„Krone“-Reisereportage

Ungarns Osten und Süden: Lebenslust neu entdeckt

Reisen & Urlaub
31.08.2022 09:00

So nah und doch fast unbekannt: Ungarns Osten und Süden servieren allerlei Überraschungen in Küche, Keller und der historischen Kultur, geschmackvoll gewürzt wie mit feurigem Paprika.

Den Wunsch nach Lebensgenuss wie in früheren Zeiten spiegelt die malerische Barockstadt Eger wider. Es gibt drei Gründe, warum man hierher kommt, wie die Einwohner selbstbewusst verraten: weil Eger eine schöne Stadt ist, die man gesehen haben muss, weil ihre romantische Atmosphäre alle Verliebten verzaubert und weil ihre Thermalbäder Heilung versprechen. Einen vierten Grund ergänzen Weintrinker. Sie wollen „Stierblut aus Eger“, eine rote Cuvée aus mindestens drei Sorten. Top-Winzer der Region zeigen sich kreativ. Einblicke in ihre fabelhafte Geschmackswelt gibt das Macok-Bistro in der Altstadt. Die vinophile Visitenkarte in Weiß nennt sich „Stern von Eger“. „Massenproduktion wie vor der Wende gibt es nicht mehr. Die Betriebe sind kleiner, familiärer geworden. Nur das Image muss sich bessern“, merkt unser Reisebegleiter an. Auf die Spuren des Genusses begeben sich Gäste des Vier-Sterne-Hauses Korona. Der 220 Jahre alte István-Keller und das Weinmuseum sind Kuriositäten besonderer Art, mehr als 500 teils museale Kostproben inbegriffen.

Statt im Geld wird im Heilwasser gebadet
Mit der Hoffnung auf satte Gewinne wurde in Ungarn der 1960er-Jahre nach Öl gebohrt. Gestoßen ist man auf Thermalwasser. Einige Besucher der Wellness-Oase Saliris auf dem berühmten Salzhügel erinnern sich an ein kleines Becken, das Dorfbewohner als Erste gebaut hatten. Drei Nostalgiepools für Anrainer gibt es noch, weitere 14 für Saliris-Gäste. „Aus 600 Meter Tiefe sprudelt das Wasser mit 69 Grad empor, gebadet wird in 30 bis 39 Grad“, so die Hausherren. Der Name des Heilortes ist hingegen rein der Fantasie entsprungen, Salz gibt es am Salzhügel keines, stattdessen reichlich Calcium und Magnesium.

Kulturelle Vielfalt prägt die Städte
Submediterranes Flair strahlt Pécs aus, Europas Kulturmetropole 2010, liebevoll „Stadt der Rebe und des Weines“ genannt. Beim Streifzug durch die Gassen säumt architektonische Vielfalt den Weg. „Mit seinen Kathedralen und frühchristlichen Monumenten zählt Pécs zu den faszinierendsten Orten des Landes“, heißt es. Als außergewöhnliches Baujuwel sticht die Moscheenkirche Gazi Khassim hervor. Aufgrund einer bewegten Vergangenheit vereint sie den bemerkenswerten Mix aus islamischer und katholischer Symbolik unter einem Dach, Halbmond und Kreuz sind Sinnbilder dafür.

„Immer wieder niedergebrannt, immer wieder aufgestanden“ ist Debrecen aus historischer Sicht. „Debrecen stand immer an zweiter Stelle und war Hauptstadt, wenn Ungarn Probleme hatte“, so Reiseleiter Peter. Eine der besten Orgeln des Landes findet sich in der Kirche. „Die beste“, betont jener Organist, der für Urlauber Bach oder die Filmmusik aus „Fluch der Karibik“ und „Star Wars“ brillant spielt.

Österreich und Ungarn blicken mit gemischten Gefühlen auf viele gemeinsame Jahre zurück. Wenngleich in der Ära Habsburg der Haussegen oft schief hing, so gilt Sisi bis heute als „Kaiserin der Herzen“. Gödöllö nahe Budapest war ihr Lieblingsschloss, das ungarische Versailles. „In diesem Refugium bin ich gern gewesen. Mehr als 2000 Nächte verbrachte ich hier, weil das Protokoll des Hofes nicht so streng war“, ist beim Rundgang vom jungen feschen Sisi-Double zu erfahren.

Geschichte macht hungrig. Ungarn hat viele kulinarische Raffinessen zu bieten. Köstliche Langos sind nur ein Leckerbissen, reichlich garniert mit Sauerrahm, Käse, Speck und Knoblauch, jeweils 700 bis 900 Forint pro Stück, also 1,70 bis 2,20 Euro für eine volle Mahlzeit. „Sie werden keinen Hungertod erleiden, das ist fix“, scherzt unser Reisebegleiter. Für eine Hausfrau gebe es keine größere Schande, als dass die Schüsseln leer werden, sagt er. Bei der Frage nach der traditionsreichen Lieblingsspeise der Ungarn ist die Antwort pikant: Pizza, so die ehrliche Reaktion, die für Lacher am Esstisch sorgt. Was die Ungarn aber tatsächlich lieben, sind deftige Suppen und Salzgebäck, also Topfen-, Käse- oder Grammelpogatschen. Dazu ein Glas des weltberühmten Aszu-Weines aus der kleinen Stadt Tokaj und ein Zettelchen mit der hilfreichen Aufschrift unseres Tourmanagers: „Ägescheegünkrä! Auf unser Wohl!“

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