Herziger Kraxler

Suzuki Jimny: Warum alle SuziWuzi so lieben!

Motor
12.01.2019 17:20

Also, das wird jetzt vielleicht ein bisserl peinlich: Mit Anfang zwanzig habe ich mir auf Gran Canaria einen Suzuki SJ 410 als Leihwagen genommen - und ihn noch am selben Tag gegen einen Renault Twingo eingetauscht, weil er mir nicht angenehm genug zu fahren war. Jetzt, fast drei Jahrzehnte später, bin ich mit seinem Ururenkel unterwegs - und habe mich vom Fleck weg verliebt in SuziWuzi!

(Bild: kmm)

Was für ein Auto! Der neue Suzuki Jimny ist herzig und zugleich derartig geländegängig, dass er sogar Land Rover Defender und Mercedes G-Klasse Paroli bieten kann, zu einem Bruchteil des Kaufpreises. Er ist der Jeep, den Jeep nicht im Programm hat, echt, ehrlich, einfach, außerdem kantig und cool. Kein Weichspüler, sondern eine Charakterkiste.

Trotzdem hat er mit dem Lkw-artigen Fahrgefühl des Ahnen nicht mehr viel zu tun, die Servolenkung ist herrlich leichtgängig - allerdings auch einer der wenigen Schwachpunkte, denn mit dem Lenkrad gibt man eher einen groben Richtungsvorschlag ab, exaktes Steuern ist nicht wirklich drin. Aber da gewöhnt man sich dran, schließlich ist das ein echter Offroader, und ein aktueller Jeep Wrangler macht das auch nicht besser.

Das manuelle Fünfganggetriebe weist lange Schaltwege auf, ist aber recht exakt und leichtgängig, außer man bewegt den Hebel zu schnell durch die Gassen, dann kratzt es manchmal leicht. Alles im Rahmen. Auch die Bremsen gehen in Ordnung, obwohl nur vorne Scheiben, hinten aber Trommeln montiert sind. Aber gut, sie müssen weder viel Gewicht noch überbordende Leistung kompensieren.

Der 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner erfüllt Euro 6d-temp und werkt tapfer vor sich hin. 102 PS und 130 Nm bei 4000/min. reichen nicht für Geschwindigkeitsexzesse, aber sicher, um den einen oder anderen Baum auszureißen, wenn er nicht allzu groß ist. Auf der Autobahn gehen sich mit Anlauf 145 km/h aus. Da wird es dann allerdings schon recht laut. 0 auf 100 km/h? Ja. Und als Testverbrauch haben sich 7,7 l/100 km ergeben.

Einen Dieselmotor bietet Suzuki nicht an, eine Viergang-Automatik gegen 1000 Euro Aufpreis.

Nicht nur für den Großstadt-Dschungel
Im Gegensatz zu den SUVs dieser Welt ist der Suzuki Jimny wirklich ein Geländewagen, mit klassischem Leiterrahmen, Starrachsen und zuschaltbarem Allradantrieb samt Getriebeuntersetzung. Im Alltag werden also die Hinterräder angetrieben, per Hebel zwischen den Vordersitzen schaltet man bei Bedarf auf starren Allradantrieb um (Achtung, beim engen Rangieren verspannt sich jetzt der Antriebsstrang). Drückt man auf den Hebel und führt ihn weiter nach hinten, ist das Untersetzungsgetriebe aktiviert und es gibt im Gelände fast kein Halten mehr. „Fast“ deshalb, weil der Jimny keine Achssperren hat. Auch die Kupplung macht mir einen eher schwachen Eindruck und fängt schnell mal zu stinken an.

Die Böschungswinkel des Kleinen sind hervorragend, 37 Grad vorne, 49 Grad hinten, da gehen sich recht steile Anfahrten aus. Die Bodenfreiheit von 21 Zentimetern ist für so einen Winzling beachtlich und ergibt in Verbindung mit dem 2,25 Meter kurzen Radstand einen Rampen-Kippwinkel von 28 Grad. Dazu kommt, dass der Jimny mit 1095 kg (ohne Fahrer) sehr leicht ist.

Nicht nur im Gelände, sondern vor allem auch im Dschungel der Großstadt sind die winzigen Abmessungen des Jimny ein Traum: 3,65 Meter lang und 1,65 Meter breit, da wuselt es sich herrlich durch die City und die Zahl der freien Parkplätze verdoppelt sich plötzlich. Wenn es jetzt noch eine Rückfahrkamera oder Parksensoren gäbe… (oder wäre das auch peinlich?)

Starke Ausstattung
Ansonsten lässt der Jimny ausstattungsmäßig nichts anbrennen. Schon in der Basisversion „pure“ um 17.990 Euro sind Tempomat, Klimaanlage, CD-/Bluetooth-/DAB-System, Auto-Notbremse, Verkehrszeichenerkennung oder Spurhalteassistent serienmäßig. Bei „clear“ um 2000 Euro Aufpreis gibt‘s u.a. Sitzheizung, elektrische Fensterheber sowie Außenspiegel, Funkzentralverriegelung und geteilte Rückbank. „flash“ (21.490 Euro) ist dann mit Navi, Klimaautomatik, höhenverstellbarem Lenkrad etc. schon beinahe luxuriös. Einzige verfügbare Extras: Sonderlackierungen um 390 Euro sowie eine spezielle Dachlackierung um 360 Euro.

Innenraum für Naturburschen
Dass man hier nicht in einem Lifestyle-SUV unterwegs ist, wird man dennoch nicht vergessen: Der Innenraum ist grob und so kantig wie die Karosserie. Schrauben werden nicht verborgen, vor dem Beifahrer befindet sich ein massiver Haltegriff in der Konsole, am Dachhimmel ein weiterer (natürlich mit offenen Schrauben). Alles besteht aus hartem Plastik und wirkt, als könnte man es mit dem Kärcher reinigen.

Platz ist für 2+2, also für zwei Erwachsene und zwei Kinder plus 85 Liter Gepäck hinter den Rücksitzen. Sinnvoller: Man klappt die Rücksitzlehnen um und hat einen Laderaum, der dachhoch bis zu 830 Liter fasst oder 377 Liter nach VDA. Der Knapp-zwei-Meter-Christbaum ist sich jedenfalls locker ausgegangen.

Unterm Strich
Der Suzuki Jimny ist ein Auto, das so ziemlich jeder mag. Vielleicht weil er so ein sympathischer, ehrlicher Naturbursche ist, der nichts zu sein vorgibt, was er nicht ist. Der nichts verspricht, was er nicht halten kann. Und so vielseitig ist wie ein Schweizermesser. Und niedlich obendrein. Den würde ich sicher nicht eintauschen!

Warum?
Viel offroad für wenig Geld
Extrem sympathisches Auftreten

Warum nicht?
Im EuroNCAP-Crashtest reichte es nur für drei Sterne.

Oder vielleicht …
… doch fünfe grade sein lassen und 360 Euro in die „Kinetic Yellow“-Lackierung investieren. Mega!

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(Bild: kmm)



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