1951 erstmals in einer Atomenergieforschungseinrichtung im britischen Harwell, dem Atomic Energy Research Establishment, in Betrieb genommen, sei der Harwell Dekatron seinerzeit einer von nur zwölf Computern weltweit gewesen, wie Museumskurator Kevin Murrell schildert. Mehr auf Zuverlässigkeit denn Geschwindigkeit ausgelegt, habe er über Tage hinweg unermüdlich arbeiten können, um am Ende fehlerfreie Ergebnisse zu präsentieren.
1957, mit Aufkommen der ersten elektronischen Taschenrechner, wurde der Computer in Harwell jedoch überflüssig und ging in den Besitz des Wolverhampton and Staffordshire Technical College über, das den Rechner kurzerhand in WITCH umbenannte (Wolverhampton Instrument for Teaching Computation from Harwell) und bis 1973 nutzte. Vergleichbare andere Modelle seien zu diesem Zeitpunkt längst recycelt oder zerstört worden, so Murrell.
Nach einer Ausstellungsphase im Museum of Science and Industry in Birmingham verschwand der Harwell Dekatron von der Bildfläche, bis er 2008 von einem Mitarbeiter des National Museum of Computing wiederentdeckt wurde.
Auf Fotografie wiederentdeckt
"Das erste Mal begegnet bin ich dem Harwell Dekatron als Teenager in den 1970er-Jahren, als er in Birmingham ausgestellt war – und ich war fasziniert von ihm. Als das Museum geschlossen wurde, verschwand er aus der öffentlichen Wahrnehmung, doch vier Jahre später entdeckte ich auf einer Fotografie einer Lagerhalle eher zufällig eines seiner Kontrollpaneele. Uns kam daraufhin die zündende Idee, ihn zu retten", erinnert sich Murrell.
Dreijährige Restaurierungsphase
Drei Jahre voller Herausforderungen waren schließlich dafür nötig. Probleme bereitete den Mitarbeitern des Museums bei der Restaurierung vor allem die Beschaffung heute seltener Komponenten wie diverser Ventile und Schaltrelais. "Die älteren Mitglieder im Team musste ihr Wissen wieder auffrischen, während die jüngeren alles von Grund auf neu lernen mussten", schildert Museumsmitarbeiter Delwyn Holroyd.
Kevin Murrell zeigt sich vom Ergebnis begeistert: "Wenn man ihn in Betrieb sieht, kann man in die innere Arbeitsweise eines Computers eintauchen - etwas, das bei den Maschinen von heute unmöglich ist."
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