Teenie-Drama im Landl

Stalking-Prozess: „Wusste nichts von Trennung“

In Wien stand ein 19-Jähriger wegen Stalking auf der Anklagebank. Die Ex-Freundin hatte die Beziehung nicht klar beendet.(Bild: Urbantschitsch Mario)

Anstatt die Beziehung zu ihrem Freund klar zu beenden, blockierte eine 16-Jährige die Nummer des jungen Wieners wortlos. Weil der sich nicht auskannte, rief er immer wieder an und habe auch versucht, sie bei ihrer Schule abzupassen. Nun findet sich der 19-Jährige auf der Anklagebank im Wiener Landl wieder. Der Vorwurf: Stalking!

Die Verhandlung im Wiener Landesgericht fühlt sich eher an wie eine Episode eines Teenie-Dramas und nicht wie ein Strafprozess. Der 19-Jährige erscheint ohne Verteidiger, entrüstet sich schon beim Belehren seiner Rechte: „Ich weiß, dass es um Stalking geht, was überhaupt null Prozent stimmt.“ Von Jänner bis März soll er seine Ex-Freundin wiederholt angerufen, ihr bei ihrer Schule aufgelauert haben.

„Ich hab‘ einfach nichts mehr gefühlt“
Die 16-Jährige lernte den Wiener letzten Sommer online kennen, man kam schnell zusammen. Richtige Probleme habe es nie gegeben. Im Dezember war dann Schluss. „Ich hab‘ einfach nichts mehr gefühlt“, sagt das Mädchen im Zeugenstand. Ganz klar hat sie das dem 19-Jährigen aber nicht kommuniziert – denn sie blockierte einfach wortlos seine Nummer. „Bis zum 21. Jänner wusste ich nichts von der Trennung“, sagt der Arbeitslose. Zu diesem Zeitpunkt war die Jugendliche aber sogar schon ein Monat mit ihrem neuen Freund zusammen.

Dass man per Telefon keine Erklärung kriegt und man dann die räumliche Nähe aufsucht, ist nachvollziehbar.

Richter Daniel Rechenmacher 

Einige Anrufe und Nachrichten räumt der Angeklagte auch ein. Besonders in dem Zeitraum, als er dachte, noch in einer Beziehung mit der 16-Jährigen zu sein. Danach sei es nur noch um das gegenseitige Zurückgeben der persönlichen Sachen gegangen. Vor der Schule hätte er aber nie versucht, sie abzufangen, beteuert der junge Mann wieder und wieder. 

Das glaubt ihm Richter Daniel Rechenmacher aber nicht so ganz. Einen rechtskräftigen Freispruch gibt es trotzdem. „Dass man per Telefon keine Erklärung kriegt und man dann die räumliche Nähe aufsucht, ist nachvollziehbar. Würde mich meine Frau blockieren, würde ich auch versuchen, sie zu erreichen“, begründet Herr Rat. Den beiden Ex-Partnern rät er auf jeden Fall, sich nun endgültig voneinander fernzuhalten – denn spätestens jetzt sollte die Trennung wohl klar sein.