Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat den Konflikt im Nahen Osten ausgeweitet. Durch seinen Angriffsbefehl auf den Iran wird Israel erneut von massiven Raketenschauern heimgesucht. Netanyahus Versuch, auf die persönlichen Verluste seiner Landsleute einzugehen, ging gehörig nach hinten los.
Am Freitag ist es wieder passiert. Iranische Raketen überlisteten die israelische Luftabwehr und schlugen mit voller Wucht im Süden des Landes ein. Die Stadt Beersheba wurde erneut getroffen. Mindestens ein Geschoss sei in der Nähe von Wohnhäusern, Bürogebäuden und Industrieanlagen eingeschlagen, teilte die Armee mit. Bei mindestens einem Wohnkomplex sei die Fassade abgerissen worden. Es gibt wieder Verletzte, nach Verschütteten wird weiterhin gesucht.
Bereits in den vergangenen Tagen wurde die Stadt getroffen, auch ein Krankenhaus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Netanyahu erkannte darin die Möglichkeit, Kontakt zu seinem Volk zu suchen. Am Donnerstag ließ er sich vor dem getroffenen Gebäude filmen und sprach zu Medienvertretern.
Vergleich sorgt für Entsetzen
Netanyahu beschwor dabei den Geist Londons während des Nazi-Blitzkriegs und wies auf das Opfer seiner eigenen Familie inmitten von Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß seines Volkes hin: Sein Sohn musste seine Hochzeit bereits zum zweiten Mal verschieben.
Der Vergleich, ausgesprochen vor dem zerbombten Krankenhaus, hinkt freilich. Die Ausführungen des israelischen Ministerpräsidenten lösten unter seinen Landsleuten entsprechend einen Aufschrei des Spottes aus.
„Es erinnert mich wirklich an das britische Volk während des Blitzkriegs. Wir machen einen Blitzkrieg durch“, sagte der rechtskonservative Politiker und bezog sich dabei auf die Bombardierung Großbritanniens durch die Nazis während des Krieges, bei der 43.000 Zivilisten starben.
Hochzeit musste verschoben werden
„Jeder von uns trägt einen persönlichen Preis, und meine Familie ist davon nicht ausgenommen“, fuhr Netanyahu vor dem Soroka-Krankenhaus fort. „Dies ist das zweite Mal, dass mein Sohn Avner eine Hochzeit aufgrund von Raketendrohungen abgesagt hat. Das ist auch für seine Verlobte ein persönlicher Preis, und ich muss sagen, dass meine liebe Frau eine Heldin ist, und sie trägt einen persönlichen Preis.“
Durch Netanyahus Eskalation des Krieges, er bombte den Iran vergangenen Freitag großflächig, verloren bereits 24 israelische Zivilisten offiziellen Angaben zufolge ihr Leben. Die verblüffenden Äußerungen untermauerten auch die Argumente seiner Kritiker, dass der Premierminister nach mehr als 17 Jahren im Amt emotional immer weiter von der täglichen Realität Israels und der Region abgeschnitten ist, berichtet der „Guardian“.
Deftige Reaktion von Opposition
Gilad Kariv, Knessetmitglied für die Demokraten, nannte Netanjahu einen „grenzenlosen Narzissten“. Kariv erklärte: „Ich kenne viele Familien, die nicht gezwungen waren, eine Hochzeit zu verschieben, sondern die nun nie die Hochzeiten feiern werden, die einmal stattfinden sollten.“
Er verachte Netanyahus Behauptung, seine Frau Sara, die in Israel für ihren teuren Geschmack berüchtigt ist, sei ein Held. „Die Ärzte, die für Nachtschichten das Haus verlassen, sind die Helden“, sagte Kariv. „Die Lehrer, die unsere Kinder bei Zoom und Telefonanrufen zusammenhalten, sind die Helden.“
Erklärtes Kriegsziel der Atommacht Israel ist es, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern und gegen sein Raketenarsenal vorzugehen. Teheran dementiert seit Jahren, den Bau von Kernwaffen anzustreben – und pocht auf das Recht, Atomkraft für friedliche Zwecke zu nutzen. Israels Regierungschef zeigt sich jedoch unbeirrt.
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