Schlaue Geschäftsidee

Konzerne zahlen, um Airbnb-Hosts Ware zu schenken!

Digital
28.02.2020 12:28

Die Vermietung privater Wohnungen an Touristen über Plattformen wie Airbnb boomt - mit teils fragwürdigen Folgen wie der Weitervermietung geförderter Gemeindewohnungen. Neben den Einnahmen aus der Vermietung lockt ein deutsches Start-up Airbnb-Vermieter nun mit einer weiteren Geschäftsidee: Wer seine Wohnung Unternehmen als Werbefläche zur Verfügung stellt, zahlt nichts für Einrichtung und Verbrauchsmaterial.

Auf die Idee ist Jens Büschgens aus Köln laut einem Bericht von Gruenderszene.de bei einem Ikea-Besuch gekommen. Der damalige Marketing-Student habe sich während seiner Studienzeit ein Zubrot mit der Airbnb-Vermietung seiner Wohnung verdient und sich auf der Plattform schnell einen guten Ruf erarbeitet - nicht zuletzt, weil er seine Gäste stets mit Markenprodukten verwöhnte. Da stand Niveau-Shampoo im Bad, im Wohnzimmer lagen Knabbereien bereit, im Kühlschrank wartete ein kleiner Vorrat lokales Bier auf die Gäste.

Warum selber einkaufen, wenn es Werbung ist?
Doch der gute Ruf, den die Dreingaben ihm als Host bescherten, kostete Geld. Nachdem er einige Hundert Euro für seine Gäste ausgegeben hatte, kam Büschgens bei Ikea - er wollte gerade Bettwäsche für die Gäste kaufen - die zündende Idee. Wieso sollte eigentlich er selbst für die Produkte zahlen, wenn ihre Bereitstellung in der Airbnb-Wohnung für die Hersteller doch einen gewissen Werbewert hat?

Die Idee für ein Start-up war geboren: Mit Roamlike vermittelt der findige Geschäftsmann heute Airbnb-Vermieter an Markenhersteller. Die Firmen bieten den Vermietern ihre Produkte kostenlos oder zum Schleuderpreis für ihre Airbnb-Objekte an, Büschgens und seine Firma erhalten bei erfolgreich eingefädelten Deals eine kleine Provision. Die reicht von Centbeträgen bei billigen Konsumartikeln bis hin zur Monatsgebühr bei teuren Möbelstücken.

Schampus fürs Penthouse, Schoko für die WG
Airbnb-Vermieter, die ihre Wohnungen mit kostenlosen Markenprodukten ausstatten wollen, müssen sich dafür nur auf der Roamlike-Website anmelden und einen Link zu einem Inserat des Objekts liefern. Das Objekt wird mithilfe eines Algorithmus eingeschätzt und potenziell passenden Werbepartnern angeboten. Dabei achte man darauf, dass die in der Wohnung platzierte Ware zur Wohnung passe. Büschgens zu „Gründerszene“: „Wer etwa ein Penthouse in Berlin-Mitte für 300 Euro pro Nacht anbietet, qualifiziert sich eher für teuren Schampus als für einen günstigen Schokoriegel, den es für ein WG-Zimmer im Schwarzwald gibt.“

Markenfirmen nehmen Idee dankbar an
Bei den Unternehmen findet die Idee Anklang. Roamlike hat bereits zahlreiche Partner gefunden, darunter den Kaffeeröster Tchibo, den Provider Vodafone, den Edel-Möbelhersteller Rolf Benz oder den Technologiekonzern Canon. Und das Werbevehikel Airbnb-Wohnung funktioniere auch prächtig, sagt Büschgens. „Tchibo-Kaffee wurde von vielen Testern weiterempfohlen und Vodafone generierte für seinen Router rund 600 After-Sale-Anfragen.“

Expansion in die USA geplant
Büschgens Geschäft brummt. Pro Monat komme sein neunköpfiges Start-up auf einen „soliden fünfstelligen Betrag“ Umsatz. Eine Viertelmillion Euro sammelte man vergangenes Jahr bei Investoren ein. Roamlike rechnet mit rasantem Wachstum. Aktuell habe man rund 1500 Ferienwohnungen als Werbefläche im Angebot, Ende des Jahres sollen es durch einen Deal mit einem nicht namentlich genannten großen Buchungsportal 50.000 sein.

Künftig will man auch 17 neue Mitarbeiter anheuern und ins Ausland expandieren - konkret in die USA, wo es bislang noch kein vergleichbares Geschäftsmodell gebe. Büschgens: „Das ist für uns der nächste logische Schritt, spätestens im kommenden Jahr.“

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