Gesundheitspolitik

Macht neue Ministerin Strache zum Nichtraucher?

Gesund
05.01.2018 06:00

Österreichs neue Gesundheitsministerin Mag. Beate Hartinger-Klein präsentiert ihre Vorstellungen und Zukunftspläne im Gespräch mit dem Ressortleiter der Krone "Gesund" Dr. med. Wolfgang Exel

Die gebürtige Grazerin Beate Hartinger ist im heimischen Gesundheitswesen weiß Gott keine Unbekannte mehr: Ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin, Controlling bei der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH, Geschäftsführerin im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, stellvertretende Generaldirektorin ebendort, Health Care Consulting bei der Deloitte GmbH, Aufsichtsrätin des Kepler Universitätsklinikums Linz, einschlägige Lehraufträge in Wien, Graz und St. Pölten. Eine Frau also, die ihr Geschäft bestens verstehen wird.

"Krone": Frau Ministerin, von all den vielen bisherigen Gesundheitsministern ist lediglich von der allerersten, nämlich von Ingrid Leodolter, etwas Zählbares übriggeblieben: Der Mutter-Kind-Pass. Was soll einst von Ihnen in Erinnerung bleiben?

Mag. Beate Hartinger-Klein: Auf jeden Fall drei Maßnahmen:

  1. Zum Stichwort Mutter-Kind-Pass: Den will ich bis 18 Jahre ausbauen! Ich möchte einen nahtlosen Übergang vom Kindes- und Jugendalter zum Erwachsenen schaffen und damit auch ein neues, besseres Bewusstsein für die Vorsorgeuntersuchung erreichen.
  2. Mundhygiene für Kinder auf Kassenkosten! Mädchen und Buben sollen mit Hilfe der Zahnärzte lernen, rechtzeitig auf ihre Zähne zu achten. Da herrscht deutlicher Handlungsbedarf
  3. Die Krankenkassen müssen unbedingt einen gemeinsamen Leistungskatalog haben! Den wollen wir also harmonisieren, wie es so schön heißt. Erster Schritt: Ab 2019 werden SVA und Bauernkassa zusammengelegt. Später soll es nur noch eine Gebietskassa geben. Ich bin aber für weitere Vorschläge offen.

Durch Ihre Tätigkeit in der Privatwirtschaft konnten Sie ja genügend Erfahrung sammeln. Wie werden Sie dieses Wissen in eine Gesundheitsreform einfließen lassen, die nun endlich umgesetzt werden sollte?
Dazu möchte ich vorausschicken: Bisher ist es hauptsächlich um Geld und Macht gegangen. Ich möchte den Patienten in den Mittelpunkt stellen! Allerdings hat es auch für die wirtschaftliche Sanierung genug Chancen gegeben, die nicht genützt wurden. Meine Eckpunkte einer Reform sind optimale Zusammenarbeit zwischen dem niedergelassenen und dem stationären Bereich. Also zwischen den Ärzten in den Ordinationen und den Spitälern. Weiters eine bestmögliche regionale Versorgung, für die es schon gute, umsetzbare Modelle gibt.

Das klingt sehr schön, aber noch ein bisschen allgemein.
Nun, ein Schlüssel zur erfolgreichen Neugestaltung des Gesundheitswesens wird sein, die Gesundheitsberufe besser zu vernetzen. Damit kann man beispielsweise auch dem drohenden Ärztemangel wirkungsvoll begegnen. Konkret: Die Angehörigen gesundheitsbezogener Berufe wie Apotheker, Pflegepersonal, Psycho- und Physiotherapeuten usw. sollen künftig unter ärztlicher Kontrolle mehr machen dürfen. Das entlastet die Mediziner entscheidend - sie können sich dann besser auf ihre Kerntätigkeit konzentrieren.

Werden die Interessensvertreter der einzelnen Berufsgruppen da mitspielen?
Davon gehe ich aus. Ich hatte bereits einen gemeinsamen Termin mit Vertretern der Ärzte- und Apothekerkammer. Mein Wunsch: Auch für diese Institutionen soll das Wohl der Patienten ein Hauptanliegen sein! Das Gespräch war so konstruktiv, dass bereits Kooperationsmöglichkeiten vorgeschlagen wurden.

Wie stehen Sie zur elektronischen Gesundheitsakte?
Der Grundgedanke von ELGA ist natürlich gut. Aber derzeit tun mir die niedergelassenen Ärzte leid, weil sie begründet Mühe haben, sich in diesem bürokratischen Dschungel zurecht zu finden. Da werden wir mit Hilfe von EDV-Experten gründlich ausmisten und für Klarheit sorgen!

Wird man Medikamente künftig nur noch online bestellen oder im Supermarkt kaufen können? Bestrebungen in diese Richtung gibt es bereits.
Bei mir wird es ganz gewiss keine Arzneimittel im Supermarkt geben! Bezüglich online: Da sollen sich ausgebildete Apotheker etwas überlegen. Die Abgabe darf nur über heimische Apotheken erfolgen, alle Daten müssen auf jeden Fall in Österreich bleiben!

Was werden Sie gegen die schon bedrohliche Ärzteflucht ins Ausland unternehmen?
Wir wollen bereits den Studenten bessere Anreize bieten - sowohl organisatorisch als auch finanziell. Eines der Ziele ist, dass sich die Jungärzte verpflichten, zunächst fünf Jahre auf dem Land tätig zu sein. Für bereits etablierte Ärzte werden wir den total veralteten Tarifkatalog ändern, um so einen besseren Verdienst zu erreichen. Wir wollen keinen staatlichen Gesundheitsdienst, die Freiberuflichkeit bleibt erhalten. Es gilt aber, ein Grundeinkommen zu sichern.

An der folgenden Frage komme ich einfach nicht vorbei: Ihr Parteichef Strache hat das geplante Rauchverbot in Lokalen gekippt. Was meint die neue Gesundheitsministerin dazu?
Damit bin ich nicht glücklich. Was Heinz-Christian Strache persönlich betrifft, werde ich alles versuchen, damit er aufhört zu rauchen! Schließlich soll er gesund bleiben. Erfolgsgarantie kann ich allerdings keine geben. Bezüglich Rauchen ist mein großes Anliegen eben das Aufhören! Ich werde demnächst ein Konzept präsentieren, das vor allem unsere Jugend betrifft. Schließlich sind wir bei den Jungen in Europa leider Schlusslicht. Das muss und wird sich ändern!

Gesundheit ist ein schier uferloses Thema. Daher nur kurz zum Abschluss noch ein paar besondere Anliegen von Ihnen?
Stärkung der Selbsthilfegruppen, die ein wichtiges Sprachrohr der Bevölkerung sind. Bessere Hinweise auf Patientenrechte - diese sollen nicht erst bekannt sein, wenn es schon zu spät ist. Wir überdenken die chefärztliche Bewilligung. Chefärzte sollen grundsätzlich nicht abgeschafft, aber anderweitig nutzbar gemacht werden. Etwa bei der Verhinderung der Verschreibung zu vieler Medikamente (Polypragmasie).

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Gesundheitsministerin!

Dr. med. Wolfgang Exel, Kronen Zeitung

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