Hoher Arbeitsdruck, schlechte Bezahlung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse - die Arbeitsbedingungen bei privaten Paketzustellern werden von der Gewerkschaft schon seit Langem kritisiert. Selbstständige Zusteller werden von Subunternehmen oftmals pro ausgeliefertem Paket bezahlt, bei schlechter Auftragslage verdienen die Paketausfahrer sehr wenig. Der deutsche Aufdeckungsjournalist Günter Walraff hatte die Arbeitsbedingungen beim deutschen Paketdienst GLS daher bereits 2012 mit "moderner Sklaverei" verglichen.
"Online-Handel führt zu Proletarisierung der Mitarbeiter"
Für den Handelsexperten Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien führt der Online-Handel zu einer Proletarisierung der Mitarbeiter. Die Logistikmitarbeiter im Lager der Online-Händler und die Paketzusteller könnten kaum von ihrer Arbeit leben, sagte er in einem Interview. Im Gegensatz dazu könne man mit einem Job im stationären Handel noch eine Familie ernähren.
Gewerkschaft vs Amazon
Die deutsche Gewerkschaft Verdi fordert beim weltweit größten Onlinehändler Amazon in Deutschland deshalb seit Langem die Anerkennung des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel für die Lagerarbeiter. Amazon lehnt Verhandlungen darüber aber ab. Deswegen kommt es seit dem Frühsommer 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des branchenüblichen Tarifs.
Allein in Deutschland hat der Online-Händler für das heurige Weihnachtsgeschäft temporär 10.000 zusätzliche Lagerarbeiter angestellt. In den USA hatte Amazon angekündigt, rund 100.000 Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft zu beschäftigten. Die Lagerarbeiter müssen pro Tag oftmals 20 Kilometer und mehr zu Fuß zurücklegen. In Österreich betreibt Amazon keine eigenen Lagerhäuser, alle auf amazon.at bestellten Waren werden aus Deutschland oder aus anderen Ländern zugestellt.
Alleine bei Post zehn Millionen Pakete im Weihnachtsgeschäft
Die Österreichische Post erwartet heuer zehn Millionen Pakete im Weihnachtsgeschäft, ein Plus von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um Auftragsschwankungen auszugleichen, greift die Post auch auf private Frächter zurück. Prekäre Arbeitsverhältnisse wie oftmals bei privaten Zustellern gebe es jedoch nicht, wie man bei der Post betont.
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