Nachhilfe per Video

Viele Kids nutzen YouTube zum Lernen für Schule

Web
04.06.2019 10:14

Das viel diskutierte Anti-CDU-Video von Rezo hat es noch einmal deutlich gemacht: Über YouTube können in kürzester Zeit Millionen Menschen erreicht werden - vor allem junge. Die Videoplattform dürfte eine der meistgenutzten Apps auf den Smartphones von Kindern und Jugendlichen sein. Viele Kids nutzen die Plattform aber auch zum Lernen für die Schule, wie eine aktuelle Studie jetzt zeigt.

Der am Dienstag vom deutschen Rat für Kulturelle Bildung, veröffentlichten Studie zufolge rangiert YouTube bei der Nutzung der 12- bis 19-Jährigen gleich an zweiter Stelle (86 Prozent) hinter WhatsApp (92 Prozent) und landet somit noch vor Instagram und (je 61 Prozent) sowie Snapchat (46 Prozent). Dabei kommt es zwar den meisten Jugendlichen, die YouTube nutzen, darauf an, dass die Videos „unterhaltsam“ (63 Prozent) und „witzig“ (59 Prozent) sind. Trotzdem ist es für die Kids nicht nur eine Spaß-Plattform zum Zeitvertreib.

Denn: Fast jeder zweite junge YouTube-Nutzer (47 Prozent) sagt nämlich auch, dass die Clips wichtig oder sogar sehr wichtig bei Schul-Themen seien. Die meisten nutzen die Plattform demnach für Hausaufgaben, oder um sich Dinge erklären zu lassen, die sie im Unterricht nicht verstanden haben - YouTube als Nachhilfelehrer.

Zudem zeigt die Umfrage Zusammenhänge zwischen dem Konsum von YouTube-Videos und dem Interesse für bestimmte Hobbys und für kreative Tätigkeiten. Mädchen, die auf der Videoplattform unterwegs sind, werden vor allem von Tanz- und Choreographie-Videos dazu animiert, dann auch selbst mit dem Tanzen anzufangen (40 Prozent). Bei Buben sind es Computerspiele: 38 Prozent derjenigen die sich für Games interessieren - und das ist die große Mehrheit der Befragten - sagen, dass YouTube-Videos über Games ihr Interesse an Games noch bestärkten. Solche Effekte sind auch zu sehen bei den Themen Singen/Musizieren, Film/Fotografie oder Zeichnen und Malen.

YouTube verändert Bildungslandschaft
Die Studie zeigt nach Einschätzung des Rats für Kulturelle Bildung, dass YouTube die Bildungslandschaft im Ganzen berühre und verändere. „Man kann, wenn man das Medium schulseitig bewusst einsetzt, Unterricht anders aufbauen und auf diese Weise mehr Platz für individuelle Fragen und für Reflexion im Unterricht finden“, sagt der Vorsitzendes des Expertengremiums, Eckart Liebau.

Lehrerverband sieht YouTube-Nachhilfe „relativ entspannt“
Dabei stellt sich aber auch eine andere Frage: Wenn so viele junge Leute YouTube als Nachhilfe- und zusätzliches Erklärmedium nutzen: Machen dann die Lehrer etwas falsch? Dazu sagt Heinz-Peter Meidinger vom deutschen Lehrerverband: „Ich sehe das relativ entspannt“. Früher hätten sich Schüler von Klassenkameraden oder Eltern Dinge, die sie nicht verstanden haben, erklären lassen. „Und da kommen eben jetzt als neues Element die Erklärvideos dazu“. Den echten Unterricht ersetzen könne so etwas aber nicht.

Im Gegensatz zum Akteur in einem einzelnen Video habe „eine Lehrkraft immer auch eine Gesamtverantwortung für eine ganze Klasse und muss auf viele verschiedene Schüler eingehen“. Wichtig sei außerdem das Feedback durch Lehrerinnen und Lehrer. Bei YouTube gibt es nach Ansicht Meidingers sehr gute Lernvideos, es sei aber „auch viel Schrott dabei“. Meidinger ermutigte Lehrer dazu, offensiv mit dem Thema umzugehen. „Es bricht sich keiner einen Zacken aus der Krone, wenn er Schüler auf ein gutgemachtes YouTube-Video hinweist“.

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