Medaille und Verhör

„Held der Terrornacht“ steht selbst unter Verdacht

Osama Abu El Hosna hat in der Wiener Terrornacht einem Polizisten das Leben gerettet. Doch als er für seinen riskanten Einsatz von Bürgermeister, Polizeichef und Bundespräsident geehrt wurde, wurde gleichzeitig gegen ihn wegen Terrorverdachts ermittelt. Seit mehr als einem Jahr wird er als Verdächtiger geführt. Seine Anwältin Muna Duzdar weiß allerdings nicht, was ihrem Mandanten genau vorgeworfen wird. „Das geht aus dem Akt nicht hervor“, so die Juristin im Gespräch mit der „Krone“. Sie droht nun mit einer Klage wegen Amtsmissbrauchs, wenn das Verfahren nicht eingestellt wird.

Als der Terrorist Kujtim F. in der Innenstadt um sich schoss, wurde El Hosna zum Helden. Obwohl der Angreifer nur wenige Meter entfernt war, zog er einen von einer Kugel getroffenen Polizisten rund 40 Meter weit aus dem Schussfeld zu einem Rettungswagen. Der Terrorist hatte El Hosna nur kurz zuvor ins Visier genommen, aber glücklicherweise verfehlt.

Seit umstrittener „Operation Luxor“ unter Verdacht
Für seinen Heldenmut bekommt der Flüchtling aus dem Gazastreifen unter anderem die Rettungsmedaille der Stadt verliehen, wird als „Held der Terrornacht“ gefeiert. Auf Twitter wird sogar gefordert, dass er die Staatsbürgerschaft bekommen soll - Helfern nach den Anschlägen um Charlie Hebdo wurde auf diese Weise Dank gezollt. Doch weit gefehlt: Er steht seit der „Operation Luxor“, bei der Razzien teils illegal durchgeführt wurden, selbst unter Verdacht, einer terroristischen Vereinigung anzugehören.

Anwältin Duzdar spricht von „staatlicher Willkür“: „Erst als ein anderer Beschuldigter einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens gestellt hat, ist Osama erst überhaupt einvernommen worden“, erklärt die Verteidigerin. Aus dem Ermittlungsakt sei nicht ersichtlich gewesen, warum er überhaupt in Verdacht geraten war. Nun weiß sie: El Hosna ist sein Engagement in einem Hilfsverein zum Verhängnis geworden, der Hilfsgüter wie Lebensmittel und Schultaschen für bedürftige Flüchtlinge im Libanon organisiert hatte. Es gebe auch Fotos, die das belegen.

Ermittler vermuten, dass ein Teil der Spenden für die Hamas abgezweigt worden sein könnte. „Wenn er sich beispielsweise für die Caritas engagiert hätte, wäre das vermutlich nicht passiert. Aber bei einem Verein, in dem nur Araber tätig sind, gerät man gleich unter Terrorverdacht“, ärgert sich Duzdar.

Seit einem Jahr Ermittlungen, aber keine Anklage
Bis heute ist keiner der mehr als 60 Verdächtigen, die bei der umstrittenen „Operation Luxor“ ausgeforscht wurden, angeklagt worden. Teilweise wurden die Hausdurchsuchungen vom Oberlandesgericht in Graz auch für rechtswidrig erklärt. Mehrere Anwälte der Beschuldigten drohen nun mit Disziplinarverfahren und Amtshaftungsklagen, wenn die Ermittlungen nicht bald ein Ende finden.

„Wir sind nach Österreich gekommen, um unser Leben in Ruhe und Frieden leben zu können“, wundert sich der Betroffene gegenüber Ö1, warum er unter einen so schweren Verdacht geraten konnte. Auch seine Verteidigerin betont: „Das ist keine kleine Sache. Da geht es um Rufschädigung, so ein Vorwurf kann einen jungen Menschen sein ganzes Leben belasten“, gibt Duzda zu bedenken. Es sei auch äußerst schwer, sich „freizubeweisen“, wenn man im Unklaren darüber gelassen werde, was einem überhaupt vorgeworfen werde. 

PKK soll von Verein Geld bekommen haben. 
Aus informierten Quellen wurde bestätigt, dass der Verdacht noch immer aufrecht ist. El Hosar sei im Vorstand des bereits erwähnten Vereins gewesen - Ermittler vermuten, dass diese rund 400.000 Euro an die kurdische Untergrundorganisation PKK geschleust habe. Die Bewegung wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. 

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