Nach Kurzarbeit:

„Fürchte schon, dass Insolvenzen kommen werden“

Wirtschaft
12.04.2021 17:30

Wie geht es mit der Wirtschaft im Jahr 2021 weiter und droht nach der Kurzarbeit eine Pleitewelle? „Ich fürchte schon, dass es zu Insolvenzen kommen wird“, sagt Christoph Badelt, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), im krone.tv-Talk „Nachgefragt“ mit Raphaela Scharf. „Die werden im Augenblick durch politische Beschlüsse sehr zurückgehalten.“ Der Wirtschaftswissenschaftler sehe das aber anders als etwa nach der Finanzkrise: Es sei natürlich schlimm für die Eigentümer, aber kein ganzwirtschaftliches Problem. „Ich glaube, dass, wenn es einen Wirtschaftsaufschwung gibt, auch viele neue Betriebe gegründet werden.“

Die Realität zeige mittlerweile, dass man sich inzwischen viel näher beim Lockdownszenario als beim Öffnungsszenario befinde. Mit den beiden ausgearbeiteten Szenarien wollte man andeuten, dass die wirtschaftliche Entwicklung ganz wesentlich davon abhänge, wie sich die Pandemie entwickle und wie die Gesundheitspolitik darauf reagiere, sagt Badelt. Er gehe davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent einsetzen werde. Wichtig sei aber auch, dass die Pandemie nicht um sich greife: „Wir dürfen nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen schauen, dass wir möglichst rasch dieses Virus einbremsen. 

„Im Grunde hoffen wir, dass durch die Kombination von Impfen und Testen die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder loslegen kann.“ Nach Ansicht Badelts dürfte sich der Konsum wieder langsam steigern: „Im Jahr 2021 mit einem leichten Plus, im Jahr 2022 dann mit einem größeren.“ Ob Konsumenten mit den Ausgaben weiterhin vorsichtig umgehen, hänge sehr stark von der Arbeitsmarktsituation, aber auch von den Reiseeinschränkungen ab.

(Bild: krone.tv)

Können nicht von heute auf morgen aufsperren
„Selbst im günstigen Fall, wo die Pandemie durch Impfungen und Testungen einigermaßen im Griff ist, werden sich Teilbereiche des Tourismus nicht so rasch erholen können, wie wir uns das wünschen“, so der Wirtschaftswissenschaftler. Das gelte für die Stadthotellerie, aber auch für den Kultur- und Veranstaltungsbereich, „die ja nicht von heute auf aufsperren können“, so Badelt.

Auch für den Kongresstourismus sieht der Wifo-Leiter keine rosige Zukunft. „Große Kongresse werden ja Jahre vorher geplant, da können dann nicht plötzlich wieder Tausende Leute kommen. So optimistisch wir für die zweite Jahreshälfte sind, so müssen wir auch damit rechnen, dass sich die Arbeitslosigkeit in manchen Bereichen nur langsam abbauen wird.“ Hier wäre es sinnvoll, die Kurzarbeit weiterhin zu überdenken, um qualifizierte Arbeitskräfte zu halten. 

Den ganzen Talk mit Christoph Badelt sehen Sie im Video oben.

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