Fuga 300

Die irre Flucht vom ewigen Eis ans Meer

Reisen & Urlaub
12.07.2019 06:15

300 Kilometer an einem Tag. Ein Traum, nein, mehr noch, es ist ein Realität gewordener Mythos für Rennradfahrer: Die Fuga 300 ist eine einzigartige Flucht von den Alpen durch drei Länder bis an die Adria.

Die Alpen-Adria-Region ist weltweit einzigartig. Denn nur hier schlägt das Herz dreier völlig unterschiedlicher Kulturen, mit all ihren regionalen Eigenheiten und vor allem Köstlichkeiten. Doch was hat das mit Rennradfahren zu tun?

„Viel“, lächelt Peter „Paco“ Wrolich. Der ehemalige Kärntner Radprofi hat die Fuga 300 ins Leben gerufen und damit nicht nur einen neuen Mythos in der internationalen Rennradsport-Szene etabliert. Denn der Traum vom Dreihunderter ist für viele Rennradfahrer einer, der oft nur sehr schwer in Erfüllung geht. Weil immer etwas dazwischenkommt, die Form nicht ausreicht oder man keine Mitstreiter für dieses Abenteuer findet. Doch wenn man sich einmal entschließt, sich den Traum zu erfüllen, dann aber richtig, nicht einfach irgendwo und irgendwie.

Eine Fahrt vom ewigen Eis zum Meer ist eine würdige Strecke für einen Dreihunderter und eine, die prinzipiell bergab führt. Denn der Start erfolgt direkt unterhalb des Großglockners, des mit 3798 Meter Höhe größten „Österreichers“, dessen Besucherzentrum in eisigen Höhen liegt und den Namen eines legendären Habsburger Regenten trägt. Wo hochalpine Expeditionen beginnen, startet die Flucht, italienisch Fuga, ans Meer. Eine Flucht aus der Kälte in den sonnig warmen Süden. Neun Stunden auf dem schmalen Sattel eines Rennrades. Was für Außenstehende nach einem Tag voller Qualen klingt, bereitet begeisterten Rennradfahrern – und derer gibt es immer mehr – große Glücksgefühle.

Denn die Fuga 300 ist kein Rennen, sie ist vielmehr eine Leidenschaft – und streng limitiert für 150 Teilnehmer. Gefahren wird in der Gruppe, keiner riskiert zu viel. Denn das Tempo ist hoch, für Nicht-Rennradfahrer sogar sehr hoch, dennoch immer kontrolliert. Die Fuga rollt – und die Kilometer fliegen an den Teilnehmern vorbei. Die Route führt von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe vorbei am legendären Bergsteigerdorf Heiligenblut durchs Mölltal nach Villach, weiter ins italienische Tarvis und über den Predil-Pass nach Slowenien. Es folgen Bovec und Kobarid, bevor es durch die Gorisca Brda und die friulanische Weinregion Collio nach Grado an der Adria geht.

Die Alpen-Adria-Region ist aufgrund ihrer Topografie ideal zum Rennradfahren. „Man kann hier stundenlang flach dahin fahren, entweder rund um die Badeseen oder im Jauntal, aber auch einen Bergpass nach dem anderen bewältigen“, weiß Ex-Rennradprofi Wrolich. Verständlich, dass es viele Radprofis wie den Niederländer Johnny Hoogerland, Jan Ullrich und Ryan Evans zum Training in den Süden Österreichs zieht. Denn man muss ja nicht gleich mit einem Dreihunderter beginnen.

Es reicht, sich einfach in den Sattel zu schwingen und loszutreten – auf den Spuren der Fuga 300 sozusagen. Sich aber mehr Zeit dafür zu nehmen, kleine Umwege zu machen, zahlt sich aus. Um etwa am Ufer des Faaker Sees eine fangfrische Forelle zu genießen, sich bei einem kurzen Bad in der Soča abzukühlen oder ein Gläschen Wein in der friulanischen Weinregion Collio zu verkosten. Und ein schlechtes Gewissen muss man auch nicht haben, immerhin war man ja sportlich fleißig. Besonders attraktiv für Rennradfahrer ist der Umstand, dass viele kleinere Bergstraßen im Süden äußerst verkehrsarm sind. Verständlich, dass das mehrtägige Rennrad-Camp von „Paco“ Wrolich am Südkärntner Klopeiner See rasch ausgebucht ist, an dem Weltstars aus dem Radrennsport als Guides mitmachen.

Gemeinsam werden länderübergreifende Ausfahrten in der Alpen-Adria-Region unternommen. Die perfekte Vorbereitung auch für Radrennen wie etwa die Tour de Kärnten. Ein Etappenrennen über sechs Tage, 450 Kilometer und 7500 Höhenmeter, das nach den Vorbildern einer Tour de France oder des Giro d’Italia durchgeführt wird, an dem jeder Hobby-Rennradfahrer teilnehmen kann. Kärnten entwickelt sich zu einem Rennrad-Paradies.

Sabine Salzmann, Kronen Zeitung

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