Zeitreise zurück

CeBIT 2002: Das wurde aus den Trends von damals

Elektronik
02.03.2012 10:52
Wenn die CeBIT am Dienstag im deutschen Hannover ihre Pforten öffnet, stehen einmal mehr die neuesten Produkte und technischen Innovationen im Mittelpunkt. Vieles, was hier gezeigt wird, wird uns in den nächsten Jahren begleiten, das Leben mitunter sogar entscheidend beeinflussen. Doch nicht alles, was die Herstellers von PCs, Notebooks und Co. präsentieren und vollmundig als zukunftsweisend anpreisen, übersteht den Lauf der Zeit auch tatsächlich, wie ein Blick zehn Jahre zurück auf die CeBIT 2002 beweist.

Gerhard Schröder war auf der CeBIT stets ein gern gesehener Gast. Ob als niedersächsischer Ministerpräsident oder später als deutscher Kanzler hielt der Politiker mit seiner Begeisterung für technische Spielereien oder echte Innovationen selten hinterm Berg. Auf der CeBIT vor zehn Jahren entdeckte Schröder auf dem Stand der Deutschen Telekom die damals noch wenig bekannte MMS-Technik, mit der man mit einem Mobiltelefon nicht nur Textmitteilungen als SMS, sondern auch Bilder und Videos versenden konnte. "Damit kann mir Doris dann irgendwann Bilder von sich schicken, wenn die Sehnsucht am größten ist", sagte Schröder.

Startschuss für UMTS
Die CeBIT war damals noch die wichtigste Mobilfunkmesse in Europa. Die Themen der Telekommunikationsindustrie aus dem Jahr 2002 ähnelten frappierend den aktuellen Fragestellungen der Branche - nur mit dem Unterschied, dass diese zehn Jahre später vor allem auf dem Mobile World Congress in Barcelona diskutiert werden und nicht mehr auf dem Messegelände in Hannover. 2002 bauten die Telekommunikationsanbieter gerade die Infrastruktur für die dritte Mobilfunkgeneration UMTS auf, um ihren Kunden leistungsfähige Smartphones statt einfacher Handys verkaufen zu können. Heute investieren die Anbieter in die vierte Mobilfunkgeneration LTE - und fragen sich wie damals, ob und wie sich die Milliarden-Summen rechnen werden.

Vodafone kündigte auf der CeBIT 2002 konkret den Start des UMTS-Netzes in Deutschland an. Und E-Plus preschte mit einer deutschen Version des japanischen Mobilfunkdienstes i-Mode voran. In Japan schossen damals Anwendungen für i-Mode - etwa Online-Spiele oder Nachrichtenangebote für das Handy - wie Pilze aus dem Boden und begeisterten ein Millionenpublikum. In Europa floppte der Dienst allerdings brutal, weil die großen Provider i-Mode nicht lizenzierten.

Erst einige Jahre später trugen verbesserte Smartphones von Anbietern wie Nokia und dann 2007 das iPhone von Apple dazu bei, dass sich die Mobilfunkanbieter keine Sorgen mehr über eine zu schwache Auslastung ihrer GPRS- und UMTS-Netze machen mussten. Damals sollte UMTS als mobile Breitband-Kommunikation all diejenigen positiv überraschen, die die Vorgängertechnologie WAP - also das mobile Internet im herkömmlichen GSM-Netz - nur spöttisch mit "Wait and Pay" (warten und bezahlen) übersetzten. Heute sind mit LTE die Übertragungsgeschwindigkeiten zwar viel höher als bei UMTS - doch wegen des enormen Wachstums des Smartphonemarktes zeichnet sich schon wieder der Punkt ab, an dem die Netze erneut verstopfen und mobilen Anwender warten und trotzdem zahlen müssen.

Windows XP als bestes Produkt der CeBIT 2002 ausgezeichnet
In den Hallen der Computerhersteller und Softwareanbieter erwies sich im März 2002 das einige Monate zuvor auf den Markt gekommene Microsoft-Betriebssystem Windows XP als Zugpferd. XP löste damals die beiden eher missratenen Systemversionen Windows Me für Privatanwender und Windows 2000 als Business-Lösung ab. Der Softwaregigant heimste für XP den Preis des besten Produktes der CeBIT 2002 ab. Microsoft-Chef Steve Ballmer, der in diesem Jahr die CeBIT eröffnete, verflucht zehn Jahre später den Erfolg von XP, denn das System läuft zum Leidwesen der Microsoft-Vertriebler immer noch auf vielen Millionen PCs, obwohl diese nach den Marketingplänen von Microsoft längst auf die Nachfolgesysteme Vista oder Windows 7 umgestiegen sein sollten.

