorgfältig geschnürte Strohballen, Sonnenblumen, die ihre Köpfe nur noch müde drehen - untrügliche Zeichen dafür, dass der heurige Sommer seinen Zenit bereits überschritten hat. Wir sind unterwegs im Waldviertel - in (m)einer ganz persönlichen Wohlfühl-Landschaft.

Erstes Ziel unserer Tour durch den Nordwald ist das Renaissanceschloss Rosenburg unweit von Horn. Hoch auf einem mächtigen Felsen thront die beeindruckende Anlage - ein Refugium der besonderen Art. Unzählige Rosen umranken historische Mauern, Hortensien changieren in allen Farbtönen. Große Terrassen laden zum Verweilen - der Schlossturm - so man den steilen Anstieg wagt - bietet einen traumhaften Ausblick über das Kamptal.

Zeit für eine Mittagsrast. Hausherrin Petra Hoyos lädt in den Schlossgasthof. Dort serviert der aus Brasilien stammende Küchenchef Ysnait Braeuer, der das Restaurant gemeinsam mit seiner Frau betreibt, eine köstliche Kartoffelsuppe mit Eierschwammerln. Danach knusprige Forelle und wunderbar marinierte Salate.

Mit am Tisch Nina Blum, die die Intendanz und künstlerische Leitung der heurigen Festspiele auf der Rosenburg überhat. Mit ganz viel Herzblut - und Töchterchen Elsa (8 Monate) am Arm. Der kleine Sonnenschein erobert im Nu die gesamte Tischgesellschaft. Wird von allen geherzt und durchgeschaukelt - sowie dann auf dem bequemen Buddha-Bauch von Fotograf Holl - (sorry Reini!) quasi geparkt!

Eine kurze Führung durch die ausgesprochen geschmackvollen Suiten und Genießerzimmer, die von Petra Hoyos allesamt persönlich und individuell gestaltet wurden, lassen erahnen, was Wohlfühlen im Waldviertel bedeuten kann.

Schloss Drosendorf
Leider schon Zeit für einen Ortswechsel. Wir reisen weiter in den Norden. Nach Schloss Drosendorf. Auch dieses Juwel befindet sich im Besitz der Familie Hoyos. Erstmals 1180 erwähnt, besteht die heutige Form aus dem Jahr 1694, in dem es nach einem Brand neu aufgebaut wurde. Man betritt historischen Boden. Über ausgetretene Steine - die schon einige Jahrhunderte lang viele Kutschen, Stiefel und Schuhe über sich ergehen lassen mussten - erreichen Besucher den Innenhof.

Die Sonne ist am Sinken. Und wir gehen auf Zeitreise
Als 1278 der Kampf zwischen Rudolf I. von Habsburg und Pøemysl Ottokar II. entbrannte, erwartete Stephan von Maissau das Heer König Ottokars in Drosendorf. Ottokar verlor vor der verteidigten Wehranlage entscheidende 16 Tage. Rudolf konnte diese Atempause nützen und bald darauf die Schlacht von Dürnkrut für sich entscheiden. Fazit: Ohne den Drosendorfer Mauerring des 13. Jahrhunderts hätten vermutlich niemals Habsburger in Österreich regiert. Nach wechselvoller Historie gelangte Schloss Drosendorf schließlich 1882 in den Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein.

Genug Geschichte. Wir wandern hinunter zum alten Strandbad an den Fluss. Im historischen Holzpavillon aus der Jahrhundertwende wird zum Müßiggang geladen. Man lauscht dem Thayarauschen. Riecht den Duft von sonnenwarmem Holz. Dunkles Wasser glitzert in der Sonne.

Erde erdet. Vor allem hier im Waldviertel!
Dann zurück zum königlichen Quartier. Über einen kleinen "Geheimgang", der direkt vom Gasthof "Zum goldenen Lamm" (Neuübernahme durch die höchst ambitionierten Gastronomen Dominik Bednar und Mario Forster) zum Schloss führt. Dort bekommen wir die Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt. Und zum ersten Mal darf ich die Maria-Theresia-Suite beziehen. Zimmer Nummer 8! Stuckdecken, Holzvertäfelungen - wunderschöne alte Kastenböden, kostbare Kachelöfen.

Hier hat die Kaiserin oft genächtigt, wenn sie zu ihren Besitztümern auf dem Weg nach Prag war. Hier residiert der Gast - mit atemberaubendem Blick auf das Thaya-Tal in alle Himmelsrichtungen. Und in der schönen Gewissheit, quasi im Bett einer Kaiserin zu liegen.

Ingrid Altermann, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele