„Habt ihr euch zufällig unsere Glocke ausgeborgt?“ – Diese scherzhafte Frage stellte die evangelische Pfarrerin Ingrid Tschank aus Gols im burgenländischen Bezirk Neusiedl am See, als sie das Fehlen des 200 Kilogramm schweren Stückes bemerkte.
Nein, es waren nicht die Glocken aus dem Kirchturm, die gestohlen wurden – es war die alte Glocke, die Anfang der 1990er-Jahre ausgetauscht werden musste, weil sie einen Sprung hatte.
„Wir wissen von unserer alten Glocke, dass sie am 29. Oktober 1922 geliefert und unter schwierigsten Bedingungen von der Feuerwehr aufgezogen wurde“, erzählt Tschank. Denn das gute Stück hatte immerhin 200 Kilogramm.
Gesegnet wurde sie dann am 31. Oktober 1922. Bis 1990 leistete sie gute Arbeit, ging dann aber kaputt und wurde am 9. April 1990 durch die neue Glocke, die jetzt noch ertönt, ausgetauscht.
„Hoffentlich wird sie da vorne nicht gestohlen!“
Entsorgt hat man die alte Bimmel nicht, sie stand viele Jahre beim evangelischen Gemeindezentrum. Mehr ins Licht gerückt wurde sie bei der Neugestaltung des Kirchenplatzes. „Wir haben sie als Zierde etwas prominenter auf der Wiese neben der Kirche platziert“, erzählt Tschank. „Damals meinten ein paar Männer, die dabei zuschauten, noch, na hoffentlich wird sie nicht gestohlen“, erzählt die Gottesfrau.
Wann genau die Glocke vom Golser Kirchenplatz weggekommen ist, kann man eingrenzen. Die Pfarrerin sah sie noch am 8. Juni nach dem Gottesdienst. Am darauffolgenden Dienstag um 10 Uhr, als Tschank eine Kirchenführung machte, war sie weg.
Pfarrerin glaubt an Nacht-und-Nebel-Aktion
„Bevor wir die Anzeige gemacht haben, habe ich ein paar Leute angerufen und scherzhaft gefragt, ob sie sich unsere Glocke ausgeliehen haben“, nimmt die Geistliche die Sache mit Humor und fragt sich, ob das Stück irgendwo zur Zierde steht oder bereits eingeschmolzen ist. Und wie viele Männer bzw. welche Gerätschaft nötig waren, um die Glocke wegzubringen. „Weil einfach so hochgehoben hat man sie sicher nicht.“
Sie vermutet, dass der Diebstahl in der Nacht passiert ist und es schnell gegangen sein muss. Sonst hätte in der viel frequentierten Gemeinde sicherlich jemand etwas bemerkt.
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