Microsoft zeigte Schnurlos-Monitor "Mira"
Microsoft zeigte auf der CeBIT 2002 aber auch ein Konzept, das später - im Gegensatz zu Windows XP - grandios scheitern sollte. Den unter dem Codenamen "Mira" entwickelten schnurlosen Monitor hatte Konzerngründer Bill Gates wenige Wochen vor der CeBIT bereits auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas präsentiert. "Mira" sah aus wie ein Tablet PC, wurde auch mit einem Akku betrieben - hatte aber im Gegensatz zu einem iPad oder Samsungs Galaxy Tab von heute keinerlei eigene Rechenpower, sondern konnte nur in einer Entfernung von bis zu 30 Metern zum herkömmlichen PC betrieben werden. "Mira wird für Monitore ein Technologie-Sprung sein wie damals die ersten schnurlosen Telefone für das Telefonieren", versprach damals Produktmanagerin Nancy Nemes. Doch die Verbraucher konnten sich für das Konzept nicht begeistern und Microsoft musste 2004 das von technischen Problemen geplagte Projekt beerdigen.

Hat die Jahre überdauert: Spracherkennung
Andere Messeneuheiten auf der CeBIT 2002 konnten sich zwar kurzfristig auch nicht durchsetzen, wanderten aber nicht auf den Technologiefriedhof wie "Mira". Dazu gehört die Spracherkennung. Schon vor zehn Jahren wurde den Messebesuchern versprochen, dass bald ein alter Menschheitstraum in Erfüllung geht: Computer und andere elektronische Apparate lernen sprechen und menschliche Sprache zu verstehen. Damals dominierten Anbieter wie das belgische Unternehmen Lernout & Hauspie und die Konzerne IBM und Philips, auch wenn die Spracherkennung und -verarbeitung noch sehr fehlerhaft war. Heute bringt etwa Software von Nuance Communications nicht nur dem PC mit einer inzwischen erstaunlichen Trefferrate das Zuhören bei. Außerdem setzen Apple mit Siri und Google mit ähnlichen Lösungen auf Spracherkennung zur Steuerung von Smartphones.

Bundestagswahl per Mausklick floppte
Bis heute nicht verwirklicht wurde hingegen eine Utopie, die auf der CeBIT 2002 vorgestellt wurde - die Bundestagswahl daheim per Mausklick. Im Jahr 2010 sollten die deutschen Bürger nach dem Wunsch der damaligen Bundesregierung ihre Stimme bei der Bundestagswahl auch vom heimischen Computer aus abgeben können. Dieter Otten, Leiter der Forschungsgruppe Internetwahlen an der Universität Osnabrück, ahnte damals in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa schon, dass eine Wahl vom PC aus auf absehbare Zeit nicht sicher genug ist: "Internetwahlen sind nicht trivial, sondern eine sehr komplizierte Aufgabe."

Nach kleineren Versuchen wie der elektronischen Vorstandswahl beim Städte- und Gemeindebund Brandenburg 2004 gab die Forschungsgruppe das Projekt an T-Systems ab. Eigentlich sollte dann das inzwischen "voteremote" genannte Internetwahlsystem bei der Sozialwahl 2011 eingesetzt werden. Doch nachdem das Bundesverfassungsgericht im März 2009 sogar den Einsatz von Computern in öffentlichen Wahllokalen bei der letzten Bundestagswahl für verfassungswidrig erklärt hatte, kam auch für die Abstimmung am heimischen PC das Aus.

IT-Sicherheit im Mittelpunkt der CeBIT 2012
Welche Neuheiten auf der von Dienstag bis Samstag in Hannover laufenden CeBit 2012 angekündigt werden und welche davon sich auch tatsächlich in Zukunft behaupten können, bleibt abzuwarten. Schwerpunktthema der diesjährigen Messe ist unter dem Motto "Managing Trust" die IT-Sicherheit und damit verbunden die Frage, wie sich Daten in der Cloud sicher speichern lassen. Denn mit der zunehmenden Verbreitung von mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets wächst nicht nur der Bedarf nach Speicherlösungen und anderen Diensten im Internet, auf die von unterwegs aus zugegriffen werden kann, auch die Bedrohungsszenarien wachsen.

Denn während der PC in der Regel mittels Firewall und Virenschutzprogrammen zumeist ausreichend gesichert ist, wird das Thema Sicherheit auf Tablets und Co. von den meisten Nutzern derzeit noch recht stiefmütterlich behandelt. Auf der CeBIT werden daher nicht nur viele neue Tablets und die besonders flachen Ultrabooks zu bewundern sein, sondern auch entsprechende Sicherheitslösungen für die mobilen Begleiter.

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