Rückenschmerzen

Überbeweglich ist auch nicht gut!

Gesund
03.06.2019 06:05

Beschwerden kommen nicht nur von zu wenig Aktivität, sondern können - vor allem bei Frauen - durch Instabilität entstehen. Dann müssen bestimmte Sportarten vermieden und die tiefe Muskulatur gekräftigt werden.

Schon als Kind zeigte sie stolz einen Spagat, in der Schule fiel die enorme Beweglichkeit im Turnunterricht auf - der Weg führte weiter zum Kunstturnen und brachte sogar den Titel der Bezirksmeisterin in diesem Bewerb. Bewundernswert, wenn man so gelenkig ist, meinen viele Menschen, die sich damit eher schwertun. Doch als die junge Athletin Mutter wurde, nahmen die Schmerzen im Kreuz immer mehr zu, vor allem am Morgen nach dem Aufstehen, bei langem Stehen und Sitzen. Röntgen- und Magnetresonanzuntersuchungen brachten keine befriedigenden Befunde.

„Bei der klinischen Untersuchung wurde die Patientin gebeten, sich bei gestreckten Knien vorzubeugen, sie legte die Hände auf den Fußboden. Beim Rückbeugen entstand ein deutliches Hohlkreuz, und auch das Seitneigen war außerordentlich gut“, beschreibt Orthopäde Univ.-Prof. Dr. Hans Tilscher aus Wien die Abklärung der Beschwerden. Es  zeigte sich eindeutig angeborene Überbeweglichkeit, die durch die Gymnastik noch vermehrt wurde. Was sich also anfangs positiv darstellte, wurde im Laufe des Lebens zum schmerzhaften Problem.

Vor allem Frauen leiden unter Hypermobilität einzelner oder mehrere Gelenke, das Syndrom ist weit verbreitet und wird oft übersehen, obwohl es bisweilen starke Beschwerden auslöst. Auch viele Bandscheibenprobleme stehen damit in Zusammenhang. Massagen und Entspannung bringen meist nur kurzfristig Erleichterung, ständige Medikamenteneinnahme ist natürlich auch keine Option.

Die kurzen Muskeln zwischen den Gelenken stärken

„Durch die gezielte Therapie der Beckenbänder ließen die Beschwerden im vorliegenden Fall nach, besonders durch die entsprechende Heilgymnastik, die sich nicht auf die Beweglichkeit konzentrierte, sondern auf die Stabilisierung durch die kurzen Muskeln zwischen den Wirbeln“, beschreibt Prof. Tilscher. Zeichen, wie länger dauernde Schmerzen in mehreren Gelenken, Wirbelsäulenbereich und Nacken, die sich gegen Ende des Tages verschlimmern, sollten unbedingt zum Arzt führen. Vor allem, wenn sie in jüngeren Jahren auftreten und mit auffällig „verrenkbaren“ Körpergliedern gepaart sind.

Junge Menschen mit überbeweglichen Strukturen sind meist gut in Ballett und Yoga. Es muss aber eben schon hinterfragt werden, ob sich das noch im Normalbereich befindet. Für die Diagnose stehen mittlerweile Scores zur Verfügung, wo etwa gemessen wird, wie weit man den Daumen in Richtung Unterarm biegen kann, wie weit sich Ellbogen oder Knie überstrecken lassen. Beim Hypermobilitätssyndrom sollten Sportarten wie Laufen oder Springen, Kontakt- und Kampfsportarten, manche Formen des Yoga sowie das Heben, Ziehen und Schieben schwerer Lasten so gut wie möglich vermieden werden. Vorsicht bei der Haus- und Gartenarbeit (Rückenbelastung).

Auch vernachlässigen Viele Krafttraining der tieferliegenden Muskulatur, wie Prof. Tilscher betont: „Fehlhaltung kann sich sogar beim Stehen entwickeln! Das Stehen ist eigentlich durch die Aktivität von speziellen Muskeln ein ständig verhindertes Fallen, daher sind diese immer in Tätigkeit und für die Haltung mitverantwortlich. Es kommt leicht zu Verkürzungen. Beteiligt sind Trapezmuskel, Kapuzenmuskel, der große Brustmuskel, die Lendenstreckmuskulatur, der Lendenmuskel, der große gerade Muskel am Oberschenkel, die hinteren Oberschenkelmuskeln und die hinteren Wadenmuskeln. Sie sollten mit gezielten Übungen gedehnt werden.“

Kronen Zeitung, Karin Podolak

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