"Anonymous"-Attacke

Hacker kapern Homepages von SPÖ und FPÖ

Web
01.07.2011 22:37
Die Hackergruppe "Anonymous" hat offenbar erneut zugeschlagen - diesmal überraschenderweise jedoch in Österreich. In der Nacht auf Freitag kaperte das Kollektiv die Homepage der SPÖ und platzierte ihr Logo (siehe Bild) auf der Startseite. Auch die Homepage der FPÖ war nicht erreichbar. Ein anonymer Anrufer sagte gegenüber der APA, man wolle auf diese Weise "Regierungen und Banken" angreifen. In einer Twitter-Mitteilung hieß es, die FPÖ sei wegen "ihres offensichtlichen Rassismus" attackiert worden. Der Verfassungsschutz ermittelt.

Die Seite der FPÖ war bis etwa 6.30 Uhr nicht zu erreichen. Die SPÖ schaffte es bis zum selben Zeitpunkt zwar, dass das Hacker-Logo samt Comic-Pony nicht mehr auf ihrer Homepage prangte, konnte die gewohnte Verfügbarkeit der Seite aber erst am späten Abend wieder herstellen. Bei dem Angriff in der Nacht waren auch Facebook-Passwörter auf der Seite aufgelistet worden, ob es sich um echte oder gefälschte gehandelt hat, ist vorerst noch unklar.

SPÖ-Kommunikationschef Oliver Wagner teilte am Freitag mit, dass sich die Partei rechtliche Schritte vorbehalte. Dass die Gruppe "Anonymous" gerade die SPÖ angegriffen hat, findet man bei den Sozialdemokraten seltsam, habe sich doch diese Bewegung dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben, und da fühle man sich eigentlich nicht angesprochen.

Hacker: "Sozialdemokraten haben ihren Auftrag vergessen"
In einer späteren Presseerklärung versuchte die Hackergruppe ihren Angriff auf die SPÖ zu rechtfertigen. Ihre Aktionen würden nichts Soziales mehr erahnen lassen, die Sozialdemokraten hätten ihren Auftrag vergessen. "Und das wollten wir aufzeigen und werden das auch weiterhin tun", so der angebliche Österreich-Ableger der Gruppe namens "AnonAustria".

Durch den Angriff wurde einem SPÖ-Sprecher zufolge die Programmierung auf dem eigenen Server beschädigt, es müssten Teile neu programmiert werden. Auch Benutzerdaten wurden gekapert, diese dürften aber zumindest nicht ganz aktuell gewesen seien. Wie sensibel diese Daten seien, konnte der Sprecher nicht sagen.

Glimpflicher dürfte die FPÖ davongekommen sein. Es sei zwar zu Versuchen gekommen, die Serverkapazitäten der FPÖ lahmzulegen, was zu zeitweiser Nicht-Abrufbarkeit der Seite geführt habe. Von einem Überwinden des Sicherheitssystems oder einem Hacken der Inhalte könne aber im Gegensatz zum SPÖ-Internetauftritt keine Rede sein, betonte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Die FPÖ werde dennoch Anzeigen gegen Unbekannt einbringen.

Verfassungsschützer ermitteln
Die Polizei, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sowie das Bundeskriminalamt haben sich eingeschaltet. Laut Innenministerium haben die Behörden bereits Kontakt mit den beiden betroffenen Parteien aufgenommen. Ob es sich bei den Hackern um Täter aus Österreich handelt, ist bislang unklar. Die Internet-Auftritte von ÖVP, Grünen und BZÖ dürften diesmal von Angriffen verschont geblieben sein. Versuche habe es in der Vergangenheit aber immer wieder gegeben.

Drohung schon vor Tagen im Netz
Regierungen und Banken wüssten gar nicht, was auf sie zukomme, hatte "Anonymous" schon vor Tagen getwittert. Gemeinsam mit der inzwischen aufgelösten Gruppe "LulzSec" hatte das Hackernetzwerk angekündigt, gemeinsam gegen Regierungen und die Finanzwelt ins Feld ziehen. Erkennungszeichen der "Anonymous"-Aktivisten sind die Karnevalsmasken, die sie aufsetzen, wenn sie in die Öffentlichkeit treten (siehe Bild).

Nachdem sich "LulzSec" und "Anonymous" verbrüdert hatten, rühmten sie sich, eine Polizei-Webseite in Großbritannien lahmgelegt zu haben. Die Behörde für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens SOCA war vorübergehend nicht zu erreichen.

Spaßguerilla und Polit-Aktivisten
"Lulz Security" galt eher als Spaßguerilla und war in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekannt geworden (siehe Infobox). "Anonymous" dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform WikiLeaks einen Namen gemacht.

Polizei und Geheimdienste verstärken derzeit weltweit ihren Kampf gegen die schwer zu fassenden Hacker. Neben politisch motivierten Gruppen tummeln sich auch allerhand Kriminelle im Netz. So drangen Unbekannte unlängst in die Computersysteme des Rüstungsriesen Lockheed Martin und der Citibank ein.

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