Virus quält uns nachts

Welch ein Albtraum!

Gesund
22.02.2021 05:00

Seit der Pandemie haben sich unsere Schlafgewohnheiten verändert. Aber auch unsere Träume sind nicht mehr dieselben, wie eine Studie zeigt. Darin begegnen uns nun vermehrt MNS-Masken und das Coronavirus.

Wie uns ein Lockdown und die Auswirkungen der Pandemie bis in den Schlaf verfolgen, hat ein Forscherteam in insgesamt 15 Ländern Nord- und Südamerikas, Europas (auch Österreich) und Asiens erhoben. Unter den Wissenschaftern war Dr. Brigitte Holzinger, Leiterin des Instituts für Traum- und Bewusstseinsforschung der MedUni Wien, die uns ein paar Details über Österreich aus der noch nicht veröffentlichten ICOSS-Studie (international covid sleep study) verrät.

Jüngere Menschen träumen schlechter
„Wir konnten unter anderem beobachten, dass nun mehr Menschen an Albträumen leiden, jüngere häufiger als ältere“, erklärt die Somnologin, Psychologin und Psychotherapeutin. Schlafmediziner sprechen davon, wenn der Betroffene meist in der zweiten Nachthälfte aus dem Traum erwacht und Reaktionen wie Weinen, Schreien oder Herzklopfen zeigt. Außerdem erinnert er sich an seinen Traum, in dem er sich körperlich oder seelisch bedroht gefühlt hat. „In den Jahren vor Corona litten etwa 4 Prozent der Österreicher daran. Während des ersten Lockdowns traf es vorwiegend Personen mit psychischen Belastungen wie Depressionen. Aber auch Mütter, die mit ihrer Familie in einer kleinen Wohnung leben, im Homeoffice arbeiten und gleichzeitig ihre Kinder zuhause betreuen müssen, zählten dazu“, berichtet Dr. Holzinger.

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Wir konnten unter anderem beobachten, dass nun mehr Menschen an Albträumen leiden, jüngere häufiger als ältere.

Dr. Brigitte Holzinger, Leiterin des Instituts für Traum- und Bewusstseinsforschung der MedUni Wien

Haben sich die Trauminhalte seit Beginn der Krise verändert? „Ja! Dafür muss man wissen, dass im Traum der sogenannte Tagesrest zum Vorschein kommt. Entweder handelt es sich dabei um ganz konkrete Dinge, die man am vergangenen Tag erlebt hat oder um Gespräche bzw. Gedanken. Da sich unser Alltag verändert hat, spiegelt sich das auch in den Träumen wider“, so die Expertin. „Studienteilnehmer träumten etwa, dass sie vergessen haben, in einem Verkehrsmittel ihren Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Einige fürchteten sich im Traum, weil ihnen andere Menschen zu nahe gekommen sind. Typischerweise schleicht sich auch das Virus selbst in unsere (Alb)träume oder der Kampf dagegen.“ In Zeiten vor Corona begegneten die Österreicher in ihren Albträumen häufig furchteinflößenden Tieren, die sie beißen wollten. Oder sie versuchten darin vor einer Bedrohung davon zu laufen - und plötzlich wurden die eigenen Beine schwer. Typische Angstmacher sind auch ausfallende Zähne oder eine Klippe, von der man zu stürzen droht.

Wann benötigt man Hilfe von einem Therapeuten?
„Wer mehr über sich und seine Träume erfahren möchte, muss in sich hineinhören - was habe ich erlebt und vor allem gefühlt? Denn ein Albtraum gibt die eigene innerliche Befindlichkeit wider. Daher ist der Träumende meist selbst sein bester Analyst“, erzählt die Schlafforscherin. Den Gang zum Therapeuten empfiehlt sie Betroffenen dann, wenn sie mindestens einmal pro Monat Albträume haben, darunter leiden und vermeiden, sich schlafen zu legen. Schlafcoaches mit universitärer Ausbildung findet man u. a. online oder telefonisch unter 0699/10 19 90 42. Übrigens: Auch Menschen mit Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer), Narkolepsie („Schlafsucht“) oder Herzerkrankungen haben häufiger Albträume. Ebenso verursacht werden diese durch manche schwere Medikamente wie Antidepressiva - in diesem Fall hilft es, die Medikation umzustellen. Fragen Sie Ihren Arzt!

Träumen auf der Spur

Die App „Dream Sense Memory“, entwickelt von Dr. Holzinger, ist eine Art Traumtagebuch, in dem man seine Träume aufschreiben oder diktieren kann. Außerdem erhalten Interessierte Anregungen, was sich hinter den eigenen Träumen verbirgt. Erhältlich u.a. in App-Stores.

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