Die Erklärung bezeichnet das Urheberrecht als "historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit" und als "materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen". Sie richtet sich gegen das Argument, dass es einen Interessengegensatz zwischen den eigentlichen Urhebern kreativer Werke und den sogenannten Verwertern gibt, also etwa Verlage, Plattenfirmen und Verwertungsgesellschaften wie die deutsche Gema.
Einige Netzaktivisten hatten erklärt, dass sich die Urheber im Internet direkt an ihr Publikum wenden und an den Verwertern vorbei Geld verdienen könnten. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, so die Erklärung der Urheber, gäben Künstler jedoch "die Vermarktung ihrer Werke in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten oder Verwertungsgesellschaften, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen". Die neuen Realitäten der Digitalisierung und des Internets seien kein Grund, "den profanen Diebstahl geistigen Eigentums zu rechtfertigen oder gar seine Legalisierung zu fordern."
Zahlreiche prominente Unterstützer
Zu den Erstunterzeichnern gehören die Schriftsteller Daniel Kehlmann, Charlotte Roche, Frank Schätzing, Elke Heidenreich, Martin Walser oder Günter Wallraff sowie Künstler wie der Schauspieler Mario Adorf und "Rammstein"-Sänger Till Lindemann. Auch der Musiker und Schriftsteller Sven Regener unterschrieb - er hatte die Debatte mit der Aussage "Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert" im März in Fahrt gebracht. 51 Drehbuchautoren der Krimireihe "Tatort" wandten sich daraufhin an die "liebe Netzgemeinde" und warfen dieser vor, die "Umsonstkultur" im Internet in den Rang eines Grundrechts erheben zu wollen.
Piratenpartei will Künstlern nach Kritik die Hand reichen
Die Kritik richtete sich insbesondere auch gegen die Piratenpartei, die bei den letzten Wahlen wiederholt erfolgreich war. Der Urheberrechtsexperte bei den Berliner Piraten, Christopher Lauer, erklärte nun zu der neuen Künstler-Initiative auf Twitter: "Egal wie viel Unverständnis man für die Aktion in der Zeit hat: Wir müssen das ernst nehmen. Es bedarf einer Handreichung."
Jan Engelmann vom Wikimedia-Verein schrieb ebenfalls auf Twitter: "Verwerter denken Urheberrecht als Verbotsrecht, wir suchen Anreize für kreatives Schaffen, rege Nutzung und Beteiligung." Im Blog "netzpolitik.org" schrieb Leonhard Dobusch, der Aufruf in der "Zeit" versuche, "eine Einheitsfront zwischen Urhebern und Verwertern zu suggerieren", beweise aber nur, "dass ebendiese Front am Bröckeln ist".
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