Der Frankfurter Spieleentwickler Crytek - bekannt als Schöpfer der "Far Cry"- und "Crysis"-Reihe - ist sauer auf US-Entwicklerlegende Chris Roberts. Weil der bei seinem Crowdfunding-finanzierten neuen Weltraum-Epos "Star Citizen" mit Crytek vereinbart hatte, die Grafik-Engine der Deutschen als technisches Grundgerüst zu verwenden und das auch korrekt auszuweisen, sich nun aber offenbar nicht mehr an diese Abmachung erinnern kann, droht ein teurer Rechtsstreit.
"Star Citizen" ist ein Phänomen: 170 Millionen US-Dollar hat Chris Roberts in der Netzgemeinde von 1,7 Millionen Unterstützern für sein neues Game eingesammelt. Es gilt damit als größtes Crowdfunding-Projekt der Geschichte. Seit 2013 ist es bereits in Entwicklung - ohne, dass ein Ende in Sicht wäre. Und nun droht auch noch rechtliches Ungemach: Crytek wirft "Star Citizen"-Entwickler Cloud Imperium Games vor, sich nicht an Verträge zu halten.
Konkret stößt Crytek sauer auf, dass man sich noch Ende 2012 geeinigt habe, die Spiel-Engine der Deutschen als Grundgerüst für "Star Citizen" zu verwenden und dies auch entsprechend auszuweisen. Allerdings habe das "Star Citizen"-Team die Engine massiv umgebaut und sie irgendwann einfach nicht mehr Cryengine, sondern "Star Engine" genannt. Der Technologiepartner wurde also nicht mehr korrekt ausgewiesen. Etwas später verkündete man abermals einen Technologiewechsel und kündigte an, nun mit der "Lumberyard"-Engine von Amazon zu arbeiten, die laut einem "Golem"-Bericht ihrerseits wieder eine modifizierte Version der Cryengine darstellt.
Crytek will 75.000 US-Dollar Schadensersatz
Crytek will die "Star Citizen"-Entwickler nun auf gerichtlichem Weg dazu bringen, den Ursprung der Grafiktechnologie wieder offenzulegen, wie dies im Nutzungsvertrag von 2012 abgemacht gewesen sei. Überdies wollen die Deutschen für die entstandenen Unannehmlichkeiten Schadensersatz - von zumindest 75.000 US-Dollar ist die Rede. Möglicherweise auch mehr: Neben dem Herumgewurstel bei der Engine wirft Crytek Roberts und seinen Mitarbeitern auch vor, nicht wie vereinbart ein, sondern zwei Spiele mit der Technologie von Crytek zu entwickeln: die Online-Weltraumsimulation "Star Citizen" und den Einzelspielertitel "Squadron 42" dazu. Außerdem hätte Cloud Imperium Games Technologiegeheimnisse ausgeplaudert, wirft Crytek ihnen vor.
Für "Star Citizen" ist der drohende Prozess ein weiterer Rückschlag in seiner ohnedies schon recht bewegten Entwicklungsgeschichte. Das Game hängt fünf Jahre nach Gründung des Entwicklerstudios und Beginn der Crowdfunding-Kampagne noch immer im Alpha-Stadium fest. Viele Unterstützer, die einen Teil der 170 Millionen US-Dollar für das Spiel zusammengetragen haben, fragen sich, ob es jemals fertig wird. Für Unmut sorgte überdies, dass die Entwickler schon jetzt, lang vor Fertigstellung des Spiels, mit dem Verkauf digitaler Güter begonnen haben - Raumschiffen beispielsweise.
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