Corona-Infos im Netz

17-jähriger Schüler war schneller als alle anderen

Digital
28.03.2020 06:01

Eigentlich wollte Avi Schiffmann nur eine coole Website basteln - „übersichtlich, leicht verständlich und mit aktuellen Zahlen über die Coronavirus-Verbreitung“. Bereits Ende Dezember stellte der 17-jährige Teenager aus Seattle im US-Staat Washington sie ins Netz, als China gerade die ersten Krankheitsfälle meldete und sich in Washington noch niemand rührte. Inzwischen zählt ncov2019.live mehrere Millionen Nutzer - täglich. Und Schiffmann hat bereits neue Ideen.

„Es fing nach Weihnachten als kleines Projekt an. Natürlich ahnte ich da nicht, wie groß das Virus und meine Website werden“, erzählt der Schüler, der mit ncov2019.live eine Informationslücke schloss und Millionen Nutzer anzog, lange bevor Behörden oder Wissenschaftsinstitute weltweite Zahlen über die Pandemie lieferten. „Allein in den vergangenen 24 Stunden waren es rund 20 Millionen Besucher“, sagt er stolz. Mit der Ausbreitung des Virus sei auch die Nutzung exponentiell gestiegen, 144 Millionen waren es im letzten Monat. Die Kommentare auf der Seite sind voll des Lobes: „Tolle Arbeit“, „weiter so“, „besser als andere Informationsquellen“, schreiben Nutzer.

Die Website präsentiert die wichtigsten Fakten zu der weltweiten Coronavirus-Krise. Unter „Quick Facts“ gibt es Angaben zu den globalen Zahlen: Krankheitsfälle, Tote, Schwerkranke und Genesungen. Die Zahlen werden jede Minute aktualisiert. In weiteren Rubriken folgen die Daten von Kontinenten, einzelnen Ländern und US-Staaten. Dazu gibt es interaktive Karten und einen Wiki-Bereich mit wichtigen Informationen zu Covid-19.

„Alles von YouTube gelernt“
Schon als Kind habe er sich das Programmieren beigebracht, sagt der 17-Jährige. „Ich habe alles von YouTube-Videos gelernt, wie man eine coole Website macht, mit der ich Leuten helfen kann.“ Doch ein Kinderspiel ist das nicht, räumt Schiffmann ein. Zuerst zapfte er für seine Website chinesische Regierungsseiten an, um an Informationen heranzukommen. Er fügte Quellen aus anderen Ländern hinzu, darunter Nachrichtenseiten, die US-Gesundheitsbehörde CDC und die Weltgesundheitsorganisation WHO. Der Nachwuchs-Programmierer entwickelte eine „Scraping Software“, die ständig Daten sammelt und seine Website kontinuierlich aktualisiert.

Jede freie Minute verbringe er am Computer, wenn er nicht gerade Interviews gebe, sagt Schiffmann. Zeit hat er genug, denn auch im US-Bundesstaat Washington haben wegen der Corona-Krise längst Schulen und die meisten Geschäfte geschlossen. Die Menschen sollen weitgehend in ihren Häusern bleiben. Sein anderes Hobby sei Skilaufen, erzählt der Brillenträger, aber auch die Skigebiete hätten alle schließen müssen.

Zuverlässige Zahlen
Der Schüler mit dunklem Lockenkopf hat eine jüngere Schwester, seine Mutter ist Ärztin, der Vater Medizinjournalist. Doch sein Motiv sei nicht das medizinische Phänomen der Virusverbreitung, sondern sein Interesse an Zahlen und Faktenbeschaffung. „Im Zeitalter von Fake News ist es wichtig, gute Quellen und zuverlässige Zahlen zu finden“, sagt Schiffmann.

Längst bastelt der Teenager daran, komplexere Zusammenhänge in die Website einzubauen - neben der absoluten Zahl der Infektionen etwa die Zunahme der Fälle von Woche zu Woche. Oder einen Impfstoff-Tracker mit Forschungsergebnissen. Oder Statistiken über die Zahl der Tests in verschiedenen Regionen. Die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus.

Auch mit Kritik an anderen Internetseiten ist Avi schnell dabei. Die CDC-Website der Behörden in Washington sei viel zu langsam und mit den Zahlen immer hinterher, erzählt der Schüler. Er bemängelt auch die viel verwendete Corona-Infoseite der US-Universität Johns Hopkins als „völlig unbrauchbar“ auf mobilen Geräten.

„Coole Sachen, um der Welt zu helfen“
Täglich gehen dem 17-Jährigen die Coronavirus-Zahlen durch den Kopf. „In den USA wird alles noch viel schlimmer, wenn es endlich mehr Tests gibt“, prophezeit Schiffmann. Ein Ende der Corona-Krise ist noch nicht in Sicht. Doch Schiffmann denkt schon voraus, etwa über einen neuen Website-Namen „GermTracker.com“. „Wenn das hier einmal endet, denke ich mir 20 neue Projekte aus“, sagt der Schüler. „Ich will meine eigene Firma gründen und coole Sachen machen, um der Welt zu helfen.“

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