Für 29 Mrd. Euro

Japaner kaufen britischen Chipkonzern ARM

Elektronik
18.07.2016 10:43

Weniger als einen Monat nach dem Brexit-Votum wird der britische Chipentwickler ARM Ziel einer der größten Übernahmen in der europäischen High-Tech-Branche. Der japanische Telekomkonzern SoftBank kündigte am Montag an, das Unternehmen aus Cambridge für umgerechnet 29 Milliarden Euro zu kaufen. ARM selbst empfahl seinen Aktionären die Annahme des Offerts.

Für SoftBank ist es der größte Zukauf in der Konzerngeschichte. Je Anteilsschein sollen die ARM-Aktionäre 17 Pfund in bar erhalten, was einem Aufschlag von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag entspricht. SoftBank verpflichtete sich, ARM als eigenständigen Konzernteil mit dem jetzigen Management zu erhalten.

Der Firmensitz soll in der Universitätsstadt Cambridge bleiben, die Zahl der Stellen im Königreich trotz einer erwarteten Rezession in den kommenden fünf Jahren verdoppelt werden. Die Regierung wertete die Übernahme als Vertrauensbeweis. "Nur drei Wochen nach dem Referendum zeigt sich, dass Großbritannien bei internationalen Investoren nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat", sagte der neue Finanzminister Philip Hammond.

Der international aufgestellte Konzern ARM hatte sich bereits in den vergangenen Wochen gegen das Brexit-Votum immun gezeigt. Die Aktie legte seit dem Referendum um fast 17 Prozent zu. Zugleich büßte das britische Pfund deutlich an Wert ein, womit Firmen auf der Insel für ausländische Investoren günstiger werden.

Bei Mobilgeräten führend
In der Chipbranche ist ARM einer der wichtigsten Akteure: Die von den Briten entworfene Prozessor-Architektur, auf die dann Lizenzen verkauft werden, arbeitet sehr stromsparend, was ihr einen Platz in den meisten Smartphones und Tablets gesichert hat. Allerdings ist das rasante Wachstum in der Smartphone-Branche vorüber, sodass sich das Unternehmen neue Gebiete erschließen will. In diesem Jahr kaufte ARM etwa den britischen Bildverarbeitungsspezialisten Apical. Die Firma entwickelt unter anderem Software, mit der Computer Fotos analysieren können.

Rückzug für Übernahme abgesagt
Auch SoftBank orientiert sich um und will stärker auf Investments in High-Tech-Unternehmen setzen. Dafür hat Firmengründer Masayoshi Son seinen eigentlich geplanten Rückzug aus der Firmenspitze abgesagt. Ausschlaggebend für den Strategiewechsel sind nach seinen Worten Trends wie künstliche Intelligenz oder die zunehmende Vernetzung von Autos, Gebäuden oder Hausgeräten - dem sogenannten Internet der Dinge.

Sons Milliardenübernahme dürfte viele überraschen: Der Konzern verkaufte in den vergangenen Monaten Anteile etwa am chinesischen Amazon.com -Konkurrenten Alibaba und nahm damit umgerechnet mehr als 17 Milliarden Euro ein. Experten gingen davon aus, dass Son mit dem Geld Schulden tilgt oder den Aktienkurs von SoftBank mithilfe eines Rückkaufs von Anteilsscheinen auf die Sprünge hilft. Der Konzern hatte im Jahr 2013 die Mehrheit am US-Mobilfunker Sprint für 22 Milliarden Dollar übernommen. Der Schuldenberg lastet noch heute auf den Japanern.

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