Kriminelle treffen Lang zufolge auf Benutzer, die sich nicht um ihre Sicherheit im Web kümmern bzw. Gefahren gar nicht wahrnehmen. Diese User bewegten sich in einem völlig anonymen globalen Markt: Den Geschäftspartner "kennst du nicht, du weißt nicht, wo der sitzt, wie der aussieht, aber du hast das Bild eines österreichischen Geschäftsmannes vor dir", schilderte der BK-Direktor ein mögliches Szenario. Perfekt nachgebaute Homepages von Kreditkartenunternehmen, die bestellte, bezahlte, aber nicht gelieferte Ware, oder das zwar gelieferte, teure, aber minderwertige Produkt sind typische Deliktformen. Für Klagen gebe es dann den "Gerichtsstandort irgendwo", so Lang.
Klar sei: "Die Polizei muss sich darauf einstellen, dass sie wesentliche Quantitäten und Qualitäten benötigen wird, um Cyberkriminalität effektiv bekämpfen zu können." Möglich sei dies nur durch internationale Vernetzung - enge Kontakte zum Europol Crime Center und zum im Aufbau begriffenen Zentrum von Interpol in Singapur. "Es gibt de facto keinen Internet-Fall im Inland." Dazu komme die Vernetzung mit Software- und Hardware-Herstellern, die den Ermittlern Training mit in Entwicklung befindlichen Produkten ermöglicht, welche oft erst zwei Jahre später auf den Markt kommen.
Auf dem Gebiet der Cyberkriminalität gab es heuer nicht nur gegen Kinderpornoringe spektakuläre Amtshandlungen. So flog im April ein erst 15-Jähriger aus Niederösterreich auf, der die Computer von 259 Firmen geknackt hatte und laut BK als einer der 50 besten Hacker weltweit galt. Unter seinen Opfern befanden sich Weltkonzerne mit berühmten Namen. Gegen Kinderpornoringe liefen unter anderem die Operationen "Carole" und "Gondola". Bei Letzterer ging den Fahndern ein Kärntner ins Netz, der sich an den Nachbarskindern vergangen haben soll.
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