Der US-Computerkonzern Apple hat einen Recycling-Dienstleister auf umgerechnet fast 20 Millionen Euro Schadensersatz verklagt, weil dieser ihm zur Zerlegung übergebene Apple-Geräte offenbar im großen Stil weiterverkauft hat. Der Dienstleister spricht von einem Akt des Diebstahls durch einzelne Mitarbeiter, bei Apple hält man dem entgegen, bei diesen Mitarbeitern handle es sich um hohe Manager.
Elektromüll ist ein globales Problem: Im Jahr 2019 kamen weltweit 43,6 Millionen Tonnen ausgemusterte Handys, Computer, Haushaltsgeräte und anderer Elektroschrott zusammen, von denen - zu sehen unter anderem im Dokumentarfilm „Welcome to Sodom“ - ein Teil höchst fragwürdig entsorgt wird, etwa auf Deponien in Afrika.
Große IT-Konzerne wie Apple beteuern, den Müllberg bekämpfen und stärker auf Recycling setzen zu wollen. Bei Apple setzte man dabei auf den kanadischen Dienstleister GEEP: Er wurde von 2015 bis 2017 als Recycling-Partner mit ausgemusterter Apple-Hardware beliefert, aus der er die noch nutzbaren Komponenten und Rohstoffe extrahieren sollte. Dem Dienstleister wurden insgesamt rund eine halbe Million iPhones, iPads und Apple Watches zur Zerlegung übergeben. Allerdings wurde ein Teil davon gar nicht recycelt.
Ausgemusterte iPhones wurden mit SIM ausgestattet
Apple kam dem Treiben auf die Schliche, nachdem der Konzern eine Prüfung einleitete, ob die zur Zerlegung übergebenen iPhones auch tatsächlich nicht mehr online waren. Die Analyse ergab allerdings, dass 18 Prozent der GEEP übergebenen Apple-Geräte mit SIM-Karten versehen wurden und in mobilen Netzwerken unterwegs waren, also mitnichten zerlegt wurden. Das wären mehr als 100.000 Geräte - wohlgemerkt nur jene, die mit einer SIM-Karte ausgestattet wurden. Gut möglich, dass auch reine WLAN-Geräte wie iPads dem Recycling-Prozess entzogen und weiterverkauft wurden.
Zumindest 11.766 Pfund Apple-Geräte verließen GEEPs Einrichtungen, ohne zerstört zu werden, das hat GEEP selbst bestätigt.
Apple in der Klageschrift
Bei Apple ortet man einen Skandal und hat den Recycling-Anbieter Anfang des Jahres mit einer Klage überzogen. Der iPhone-Konzern fordert 31 Millionen kanadische Dollar - umgerechnet knapp unter 20 Millionen Euro - Schadensersatz. In Apples Klageschrift heißt es: „Zumindest 11.766 Pfund Apple-Geräte verließen GEEPs Einrichtungen, ohne zerstört zu werden, das hat GEEP selbst bestätigt.“ Bei GEEP bestätigte man in Folge einen Diebstahl, an dem drei Mitarbeiter des Dienstleisters beteiligt gewesen seien. Apple hält dem entgegen, dass es sich bei diesen Mitarbeitern um hochrangige Manager gehandelt haben soll.
Bei GEEP betont man, dass man nach Möglichkeit die Weiterverwendung von Geräten statt der Zerlegung anstrebe. Von Apples Seite heißt es, der Weiterverkauf der zur Zerlegung bestimmten Geräte sei nicht zulässig, weil die Geräte „nicht mehr adäquat für den Verkauf an den Kunden sind und, wenn sie mit gefälschten Teilen überholt werden, massive Sicherheitsprobleme bis hin zu Stromschlägen oder defekten Akkus“ darstellen. Die Geschäftsbeziehung mit GEEP hat Apple eingestellt.
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