Hohe Verluste drohen

Experte: Häuserkampf in Kiew könnte Monate dauern

Ausland
03.03.2022 06:55

Sollte es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu einem Häuserkampf kommen, könnten die Kämpfe Monate dauern und auf beiden Seiten zu hohen Verlusten führen. „Der Ortskampf ist einer der schwierigsten und blutigsten Kämpfe, die es gibt“, erklärt Major Klaus Kuss vom österreichischen Bundesheer im Gespräch mit der APA. Wenn die Russen die drei Millionen Einwohner zählende Stadt Kiew Haus für Haus erobern müssen, dann werde das Wochen - und bei erbittertem Widerstand auch Monate - dauern.

Die großen Gefahren bei einem Häuserkampf sind Hinterhalte, Sprengfallen und subkonventionelle Kampfmethoden wie etwa der Bewurf mit Molotowcocktails. Während sich ein Soldat in der Fläche, auf einem Feld oder im Wald leicht bewegen und das Gelände überblicken kann, ist er in der Stadt einer 360-Grad-Bedrohung ausgesetzt.

„Hinter jeder Tür kann ein Feind lauern“
„Bei 4000 Fenstern kann aus jedem einzelnen geschossen werden, hinter jeder Tür kann ein Feind lauern.“ Im bebauten Gelände sei es schwieriger, sich zu orientieren. „Man hat es mit einem dreidimensionalen Feld zu tun“, so Kuss, Hauptlehroffizier Sonderausbildung an der Heerestruppenschule.

„Ein Ortskampf ist emotional und körperlich anstrengend, intensiv und zermürbend.“ Es mache einen Unterschied, ob man den Feind aus der Ferne beschieße oder ihm ins Gesicht blicken und einen Nahkampf austragen müsse.

Major rät Zivilisten, die Stadt zu verlassen
Für die Zivilbevölkerung sei es ratsam, die Stadt zu verlassen, sagt Kuss. „Wobei es geradezu unmöglich ist, dass alle drei Millionen Einwohner die Stadt verlassen.“ Jene, die bleiben, sollten sich aus Kampfhandlungen heraushalten. Erstens, weil eine Beteiligung an Kämpfen für sie tödlich sein könne, und zweitens, weil sie dadurch ihren völkerrechtlichen Schutz als Zivilisten verlieren und auch strafrechtlich belangt werden können. Am besten sei es, wenn sich die Zivilisten irgendwo verkriechen und den Kampfhandlungen aus dem Weg gehen.

Strategisch gesehen würde er aus Sicht der Russen einen Ortskampf vermeiden, sagt Kuss. Der Angreifer sei bei diesem Kampf im Nachteil und müsse mit hohen Verlusten und einem großen Ressourcenverbrauch rechnen.

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