"Fitnessboxen" bedient sich des kämpferischen Work-outs eines Boxers, ohne in den Ring steigen zu müssen: Wir machten den Härtetest!
Mein Entschluss, Hanteln gegen Boxhandschuhe zu tauschen, sorgte im Freundeskreis für Aufsehen. Stiegen da doch den meisten, "Rocky" sei Dank, Bilder vom blauen Auge samt blutiger, gebrochener Nase und ausgeschlagenen Zähnen vor der schmierigen Kulisse eines Boxrings auf.
Eine reine Klischee-Hürde, die es zu überwinden gilt, wie sich bereits in der ersten Schnuppereinheit in dem auf Fitnessboxen spezialisierten Club Backyard in Wien zeigt: Zum Auftakt ist Schnurspringen angesagt. Wem diese Erfahrung aus Kindeszeiten fehlt, braucht zwar einige Male, um Takt und Koordination zu finden - aber je schneller man sich damit anfreundet, umso besser: Denn "Skipping" gehört zum fixen Trainingsprogramm eines Boxers, das Schnelligkeit, Taktik, Konditions- und Krafttraining vereint und dessen Übungen auf der Dauer einer Boxrunde à drei Minuten aufgebaut sind.
In diesen unendlich langen 180 Sekunden wird der Puls hochgetrieben, um nach einer Minute Pause erneut loszulegen. Nach vier Runden fühlen sich die Beine an wie Blei, und der Körper befiehlt: "Hör auf!" Wäre da nicht Trainer José, ehemaliger Europameister im Thaiboxen, der freundlich, aber bestimmt anordnet: "Einatmen, ausatmen, Schluck Wasser trinken - und weiterarbeiten!"
Die rasche Erkenntnis: Fitnessboxen ist kein spaßmäßiges Herumgehopse. Die Parole lautet: Durchbeißen! Schließlich ist man ja hier, um die Fitness eines Boxers zu erlangen, der zwölf Runden im Ring überstehen soll. Ein Blick in die schwitzende, von Frauen dominierte Runde, in der niemand das Handtuch geworfen hat, treibt den Ehrgeiz in die Höhe.
Das Auspowern in der Gruppe hilft seine Grenzen zu überschreiten, und sich auch durch die folgenden diversen Kraft- und Konditionsübungen - von Liegestütz in zig Varianten bis "Pferdchenrennen" - zu kämpfen. Nach 30 Minuten will man jetzt nur noch eines - und zwar unter die Dusche. Doch jetzt kommt das, worauf man im Grunde gewartet hat: Es heißt Handschuhe anziehen!
Techniktraining ist an der Reihe, von dem das Schattenboxen vor dem Spiegel einen wichtigen Teil einnimmt - nun kommen die Box-Basics: Wie stelle ich mich richtig hin, wie decke ich, wie weiche ich aus, wie schlage ich eine linke Gerade, einen Haken? Dabei wird miteinander trainiert und nicht gegeneinander gekämpft. Gezielt wird auf die Handschuhe oder die "Pratzen" (Schlagpolster) des Partners, und schnell erweisen sich Sorgen um Auge, Nase & Co. als unbegründet.
Zu rauchen beginnt jetzt allerdings der Kopf. Denn die Koordination von Schritten, Schlägen, Armen und Beinen ist ein ungeahnt schwieriger Balanceakt, der vollste Konzentration erfordert. Auf der schweißtreibenden Suche nach tänzerischer Leichtigkeit hat man die Komfortzone nun endgültig verlassen. Zum Abschluss wartet ein zehnminütiges Zirkeltraining getreu dem Motto: "Weitermachen, auch wenn man nicht mehr kann."
Danach ist man k. o., aber mein Kampfgeist wurde geweckt - und ist nach drei Monaten Training ungebrochen, diese nur auf den ersten Blick einfache, technisch anspruchsvolle und elegante Sportart auf spielerische Art zu erlernen.
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