Die vierte Generation

Ford Focus: Zeigt Größe und nimmt den Fahrer ernst

Motor
14.07.2018 11:56

Mit seinem unaufgeregten Design, der neuen Größe im Innenraum, dem spaßorientierten, aber nicht unkomfortablen Fahrwerk und Assistenzsystemen, die der Konkurrenz teilweise voraus sind, hat die vierte Generation des Ford Focus das Talent zum Golf-Schläger. Bei den Motoren wird aber teilweise Verzicht geübt.

(Bild: kmm)

Beim Platzangebot kann jedoch von Verzicht keine Rede sein, im Gegenteil. In seinen Maßen nur minimal gewachsen bietet der 4 Meter 38 lange Focus im Innenraum jetzt deutlich mehr Luftigkeit als früher. Auch und vor allem auf der Rückbank. Die ist beim Kombi sogar vom Heck aus umklappbar, schließlich ist er mit knapp zehn Zentimeter mehr Außenlänge der Lademeister: 608 bis 1653 passen in die extrem praktische und variable „Ladehalle“, beim Fünftürer sind es zwischen klassenüblichen 375 und 1354 Liter. Beiden gemein ist, dass man beim Wiederaufrichten der Rücksitzlehne gerne den Gurt einklemmt.

Man sitzt bequem im Ford Focus, nur der Fahrer eckt mit dem rechten Knie an einer harten Kante der Mittelkonsole an. Wem die Sitze zu wenig Seitenhalt bieten, der kann sich an etwas festhalten, was bei vielen anderen Herstellern längst nicht mehr zu bekommen ist: Es gibt Haltegriffe!

Die Bedienung ist insgesamt tadellos, der zentrale Touchscreen gut im Blickfeld, für Klima- und Musiksteuerung gibt es eigene Knöpfe und Regler - gut so! Ein digitales Tacho-Instrument ist nicht im Angebot, dafür ein praktisches Head-up-Display (mit Plexiglasscheibe). Ungewöhnlich: Um es in Ausrichtung und Inhalten anzupassen, muss man einen Knopf auf der Mittelkonsole drücken, dann öffnet sich ein Menü am Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser.

Leider wirken die Materialien insgesamt eher billig; vor allem die Haptik des Blinkerhebels ist richtig unangenehm. Das macht der Ford mit sehr leisen Fahrgeräuschen wett, er ist unterwegs geradezu eine Oase der Ruhe, wenn man nicht gerade Vollgas gibt.

Volle Breitseite bei den Assistenzsystemen
Bei den Assistenzsystemen schöpft Ford aus dem Vollen. Serienmäßig an Bord sind unter anderem eine automatische Notbremse, die auch Fußgänger und Radfahrer erkennt, sowie ein Spurhakteassistent. Optional reicht das Angebot über den Parkpiloten bis hin zur Level-2-Autonomfahrt. Im Gegensatz zur Konkurrenz warnt der Ford Focus auch akustisch, wenn das System von der Situation überfordert ist und sich abschaltet, nicht nur dann, wenn der Fahrer die Hände nicht am Lenkrad hat.

Zwei Systeme wollen wir besonders herauszuheben: zum einen den Geisterfahrtverhinderer, der warnt, wenn man im Begriff ist, falsch auf die Autobahn aufzufahren. Außerdem den in doppelter Hinsicht intelligenten Tempomaten: Die Abstandsregelfunktion ist abschaltbar, außerdem übernimmt er selbsttätig das geltende Tempolimit. Der Clou daran: Man kann ihm vorgeben, wie viel Stundenkilometer er aufschlagen soll - bis plus 30 km/h. Zum Vergleich: BMW lässt einen Aufschlag von 14 km/h zu, Mercedes gar keinen.

Benziner nur als Dreizylinder
Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-TEMP auf Basis des neuen WLTP-Testzyklusses. Die Leistungsbandbreite der fünf angebotenen Benziner reicht von 85 bis 182 PS, allesamt preisgekrönte Dreizylinder, denen man das mit mindestens 1322 Kilogramm (nach EU-Norm) recht hohe Fahrzeuggewicht anmerkt. Sie sind akustisch gut gedämmt, wirken vom Klang her in dieser Fahrzeugklasse aber deplatziert.

Der überarbeitete 1,5-Liter- (ohne SCR-Kat) sowie der völlig neue Zweiliter-Diesel (mit SCR-Kat) sind Vierzylinder und leisten 95 bzw. 120 sowie 150 PS. Der sparsamste verspricht einen Verbrauch von 3,5 l/100 km. Für alle serienmäßig ist ein knackiges manuelles Sechsgangetriebe, manche Versionen sind optional mit einer sanften Achtgang-Automatik erhältlich. Auffällig daran: der Drehregler statt eines klassischen Wählhebels, ähnlich wie bei Jaguar.

Was beim Fahren kaum auffällt, ist, dass Ford beim Fünftürer in manchen Versionen hinten nur noch eine Verbundlenkerachse verbaut, die Multilinkachse (optional mit Adaptivdämpfern) bleibt den stärkeren Motorisierungen vorbehalten. Der „Traveller“ genannte Kombi bekommt grundsätzlich die aufwendigere Achse.

Marktstart ist im September zu Preisen ab 19.580 Euro (Leasing-Sonderangebot für die Basisversion: 13.990 Euro). Im April 2019 folgt der 270 PS starke ST und ein Jahr später eventuell der neue RS - spätestens dann ist es vorbei mit der Unaufgeregtheit.

Warum?
Gutes Fahrverhalten, tolle Lenkung
Viel Platz, vor allem im Kombi

Warum nicht?
Bei den Benzinern nur Dreizylinder erhältlich

Oder vielleicht…
… Kia Ceed, Hyundai i30, Opel Astra, VW Golf, Skoda Octavia

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(Bild: kmm)



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