Viele "Baustellen"

Mobile World Congress: Neue Handys und Konflikte

Elektronik
25.02.2015 08:53
Smartphones erobern die Welt. Vor zehn Jahren waren sie noch klobige E-Mail-Maschinen vor allem für Geschäftsleute, jetzt wurden allein im vergangenen Jahr rund 1,3 Milliarden Stück verkauft. Der allgegenwärtige Computer in der Hosentasche verändert das Geschäft ganzer Branchen und schafft neue Möglichkeiten – aber auch Konflikte.

Traditionell sichtbar werden diese auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress, die kommenden Montag in Barcelona startet. Die Mobilfunkbetreiber beschweren sich, dass die Internetunternehmen in ihren Netzen das große Geschäft machen würden, ohne zu den Milliardeninvestitionen beizutragen. Im Hintergrund wird um den Standard der nächsten Datennetze gefochten. Aufstrebende chinesische Smartphone-Hersteller versuchen, Platzhirschen die Show zu stehlen.

Samsung Galaxy S6 erwartet
Diesmal will der Branchenprimus Samsung gleich zum Auftakt das Rampenlicht auf sich lenken. Am Sonntagabend gibt es wohl das nächste Top-Smartphone der Südkoreaner, das Galaxy S6 heißen dürfte. Nach bisherigen Informationen bekommt es ein Metallgehäuse und ein zu beiden Seitenkanten hin gebogenes Display. Außerdem soll es sich draht- bzw. kabellos aufladen lassen.

Der langjährige Marktführer stand zuletzt verstärkt unter Druck: Apple räumte mit den beiden Modellen seines iPhone 6 im Weihnachtsgeschäft bei Oberklasse-Geräten ab - und verkaufte erstmals ungefähr genauso viele Smartphones wie Samsung. Zugleich jagen chinesische Rivalen wie Xiaomi Käufer günstiger Modelle ab. Mit seinem nächsten Spitzentelefon muss Samsung daher punkten. Freies Feld haben die Südkoreaner jedenfalls: Erzrivale Apple ist bei der Messe wie immer offiziell nicht dabei.

Zuckerberg buhlt um Mobilfunkriesen
Ganz im Gegensatz zu Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der zum zweiten Mal in Folge nach Barcelona reist. Vergangenes Jahr warb der Gründer des weltgrößten sozialen Netzwerks bei den Mobilfunk-Bossen für sein Projekt Internet.org, das günstige Netzanschlüsse in entlegene und arme Regionen der Welt bringen soll. Auch diesmal dürfte es vor allem darum gehen.

Zuckerberg betont stets, dass immer noch weniger als die Hälfte der Menschen Zugang zum Internet haben. Mehr Internetnutzer - das würde auch mehr potenzielle Facebook-Mitglieder bedeuten. Allerdings zeigen sich Mobilfunkriesen bisher nicht zu einem groß angelegten Netzausbau ohne eine stabile Geschäftsgrundlage bereit.

Immer mehr Hersteller wollen Android ohne Google
Aus dem Silicon Valley kommt auch Googles Top-Manager Sundar Pichai nach Barcelona. Er verantwortet unter anderem das Betriebssystem Android. Es ist zwar mit Abstand das meistgenutzte Mobilbetriebssystem, bereitet Google aber nicht nur Freude: Angetrieben vor allem vom riesigen chinesischen Markt, wächst der Anteil von Android-Geräten ohne Google-Dienste. Denn Android ist im Kern eine offene Software, die Hersteller kostenlos nutzen und weiterentwickeln können. Erst für das Einbinden von Google-Diensten wie GMail oder Maps werden Gebühren fällig. Vor allem chinesische Hersteller verzichten darauf jedoch. Zuletzt verkündete außerdem der Plattform-Entwickler Cyanogen groß, er wolle "Android Google wegnehmen".

Streitthema Netzneutralität
Dritter Stargast aus den USA ist schließlich der Chef des amerikanischen Telekomregulierers FCC, Tom Wheeler. Er schlug kürzlich eine strikte Regelung zur sogenannten Netzneutralität vor, die bezahlte Überholspuren für bestimmte Daten und Dienste verhindern soll. Wheeler traut sich gewissermaßen direkt in die Höhle des Löwen: Gerade die Telekomkonzerne wollen solche Möglichkeiten, um die Umsätze im Netzbetrieb zu steigern.

Hoffnungen ruhen auf Wearables und Gesundheitsdaten
Als neues Wettbewerbsfeld zeichnen sich indes tragbare Fitnessgeräte und ihre Daten ab. "Samsung, Google, Apple und Microsoft stehen bereit, ganze Gesundheits-Plattformen aufzubauen, die Partner aus Medizin- und Fitnessbranche anlocken sollen", betont Analystin Annette Zimmermann vom IT-Marktforscher Gartner. Dies werde neue Geschäftsmodelle fördern - aber auch die Diskussion um den Schutz der Gesundheitsdaten anfachen.

Mindestens genauso spannend wie die Rivalitäten innerhalb der Branche sind die großen Umbrüche, die von den allgegenwärtigen Smartphones ausgelöst werden. Die Idee, dass die Geräte mit Ortserkennung Angebot und Nachfrage immer und überall zusammenbringen können, verändert immer mehr Branchen. Egal ob Taxi-Apps oder der umstrittene Fahrdienst Uber, mobile Bezahldienste, Kurier-Services oder Zimmer-Vermittler wie AirBnB - Konflikte zwischen neu und alt brauen sich überall zusammen.

Schwachstelle Datenschutz
Just zum Mobile World Congress bekam die Branche auch eine neue Sicherheitsdebatte. Laut neuen Snowden-Enthüllungen gelang es dem US-Abhördienst NSA und seinem britischen Partner GCHQ, in großem Stil Verschlüsselungscodes von SIM-Karten zu erbeuten. Abzuwarten bleibt, wie die Branche auf die Sicherheitsproblematik reagiert.

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