DrEd ist die nach eigenen Angaben europaweit erste Arztpraxis, in der deutsche Ärzte deutschsprachige Patienten über das Internet beraten und behandeln. Die in London von den britischen Aufsichtsbehörden zugelassene Praxis mit derzeit drei Ärzten bietet Sprechstunden zur Männergesundheit (Impotenz, Haarwuchs), Frauengesundheit (Verhütung), die Diagnose und Behandlung von Geschlechtskrankheiten sowie Malariaprophylaxe an.
Die Patienten sollen dem Portal zufolge von der komfortablen Verfügbarkeit des Angebots profitieren - rund um die Uhr, an jedem Ort mit Internetverbindung. Es gebe weder lange Anfahrtswege noch Wartezeiten in der Praxis. Zudem entfalle durch die vertrauliche Arbeitsweise gerade bei peinlichen Themen wie Potenzstörungen oder Geschlechtskrankheiten die Scheu, die eine Vielzahl von behandlungsbedürftigen Patienten aus den traditionellen Praxen fernhalte, betont man.
Neun bis 29 Euro pro Behandlung
DrEd bietet englisch- und deutschsprachige Sprechstunden an, die in drei Schritte unterteilt sind: Besuch der Sprechstunde, Diagnose und Behandlung. Die beiden ersten Schritte sollen für den Patienten kostenfrei sei, lediglich bei einer Behandlung, etwa durch das Verordnen von Medikamenten, sollen abhängig von der jeweiligen Sprechstunde Kosten zwischen neun und 29 Euro anfallen.
Um sicherzustellen, dass nach neuestem Wissensstand und höchsten Qualitätsstandards praktiziert wird, setzt DrEd zusätzlich zu den Anforderungen der britischen Aufsichtsbehörde in der Qualitätssicherung auf einen "wissenschaftlichen Beirat hochrangiger Experten deutscher Universitätskliniken", wie es in einer Aussendung heißt. Die Behandlungsleitlinien der Sprechstunden seien gemeinsam mit diesen Experten entwickelt worden.
Rezepte laut DrEd europaweit gültig
Das 2011 gegründete Unternehmen möchte eine Vorreiterrolle in der europäischen Telemedizin einnehmen und beruft sich dabei auf die am 24. April 2011 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Patientenmobilität. Diese berechtigt Patienten, medizinische Leistungserbringer aus dem europäischen Raum frei zu wählen, und verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten zugleich, diesen patientenfreundlichen Wettbewerb zu fördern.
Im Rahmen der Behandlung ausgestellte Rezepte für ein Arzneimittel, die der Patient per Post zugestellt bekommt, sollen demnach europaweit uneingeschränkte Gültigkeit haben - und somit auch in österreichischen Apotheken.
Fernbehandlung laut Gesundheitsministerium "rechtswidrig"
Etwas anders beurteilt man die Situation im Bundesministerium für Gesundheit. Eine wie von DrEd angebotene Fernbehandlung verstoße gegen das österreichische Ärztegesetz und sei damit rechtswidrig, heißt es dort. Ohnehin: Einen echten Bedarf für derlei Plattformen sieht man nicht. "Österreich wird international für seinen niederschwelligen Zugang zu seinem Gesundheitssystem gelobt. Es gibt keine Notwendigkeit für so ein Angebot", so ein Ministeriumssprecher gegenüber krone.at.
Auf die Frage nach der Gültigkeit der von DrEd ausgestellten Rezepte in heimischen Apotheken heißt es, dass es bislang noch keinen entsprechenden Fall gegeben habe. In der Praxis werde man erst prüfen müssen, ob die Rezepte – rein juristisch und formal – gültig seien.
"Schon jetzt ausländische Rezepte gültig"
Ähnlicher Auffassung ist man auch in der österreichischen Apothekerkammer. Der Form des ärztlichen Kontaktes zum Patienten über das Internet stehe man zwar skeptisch gegenüber, sollten die Rezepte jedoch grundsätzlich gültig sein und etwa die Unterschrift des behandelnden Arztes aufweisen, sehe man kein Problem darin. Schon jetzt würden schließlich ausländische Rezepte in österreichischen Apotheken akzeptiert, so Pressesprecherin Gudrun Reisinger.
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