Themen manipuliert?

Facebook bestimmt, welche Nachrichten wichtig sind

Web
10.05.2016 08:32

Facebook ist nicht nur das weltgrößte soziale Netzwerk, sondern auch ein Indikator dafür, welche Themen die Menschen bewegen. US-Nutzern bietet Facebook mit "Trending News" sogar einen Bereich auf der Website an, der die meistdiskutierten Nachrichten des Tages anzeigt. Wie sich nun zeigt, hat Facebook sich bei der Zusammenstellung der News aber nicht nur von Zahlen leiten lassen, sondern den Nachrichten-Mix gezielt manipuliert.

Das haben mehrere ehemalige externe Facebook-Mitarbeiter, die für die Zusammenstellung der "Trending"-Nachrichten verantwortlich waren, dem IT-Portal "Gizmodo" verraten.

Demnach seien die offiziell meistdiskutierten Nachrichten auf Facebook mitnichten tatsächlich immer jene Themen, welche die Nutzerschar am meisten beschäftigen. Stattdessen habe man aktiv Einfluss darauf genommen, welche Nachrichten den Nutzern als populär verkauft wurden.

Gewisse Themen unter den Teppich gekehrt
Konkret habe das für den "Trending"-Bereich bei Facebook zuständige Team auf Basis persönlicher politischer Präferenzen und aufgrund von Weisungen von oben immer wieder eigentlich populäre Nachrichten unter den Teppich gekehrt und im Gegenzug unpopuläre News in den "Trending"-Bereich aufgenommen.

So seien gelegentlich Nachrichten über rechte politische Positionen verschwiegen worden, ebenso habe man darauf geachtet, dass es keine Facebook-kritischen Nachrichten in den "Trending"-Bereich schaffen. Teilweise habe dabei die Abteilungsleitung interveniert, teilweise hätten auch Kollegen auf Basis ihres Weltbildes den Nachrichten-Mix manipuliert, so der namentlich nicht genannte Informant.

Keine Beweise für Einflussnahme von oben
Dass das höhere Facebook-Management die Nachrichten bewusst manipulieren ließ, kann nicht bewiesen werden und wird seitens Facebook auch dementiert. Aussagen ehemaliger Mitarbeiter zufolge hat aber die Abteilungsleitung den Nachrichten-Mix bisweilen aktiv umgestaltet.

Derlei Aktivitäten habe es von Mitte 2014 bis Ende 2015 gegeben, heißt es in dem Bericht. Während dieses Zeitraums waren die befragten Ex-Nachrichtenkuratoren für Facebook aktiv.

Die Vorgehensweise bei Facebook zeigt, dass das soziale Netzwerk, das - zuletzt etwa mit seinen "Instant Articles - immer weiter in die Nachrichtenbranche vordringt, letztlich auch nichts anderes macht als traditionelle Medienhäuser, wo Journalisten Nachrichten auswählen und gewichten.

Facebooks Algorithmen sind nicht fehlerfrei
Der Grund für dieses Vorgehen ist relativ banal: Facebooks Algorithmen, die automatisiert nach den wichtigsten Nachrichten suchen, sind nicht fehlerlos und können wichtige Dinge übersehen. Menschliche Mitarbeiter, die ein Gespür für den Nachrichtenwert einer Meldung haben, gleichen diese Schwachstelle aus.

Dass das notwendig ist, zeigte sich beispielsweise beim Verschwinden des Malaysia-Airlines-Fluges MH370 und bei den islamistischen Attentaten auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo". Beide Ereignisse - immerhin zwei der wichtigsten Nachrichten der vergangenen Jahre - hat Facebooks Algorithmus nicht schnell genug als wichtig erkannt, weshalb sie manuell in die Liste der wichtigsten Meldungen eingepflegt wurden.

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