„Schuldenspirale“

SPÖ warnt vor Pleitewelle bei Privatpersonen

Wirtschaft
15.09.2021 13:15

Die SPÖ warnt vor einer Corona-bedingten Pleitewelle bei Privatpersonen und fordert von der Regierung erneut einen Schuldnerschutzschirm. „Die Covid-Pandemie hat viele Haushalte in eine Situation gebracht, wo sie in eine Schuldenspirale gekommen sind“, sagte SPÖ-Konsumentensprecher Christian Drobits am Mittwoch. Am stärksten betroffen seien Einkommensschwache, alleinerziehende Frauen und Pensionisten.

Drobits hatte im Frühjahr einen Entschließungsantrag für ein Schuldnerschutzschirm-Gesamtpaket mit zehn Maßnahmen im Nationalrat eingebracht. Im Ausschuss für Konsumentenschutz am 4. Mai stimmten ÖVP, Grüne und NEOS gegen den Antrag und die SPÖ sowie FPÖ dafür.

Appell an die Grünen
Der Antrag sei von der ÖVP wegen „Komplexität“ abgelehnt worden, so der SPÖ-Konsumentensprecher. Er werde die Maßnahmen nun als Einzelanträge einbringen. Drobits appellierte an die Grünen die Initiative zu unterstützen.

Der Geschäftsführer des Dachverbandes der Schuldenberatung, Clemens Mitterlehner, beklagte unterdessen fehlende Daten von offizieller Seite zur Überschuldung von Privathaushalten in Österreich. „Es werden Gesetzes-Novellen beschlossen, die mangels Daten nicht auf ihre Wirkung hin evaluiert werden können“, sagte Mitterlehner. „Wir haben weder aus der Vergangenheit noch aus der Gegenwart gutes Vergleichsmaterial, um in der Zukunft wirklich faktenbasiert evaluieren zu können.“ In Deutschland gebe es dazu genaue Zahlen, auch auf regionaler Ebene.

Schuldnerbrater: Mehrere Hunderttausend Österreicher überschuldet
Der Schuldnerberater schätzt, dass mehrere Hunderttausend Personen in Österreich überschuldet sind. Im Jahr 2019 gab es rund 9500 Schuldenregulierungsverfahren (Privatkonkurse) und im Coronajahr 2020 aufgrund von Stundungen nur rund 7300. Hohe Kosten für Zinsen, Spesen und Inkassobüros belasten die Schuldner zusätzlich. „Unbezahlte Schulden verdreifachen sich binnen acht Jahren. Wenn wir von einer Durchschnittsverschuldung von 60.000 Euro bei unserer Klientel sprechen, dann waren das ursprünglich nur 20.000 Euro“, so Mitterlehner. Er rechnet mit einem coronabedingten Anstieg der Privatinsolvenzen in den kommenden Jahren. Dies werde mit „zeitlicher Verzögerung“ passieren.

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